Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.des stili insonderheit. richten könne. Jch müste anführen, was denJcarum der flügel beraubet, und ihn aus der gemeinschaft der gestirne in den tiefsten ab- grund gestürtzet, nehmlich seine von abge- schmackter einbildung verursachte verände- rung. Sie erlauben mir also H. und H. A. nur noch dieses hinzuzufügen, daß der gezie- menden veränderung des gemüthes, vor dem pöbel, als welchem der glantz der wichtigsten wahrheiten nur die augen zu blenden u. ihn zum haß zu verändern pfleget, eine decke kluger auf- führung und verschwiegenheit müsse fürgehan- gen werden. Denn unter denenjenigen wel- che mit ihrem verstande unwissenheit und vor- urtheile überwunden, ist es eine ausgemachte sache, daß die beständigkeit zwar eine der vornehmsten tugenden, allein härte und halß- starrigkeit des gemüthes ein weit grösseres la- ster sey. Dixi. §. 4. Endlich ist der hohe stilus der präch- prasselnd S 3
des ſtili inſonderheit. richten koͤnne. Jch muͤſte anfuͤhren, was denJcarum der fluͤgel beraubet, und ihn aus der gemeinſchaft der geſtirne in den tiefſten ab- grund geſtuͤrtzet, nehmlich ſeine von abge- ſchmackter einbildung verurſachte veraͤnde- rung. Sie erlauben mir alſo H. und H. A. nur noch dieſes hinzuzufuͤgen, daß der gezie- menden veraͤnderung des gemuͤthes, vor dem poͤbel, als welchem der glantz der wichtigſten wahrheiten nur die augen zu blenden u. ihn zum haß zu veraͤndern pfleget, eine decke kluger auf- fuͤhrung und verſchwiegenheit muͤſſe fuͤrgehan- gen werden. Denn unter denenjenigen wel- che mit ihrem verſtande unwiſſenheit und vor- urtheile uͤberwunden, iſt es eine ausgemachte ſache, daß die beſtaͤndigkeit zwar eine der vornehmſten tugenden, allein haͤrte und halß- ſtarrigkeit des gemuͤthes ein weit groͤſſeres la- ſter ſey. Dixi. §. 4. Endlich iſt der hohe ſtilus der praͤch- praſſelnd S 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0295" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des ſtili inſonderheit.</hi></fw><lb/> richten koͤnne. Jch muͤſte anfuͤhren, was den<lb/><hi rendition="#fr">Jcarum</hi> der fluͤgel beraubet, und ihn aus der<lb/> gemeinſchaft der geſtirne in den tiefſten ab-<lb/> grund geſtuͤrtzet, nehmlich ſeine von abge-<lb/> ſchmackter einbildung verurſachte veraͤnde-<lb/> rung. Sie erlauben mir alſo H. und H. A.<lb/> nur noch dieſes hinzuzufuͤgen, daß der gezie-<lb/> menden veraͤnderung des gemuͤthes, vor dem<lb/> poͤbel, als welchem der glantz der wichtigſten<lb/> wahrheiten nur die augen zu blenden u. ihn zum<lb/> haß zu veraͤndern pfleget, eine decke kluger auf-<lb/> fuͤhrung und verſchwiegenheit muͤſſe fuͤrgehan-<lb/> gen werden. Denn unter denenjenigen wel-<lb/> che mit ihrem verſtande unwiſſenheit und vor-<lb/> urtheile uͤberwunden, iſt es eine ausgemachte<lb/> ſache, daß die beſtaͤndigkeit zwar eine der<lb/> vornehmſten tugenden, allein haͤrte und halß-<lb/> ſtarrigkeit des gemuͤthes ein weit groͤſſeres la-<lb/> ſter ſey.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Dixi.</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div n="3"> <p>§. 4. Endlich iſt der hohe ſtilus der praͤch-<lb/> tigſte, aber auch der gefaͤhrlichſte.<note xml:id="notefn-a-67" next="#note-a-67" place="end" n="a)"/> Er iſt<lb/> nur bey hohen obiectis zugebrauchen, davon<lb/> man nur die ideen der hoheit zuſammen ſucht,<lb/><note xml:id="notefn-b-50" next="#note-b-50" place="end" n="b)"/> ſelbige durch lauter tropos und figuren, oder<lb/> mit worten und redens-arten, welche die neben-<lb/> ideen einer hoheit haben, mit dazu genom-<lb/> menen emphatiſche beywoͤrtern, ausdrucket,<lb/> die iunctur der rede durch den zuſammenfall<lb/> der conſonantium und langer vocalium etwas<lb/> maieſtaͤtiſch, und den numerum donnernd und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">praſſelnd</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0295]
des ſtili inſonderheit.
richten koͤnne. Jch muͤſte anfuͤhren, was den
Jcarum der fluͤgel beraubet, und ihn aus der
gemeinſchaft der geſtirne in den tiefſten ab-
grund geſtuͤrtzet, nehmlich ſeine von abge-
ſchmackter einbildung verurſachte veraͤnde-
rung. Sie erlauben mir alſo H. und H. A.
nur noch dieſes hinzuzufuͤgen, daß der gezie-
menden veraͤnderung des gemuͤthes, vor dem
poͤbel, als welchem der glantz der wichtigſten
wahrheiten nur die augen zu blenden u. ihn zum
haß zu veraͤndern pfleget, eine decke kluger auf-
fuͤhrung und verſchwiegenheit muͤſſe fuͤrgehan-
gen werden. Denn unter denenjenigen wel-
che mit ihrem verſtande unwiſſenheit und vor-
urtheile uͤberwunden, iſt es eine ausgemachte
ſache, daß die beſtaͤndigkeit zwar eine der
vornehmſten tugenden, allein haͤrte und halß-
ſtarrigkeit des gemuͤthes ein weit groͤſſeres la-
ſter ſey.
Dixi.
§. 4. Endlich iſt der hohe ſtilus der praͤch-
tigſte, aber auch der gefaͤhrlichſte.
a⁾
Er iſt
nur bey hohen obiectis zugebrauchen, davon
man nur die ideen der hoheit zuſammen ſucht,
b⁾
ſelbige durch lauter tropos und figuren, oder
mit worten und redens-arten, welche die neben-
ideen einer hoheit haben, mit dazu genom-
menen emphatiſche beywoͤrtern, ausdrucket,
die iunctur der rede durch den zuſammenfall
der conſonantium und langer vocalium etwas
maieſtaͤtiſch, und den numerum donnernd und
praſſelnd
S 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |