Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.des stili insonderheit. fürstliche tugenden. Ubrigens wird dessen im-mergrünender lorbeer dadurch nicht verwel- cken, wenn ich solchen mit unreiner hand be- rühre, und sein bild mit etwas ungeschick- ten farben und zitternden strichen zu entschat- ten, mich erkühne, wo mich H. A. von dero geneigten aufmercken und urtheil in meinem unternehmen begleitet sehe. Die in allen menschlichen verrichtungen ihre befehle aus- theilende unbeständigkeit, hat auch der mäch- tigsten staaten nicht geschonet. Und ich ver- wundere mich nicht, wenn die alten behauptet, daß nach dem bilde der fast circulrunden er- den, alle sachen und reiche circulsweise, nach- dem das wanckende glück das unbeständige rad drehet, ihren lauf führeten, die erfahrung giebet ihnen beyfall. Jch rede nicht von dem gäntzlichen untergehen alter und frischem auf- gehen neuer reiche, sondern nur von denen veränderungen die in bereits eingerichten staa- ten sich zutragen. Bald muß sich das freye Portugall zu dem Spanischen ioche beque- men, da es kurtz vorhero unter eignen königen Mohren und Spaniern getrotzet: Bald aber entlastet es sich desselben, u. beginnet zu voriger hoheit zu schreiten. Unter denen regenten selbst findet sich ein beständiger wechsel. Wie an dem stern-himmel, sterne welche kurtz vorher ihr funckelndes licht unserm gesichts-kreiß ge- wiesen, endlich sich zum untergange neigen, und wie sich bey denen reinesten fixsternen, bald aus-
des ſtili inſonderheit. fuͤrſtliche tugenden. Ubrigens wird deſſen im-mergruͤnender lorbeer dadurch nicht verwel- cken, wenn ich ſolchen mit unreiner hand be- ruͤhre, und ſein bild mit etwas ungeſchick- ten farben und zitternden ſtrichen zu entſchat- ten, mich erkuͤhne, wo mich H. A. von dero geneigten aufmercken und urtheil in meinem unternehmen begleitet ſehe. Die in allen menſchlichen verrichtungen ihre befehle aus- theilende unbeſtaͤndigkeit, hat auch der maͤch- tigſten ſtaaten nicht geſchonet. Und ich ver- wundere mich nicht, wenn die alten behauptet, daß nach dem bilde der faſt circulrunden er- den, alle ſachen und reiche circulsweiſe, nach- dem das wanckende gluͤck das unbeſtaͤndige rad drehet, ihren lauf fuͤhreten, die erfahrung giebet ihnen beyfall. Jch rede nicht von dem gaͤntzlichen untergehen alter und friſchem auf- gehen neuer reiche, ſondern nur von denen veraͤnderungen die in bereits eingerichten ſtaa- ten ſich zutragen. Bald muß ſich das freye Portugall zu dem Spaniſchen ioche beque- men, da es kurtz vorhero unter eignen koͤnigen Mohren und Spaniern getrotzet: Bald aber entlaſtet es ſich deſſelben, u. beginnet zu voriger hoheit zu ſchreiten. Unter denen regenten ſelbſt findet ſich ein beſtaͤndiger wechſel. Wie an dem ſtern-himmel, ſterne welche kurtz vorher ihr funckelndes licht unſerm geſichts-kreiß ge- wieſen, endlich ſich zum untergange neigen, und wie ſich bey denen reineſten fixſternen, bald aus-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0303" n="285"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des ſtili inſonderheit.</hi></fw><lb/> fuͤrſtliche tugenden. Ubrigens wird deſſen im-<lb/> mergruͤnender lorbeer dadurch nicht verwel-<lb/> cken, wenn ich ſolchen mit unreiner hand be-<lb/> ruͤhre, und ſein bild mit etwas ungeſchick-<lb/> ten farben und zitternden ſtrichen zu entſchat-<lb/> ten, mich erkuͤhne, wo mich H. A. von dero<lb/> geneigten aufmercken und urtheil in meinem<lb/> unternehmen begleitet ſehe. Die in allen<lb/> menſchlichen verrichtungen ihre befehle aus-<lb/> theilende unbeſtaͤndigkeit, hat auch der maͤch-<lb/> tigſten ſtaaten nicht geſchonet. Und ich ver-<lb/> wundere mich nicht, wenn die alten behauptet,<lb/> daß nach dem bilde der faſt <hi rendition="#fr">circulrunden</hi> er-<lb/> den, alle ſachen und reiche <hi rendition="#fr">circulsweiſe,</hi> nach-<lb/> dem das wanckende gluͤck das unbeſtaͤndige<lb/> rad drehet, ihren lauf fuͤhreten, die erfahrung<lb/> giebet ihnen beyfall. Jch rede nicht von dem<lb/> gaͤntzlichen untergehen alter und friſchem auf-<lb/> gehen neuer reiche, ſondern nur von denen<lb/> veraͤnderungen die in bereits eingerichten ſtaa-<lb/> ten ſich zutragen. Bald muß ſich das freye<lb/><hi rendition="#fr">Portugall</hi> zu dem Spaniſchen ioche beque-<lb/> men, da es kurtz vorhero unter eignen koͤnigen<lb/> Mohren und <hi rendition="#fr">Spaniern</hi> getrotzet: Bald aber<lb/> entlaſtet es ſich deſſelben, u. beginnet zu voriger<lb/> hoheit zu ſchreiten. Unter denen regenten ſelbſt<lb/> findet ſich ein beſtaͤndiger wechſel. Wie an<lb/> dem ſtern-himmel, ſterne welche kurtz vorher<lb/> ihr funckelndes licht unſerm geſichts-kreiß ge-<lb/> wieſen, endlich ſich zum untergange neigen,<lb/> und wie ſich bey denen reineſten fixſternen, bald<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aus-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [285/0303]
des ſtili inſonderheit.
fuͤrſtliche tugenden. Ubrigens wird deſſen im-
mergruͤnender lorbeer dadurch nicht verwel-
cken, wenn ich ſolchen mit unreiner hand be-
ruͤhre, und ſein bild mit etwas ungeſchick-
ten farben und zitternden ſtrichen zu entſchat-
ten, mich erkuͤhne, wo mich H. A. von dero
geneigten aufmercken und urtheil in meinem
unternehmen begleitet ſehe. Die in allen
menſchlichen verrichtungen ihre befehle aus-
theilende unbeſtaͤndigkeit, hat auch der maͤch-
tigſten ſtaaten nicht geſchonet. Und ich ver-
wundere mich nicht, wenn die alten behauptet,
daß nach dem bilde der faſt circulrunden er-
den, alle ſachen und reiche circulsweiſe, nach-
dem das wanckende gluͤck das unbeſtaͤndige
rad drehet, ihren lauf fuͤhreten, die erfahrung
giebet ihnen beyfall. Jch rede nicht von dem
gaͤntzlichen untergehen alter und friſchem auf-
gehen neuer reiche, ſondern nur von denen
veraͤnderungen die in bereits eingerichten ſtaa-
ten ſich zutragen. Bald muß ſich das freye
Portugall zu dem Spaniſchen ioche beque-
men, da es kurtz vorhero unter eignen koͤnigen
Mohren und Spaniern getrotzet: Bald aber
entlaſtet es ſich deſſelben, u. beginnet zu voriger
hoheit zu ſchreiten. Unter denen regenten ſelbſt
findet ſich ein beſtaͤndiger wechſel. Wie an
dem ſtern-himmel, ſterne welche kurtz vorher
ihr funckelndes licht unſerm geſichts-kreiß ge-
wieſen, endlich ſich zum untergange neigen,
und wie ſich bey denen reineſten fixſternen, bald
aus-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/303 |
Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/303>, abgerufen am 16.02.2025. |