Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

des stili insonderheit.
mit dem humili meist einerley, oder propri-
us, weil er keine tropos, oder ordinarius weil
er keine figuren braucht, und hat in diesen fällen
nichts besonders: Dieser der artificialis
heist tropicus weil er tropos, und figuratus,
weil er figuren braucht, dabey ebenfals nichts
mehr zu erinnern, er heist aber auch declama-
torius weil er gewisse solennitäten erfordert
und hievon ist etwas zu gedencken.

§. 16. Doch ehe ich davon etwas beybrin-
ge, muß ich von dem stilo in ansehung der
sprache etwas sagen, und zwar von dem Latei-
nischen, weil solches die sprache der gelehrten
und vom Teutschen, weil dieses unsere mutter-
sprache ist. Jene ist für allen andern excoli-
ret worden, dannenhero findet man darinn
gewissere regeln und vollkommenere, oder
wenigstens häuffigere exempel, so zu anbrin-
gung der guten eigenschaften des stili den weg
bahnen.a) Es hat aber diese sprache darinn
die gröste freyheit, daß sie die wörter nach ge-
fallen versetzen kan, und den vorzug, daß sie
was die reinlichkeit anbetrift, gleichsam in
posseßione ist, und sich nicht leicht, durch ein-
mischung fremder wörter, darinn turbiren läst.
im übrigen braucht sie keiner besondern regeln,
und wegen der eintheilungen in den Juliani-
schen, Muretianischen, Ciceronianischen, und
Curtianischen stilum,b) ingleichen in die aucto-
res unterschiedener alter,c) darf man sich
auch keine grosse mühe geben.


§. 17.

des ſtili inſonderheit.
mit dem humili meiſt einerley, oder propri-
us, weil er keine tropos, oder ordinarius weil
er keine figuren braucht, und hat in dieſen faͤllen
nichts beſonders: Dieſer der artificialis
heiſt tropicus weil er tropos, und figuratus,
weil er figuren braucht, dabey ebenfals nichts
mehr zu erinnern, er heiſt aber auch declama-
torius weil er gewiſſe ſolennitaͤten erfordert
und hievon iſt etwas zu gedencken.

§. 16. Doch ehe ich davon etwas beybrin-
ge, muß ich von dem ſtilo in anſehung der
ſprache etwas ſagen, und zwar von dem Latei-
niſchen, weil ſolches die ſprache der gelehrten
und vom Teutſchen, weil dieſes unſere mutter-
ſprache iſt. Jene iſt fuͤr allen andern excoli-
ret worden, dannenhero findet man darinn
gewiſſere regeln und vollkommenere, oder
wenigſtens haͤuffigere exempel, ſo zu anbrin-
gung der guten eigenſchaften des ſtili den weg
bahnen.a) Es hat aber dieſe ſprache darinn
die groͤſte freyheit, daß ſie die woͤrter nach ge-
fallen verſetzen kan, und den vorzug, daß ſie
was die reinlichkeit anbetrift, gleichſam in
poſſeßione iſt, und ſich nicht leicht, durch ein-
miſchung fremder woͤrter, darinn turbiren laͤſt.
im uͤbrigen braucht ſie keiner beſondern regeln,
und wegen der eintheilungen in den Juliani-
ſchen, Muretianiſchen, Ciceronianiſchen, und
Curtianiſchen ſtilum,b) ingleichen in die aucto-
res unterſchiedener alter,c) darf man ſich
auch keine groſſe muͤhe geben.


§. 17.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0353" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des &#x017F;tili                                         in&#x017F;onderheit.</hi></fw><lb/>
mit dem humili                                 mei&#x017F;t einerley, oder propri-<lb/>
us, weil er keine tropos,                                 oder ordinarius weil<lb/>
er keine figuren braucht, und hat in                                 die&#x017F;en fa&#x0364;llen<lb/>
nichts be&#x017F;onders:                                 Die&#x017F;er der artificialis<lb/>
hei&#x017F;t tropicus weil er                                 tropos, und figuratus,<lb/>
weil er figuren braucht, dabey ebenfals                                 nichts<lb/>
mehr zu erinnern, er hei&#x017F;t aber auch                                 declama-<lb/>
torius weil er gewi&#x017F;&#x017F;e                                 &#x017F;olennita&#x0364;ten erfordert<lb/>
und hievon i&#x017F;t                                 etwas zu gedencken.</p><lb/>
              <p>§. 16. Doch ehe ich davon etwas beybrin-<lb/>
ge, muß ich von dem                                 &#x017F;tilo in an&#x017F;ehung der<lb/>
&#x017F;prache etwas                                 &#x017F;agen, und zwar von dem Latei-<lb/>
ni&#x017F;chen, weil                                 &#x017F;olches die &#x017F;prache der gelehrten<lb/>
und vom                                 Teut&#x017F;chen, weil die&#x017F;es un&#x017F;ere mutter-<lb/>
&#x017F;prache i&#x017F;t. Jene i&#x017F;t fu&#x0364;r allen andern                                 excoli-<lb/>
ret worden, dannenhero findet man darinn<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;ere regeln und vollkommenere, oder<lb/>
wenig&#x017F;tens ha&#x0364;uffigere exempel, &#x017F;o zu                                 anbrin-<lb/>
gung der guten eigen&#x017F;chaften des &#x017F;tili                                 den weg<lb/>
bahnen.<note xml:id="notefn-a-71" next="#note-a-71" place="end" n="a)"/> Es hat aber                                 die&#x017F;e &#x017F;prache darinn<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te                                 freyheit, daß &#x017F;ie die wo&#x0364;rter nach ge-<lb/>
fallen                                 ver&#x017F;etzen kan, und den vorzug, daß &#x017F;ie<lb/>
was die                                 reinlichkeit anbetrift, gleich&#x017F;am in<lb/>
po&#x017F;&#x017F;eßione i&#x017F;t, und &#x017F;ich nicht leicht,                                 durch ein-<lb/>
mi&#x017F;chung fremder wo&#x0364;rter, darinn                                 turbiren la&#x0364;&#x017F;t.<lb/>
im u&#x0364;brigen braucht                                 &#x017F;ie keiner be&#x017F;ondern regeln,<lb/>
und wegen der                                 eintheilungen in den Juliani-<lb/>
&#x017F;chen,                                 Muretiani&#x017F;chen, Ciceroniani&#x017F;chen, und<lb/>
Curtiani&#x017F;chen &#x017F;tilum,<note xml:id="notefn-b-53" next="#note-b-53" place="end" n="b)"/>                                 ingleichen in die aucto-<lb/>
res unter&#x017F;chiedener alter,<note xml:id="notefn-c-35" next="#note-c-35" place="end" n="c)"/> darf man &#x017F;ich<lb/>
auch keine                                 gro&#x017F;&#x017F;e mu&#x0364;he geben.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 17.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0353] des ſtili inſonderheit. mit dem humili meiſt einerley, oder propri- us, weil er keine tropos, oder ordinarius weil er keine figuren braucht, und hat in dieſen faͤllen nichts beſonders: Dieſer der artificialis heiſt tropicus weil er tropos, und figuratus, weil er figuren braucht, dabey ebenfals nichts mehr zu erinnern, er heiſt aber auch declama- torius weil er gewiſſe ſolennitaͤten erfordert und hievon iſt etwas zu gedencken. §. 16. Doch ehe ich davon etwas beybrin- ge, muß ich von dem ſtilo in anſehung der ſprache etwas ſagen, und zwar von dem Latei- niſchen, weil ſolches die ſprache der gelehrten und vom Teutſchen, weil dieſes unſere mutter- ſprache iſt. Jene iſt fuͤr allen andern excoli- ret worden, dannenhero findet man darinn gewiſſere regeln und vollkommenere, oder wenigſtens haͤuffigere exempel, ſo zu anbrin- gung der guten eigenſchaften des ſtili den weg bahnen. a⁾ Es hat aber dieſe ſprache darinn die groͤſte freyheit, daß ſie die woͤrter nach ge- fallen verſetzen kan, und den vorzug, daß ſie was die reinlichkeit anbetrift, gleichſam in poſſeßione iſt, und ſich nicht leicht, durch ein- miſchung fremder woͤrter, darinn turbiren laͤſt. im uͤbrigen braucht ſie keiner beſondern regeln, und wegen der eintheilungen in den Juliani- ſchen, Muretianiſchen, Ciceronianiſchen, und Curtianiſchen ſtilum, b⁾ ingleichen in die aucto- res unterſchiedener alter, c⁾ darf man ſich auch keine groſſe muͤhe geben. §. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/353
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/353>, abgerufen am 22.11.2024.