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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und desselben eigenschaften.
rung eines glüenden eisens, seine unschuld an
den tag zu legen und zu bewähren. Zu diesem
fügte sich die unruhe eines geängsteten und auf-
wachenden gewissens. Solches ist die ärgste
tortur boßhaft gewesener menschen, und wer
dieses in der seele hat, ist weit unglücklicher, als
derienige, welcher eine schlange im busen trägt,
und dessen begleiter ein allzeit fertiger hencker
ist, und eben dieses folterte diese printzessin al-
so, daß sie lieber ihre übelthat und des grafen
unschuld bekennen, als sich einer irdischen höl-
le aufopfern wolte. Darauf folgte eine er-
schreckliche straffe, und es schien als wann mehr
die vereinigung so vieler geistlichen flammen,
diese unglückseelige, endlich in asche verwan-
delt hätte, als der bey Modena aufgerichtete
scheiterhauffen, auf welchem sie ihr leben mit
einem entsetzlichen ende iämmerlich beschliessen
muste. Die nachwelt aber kan aus ihrer asche
lesen: Hohen häuptern werde am gefährlich-
sten von denen lastern nachgestellet, und den-
noch ihre missethaten am schrecklichsten heimge-
suchet, wann die Göttliche allwissende Maie-
stät, mit rächenden arme, was im finstern be-
gangen, an die sonne herfürziehet.

§. 12. Und dieses wären dieienigen eigen-
schaften des stili, ohne welche derselbe, ein un-
formlicher mischmasch zusammen gehäufter
worte bleibt, und welche hingegen wann sie
wohl in acht genommen und angebracht, als
die wahrhaftigen und natürlichen zierrathen

dessel-
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und deſſelben eigenſchaften.
rung eines gluͤenden eiſens, ſeine unſchuld an
den tag zu legen und zu bewaͤhren. Zu dieſem
fuͤgte ſich die unruhe eines geaͤngſteten und auf-
wachenden gewiſſens. Solches iſt die aͤrgſte
tortur boßhaft geweſener menſchen, und wer
dieſes in der ſeele hat, iſt weit ungluͤcklicher, als
derienige, welcher eine ſchlange im buſen traͤgt,
und deſſen begleiter ein allzeit fertiger hencker
iſt, und eben dieſes folterte dieſe printzeſſin al-
ſo, daß ſie lieber ihre uͤbelthat und des grafen
unſchuld bekennen, als ſich einer irdiſchen hoͤl-
le aufopfern wolte. Darauf folgte eine er-
ſchreckliche ſtraffe, und es ſchien als wann mehr
die vereinigung ſo vieler geiſtlichen flammen,
dieſe ungluͤckſeelige, endlich in aſche verwan-
delt haͤtte, als der bey Modena aufgerichtete
ſcheiterhauffen, auf welchem ſie ihr leben mit
einem entſetzlichen ende iaͤmmerlich beſchlieſſen
muſte. Die nachwelt aber kan aus ihrer aſche
leſen: Hohen haͤuptern werde am gefaͤhrlich-
ſten von denen laſtern nachgeſtellet, und den-
noch ihre miſſethaten am ſchrecklichſten heimge-
ſuchet, wann die Goͤttliche allwiſſende Maie-
ſtaͤt, mit raͤchenden arme, was im finſtern be-
gangen, an die ſonne herfuͤrziehet.

§. 12. Und dieſes waͤren dieienigen eigen-
ſchaften des ſtili, ohne welche derſelbe, ein un-
formlicher miſchmaſch zuſammen gehaͤufter
worte bleibt, und welche hingegen wann ſie
wohl in acht genommen und angebracht, als
die wahrhaftigen und natuͤrlichen zierrathen

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[231/0249] und deſſelben eigenſchaften. rung eines gluͤenden eiſens, ſeine unſchuld an den tag zu legen und zu bewaͤhren. Zu dieſem fuͤgte ſich die unruhe eines geaͤngſteten und auf- wachenden gewiſſens. Solches iſt die aͤrgſte tortur boßhaft geweſener menſchen, und wer dieſes in der ſeele hat, iſt weit ungluͤcklicher, als derienige, welcher eine ſchlange im buſen traͤgt, und deſſen begleiter ein allzeit fertiger hencker iſt, und eben dieſes folterte dieſe printzeſſin al- ſo, daß ſie lieber ihre uͤbelthat und des grafen unſchuld bekennen, als ſich einer irdiſchen hoͤl- le aufopfern wolte. Darauf folgte eine er- ſchreckliche ſtraffe, und es ſchien als wann mehr die vereinigung ſo vieler geiſtlichen flammen, dieſe ungluͤckſeelige, endlich in aſche verwan- delt haͤtte, als der bey Modena aufgerichtete ſcheiterhauffen, auf welchem ſie ihr leben mit einem entſetzlichen ende iaͤmmerlich beſchlieſſen muſte. Die nachwelt aber kan aus ihrer aſche leſen: Hohen haͤuptern werde am gefaͤhrlich- ſten von denen laſtern nachgeſtellet, und den- noch ihre miſſethaten am ſchrecklichſten heimge- ſuchet, wann die Goͤttliche allwiſſende Maie- ſtaͤt, mit raͤchenden arme, was im finſtern be- gangen, an die ſonne herfuͤrziehet. §. 12. Und dieſes waͤren dieienigen eigen- ſchaften des ſtili, ohne welche derſelbe, ein un- formlicher miſchmaſch zuſammen gehaͤufter worte bleibt, und welche hingegen wann ſie wohl in acht genommen und angebracht, als die wahrhaftigen und natuͤrlichen zierrathen deſſel- P 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/249>, abgerufen am 22.11.2024.