Oft zeucht das ungelücke, Das schon gezuckte beil von hals und brust zu- rücke, Wenn es die tugend sieht mit starren augen an.
Er thut zugleich einen blick in die alte Hi- storie, auf den berühmten Römischen Marium. Als nemlich die zu Minturnum einen Gallier, ihm das leben zu nehmen, beordert, dieser aber indem er den Marium erkennet, sich zugleich der tapferkeit des Marii so er in dem Cim- brischen kriege gegenwärtig als gemeiner solda- te mit angesehen, erinnerte, so entgieng ihm gleichsam alle kraft dem aufgetragenen be- fehl ein genüge zu leisten, daß er auch das be- reits gezuckte gewehr voller bestürtzung und verwirrung von sich werffen, und so gar den Mario zur erhaltung seines lebens dienen mu- ste. Aber o seltzames glück! hättest du dich mit der tapferkeit des Marii verbinden wollen, warum suchtest du nicht vielmehr ihn für der- gleichen umstände zu bewahren, darinn er alle augenblick den letzten streich erwarten, und bloß durch eine höhere schickung abhalten kon- te. Wilst du der tugend deine annehmlich- keiten zu kosten geben, so erwarte doch nicht eine zeit da ihnen der geschmack, ia alle sinne be- reits vergangen!
Exempl. VI. per similitudines & dissimilitu- dines,da das erste exempel connectiret worden, wozu die sätze ohne connexion oben gegeben.
Mon
von dem ſtilo
Oft zeucht das ungeluͤcke, Das ſchon gezuckte beil von hals und bruſt zu- ruͤcke, Wenn es die tugend ſieht mit ſtarren augen an.
Er thut zugleich einen blick in die alte Hi- ſtorie, auf den beruͤhmten Roͤmiſchen Marium. Als nemlich die zu Minturnum einen Gallier, ihm das leben zu nehmen, beordert, dieſer aber indem er den Marium erkennet, ſich zugleich der tapferkeit des Marii ſo er in dem Cim- briſchen kriege gegenwaͤrtig als gemeiner ſolda- te mit angeſehen, erinnerte, ſo entgieng ihm gleichſam alle kraft dem aufgetragenen be- fehl ein genuͤge zu leiſten, daß er auch das be- reits gezuckte gewehr voller beſtuͤrtzung und verwirrung von ſich werffen, und ſo gar den Mario zur erhaltung ſeines lebens dienen mu- ſte. Aber o ſeltzames gluͤck! haͤtteſt du dich mit der tapferkeit des Marii verbinden wollen, warum ſuchteſt du nicht vielmehr ihn fuͤr der- gleichen umſtaͤnde zu bewahren, darinn er alle augenblick den letzten ſtreich erwarten, und bloß durch eine hoͤhere ſchickung abhalten kon- te. Wilſt du der tugend deine annehmlich- keiten zu koſten geben, ſo erwarte doch nicht eine zeit da ihnen der geſchmack, ia alle ſinne be- reits vergangen!
Exempl. VI. per ſimilitudines & diſſimilitu- dines,da das erſte exempel connectiret worden, wozu die ſaͤtze ohne connexion oben gegeben.
Mon
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von dem ſtilo
Oft zeucht das ungeluͤcke,
Das ſchon gezuckte beil von hals und bruſt zu-
ruͤcke,
Wenn es die tugend ſieht mit ſtarren augen
an.
Er thut zugleich einen blick in die alte Hi-
ſtorie, auf den beruͤhmten Roͤmiſchen Marium.
Als nemlich die zu Minturnum einen Gallier,
ihm das leben zu nehmen, beordert, dieſer aber
indem er den Marium erkennet, ſich zugleich
der tapferkeit des Marii ſo er in dem Cim-
briſchen kriege gegenwaͤrtig als gemeiner ſolda-
te mit angeſehen, erinnerte, ſo entgieng ihm
gleichſam alle kraft dem aufgetragenen be-
fehl ein genuͤge zu leiſten, daß er auch das be-
reits gezuckte gewehr voller beſtuͤrtzung und
verwirrung von ſich werffen, und ſo gar den
Mario zur erhaltung ſeines lebens dienen mu-
ſte. Aber o ſeltzames gluͤck! haͤtteſt du dich
mit der tapferkeit des Marii verbinden wollen,
warum ſuchteſt du nicht vielmehr ihn fuͤr der-
gleichen umſtaͤnde zu bewahren, darinn er alle
augenblick den letzten ſtreich erwarten, und
bloß durch eine hoͤhere ſchickung abhalten kon-
te. Wilſt du der tugend deine annehmlich-
keiten zu koſten geben, ſo erwarte doch nicht
eine zeit da ihnen der geſchmack, ia alle ſinne be-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/240>, abgerufen am 22.12.2024.
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