ger abriß des grossen, weil die welt stehet in unverwelckten andencken lebenden und aller- glorwürdigsten Friedrich Wilhelms.
§. 5. Der stilus theoreticus und patheticus, richtet sein absehen ebenfalls auf die beschaf- fenheit des obiecti. Jst das obiectum bloß theoretisch und nur auf die überzeugung und den unterricht des verstandes zu disponiren, so hat man auch nur auf den adäquaten deutli- chen ausdruck, und die natürliche eigenschaften des stili zu sehen, solches wird der theoretische stilus seyn, welcher mit dem stilo humili meh- rentheils einerley. Jst das obiectum eine sa- che die den willen angeht, muß auch der stilus mit tropis und figuren, nach beschaffenheit des affects, nachdrücklicher gemacht werden, daher heist er nachgehends patheticus, und ist mehrentheils zugleich mediocris, oder sublimis. Die heftigsten affecten, als, zorn, liebe, freude, traurigkeit, unterscheiden ihn am meisten, dar- nach auch alle seine theile zu disponiren sind, übrigens braucht er keine besondere regeln.
§. 6. Der unterschied des obiecti, macht wiederum einen unterschied unter den stilum simplicem und eruditum, bey ienem ist es sinn- lich, bey diesem abstract. Der stilus simplex hat in so fern er nur von sinnlichen ob- iectis handelt, nichts besonders, ingleichen der gelehrte stilus überhaupt. Jn so fern aber dieser ins besondere auf Theologische materien appliciret wird, ist es nöthig daß alle seine thei-
le
von denen unterſchiedenen arten
ger abriß des groſſen, weil die welt ſtehet in unverwelckten andencken lebenden und aller- glorwuͤrdigſten Friedrich Wilhelms.
§. 5. Der ſtilus theoreticus und patheticus, richtet ſein abſehen ebenfalls auf die beſchaf- fenheit des obiecti. Jſt das obiectum bloß theoretiſch und nur auf die uͤberzeugung und den unterricht des verſtandes zu diſponiren, ſo hat man auch nur auf den adaͤquaten deutli- chen ausdruck, und die natuͤrliche eigenſchaften des ſtili zu ſehen, ſolches wird der theoretiſche ſtilus ſeyn, welcher mit dem ſtilo humili meh- rentheils einerley. Jſt das obiectum eine ſa- che die den willen angeht, muß auch der ſtilus mit tropis und figuren, nach beſchaffenheit des affects, nachdruͤcklicher gemacht werden, daher heiſt er nachgehends patheticus, und iſt mehrentheils zugleich mediocris, oder ſublimis. Die heftigſten affecten, als, zorn, liebe, freude, traurigkeit, unterſcheiden ihn am meiſten, dar- nach auch alle ſeine theile zu diſponiren ſind, uͤbrigens braucht er keine beſondere regeln.
§. 6. Der unterſchied des obiecti, macht wiederum einen unterſchied unter den ſtilum ſimplicem und eruditum, bey ienem iſt es ſinn- lich, bey dieſem abſtract. Der ſtilus ſimplex hat in ſo fern er nur von ſinnlichen ob- iectis handelt, nichts beſonders, ingleichen der gelehrte ſtilus uͤberhaupt. Jn ſo fern aber dieſer ins beſondere auf Theologiſche materien appliciret wird, iſt es noͤthig daß alle ſeine thei-
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von denen unterſchiedenen arten
ger abriß des groſſen, weil die welt ſtehet in
unverwelckten andencken lebenden und aller-
glorwuͤrdigſten Friedrich Wilhelms.
§. 5. Der ſtilus theoreticus und patheticus,
richtet ſein abſehen ebenfalls auf die beſchaf-
fenheit des obiecti. Jſt das obiectum bloß
theoretiſch und nur auf die uͤberzeugung und
den unterricht des verſtandes zu diſponiren,
ſo hat man auch nur auf den adaͤquaten deutli-
chen ausdruck, und die natuͤrliche eigenſchaften
des ſtili zu ſehen, ſolches wird der theoretiſche
ſtilus ſeyn, welcher mit dem ſtilo humili meh-
rentheils einerley. Jſt das obiectum eine ſa-
che die den willen angeht, muß auch der ſtilus
mit tropis und figuren, nach beſchaffenheit
des affects, nachdruͤcklicher gemacht werden,
daher heiſt er nachgehends patheticus, und iſt
mehrentheils zugleich mediocris, oder ſublimis.
Die heftigſten affecten, als, zorn, liebe, freude,
traurigkeit, unterſcheiden ihn am meiſten, dar-
nach auch alle ſeine theile zu diſponiren ſind,
uͤbrigens braucht er keine beſondere regeln.
§. 6. Der unterſchied des obiecti, macht
wiederum einen unterſchied unter den ſtilum
ſimplicem und eruditum, bey ienem iſt es ſinn-
lich, bey dieſem abſtract. Der ſtilus
ſimplex hat in ſo fern er nur von ſinnlichen ob-
iectis handelt, nichts beſonders, ingleichen der
gelehrte ſtilus uͤberhaupt. Jn ſo fern aber
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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