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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
diese zu gemein worden, fangen sie nun an bloß
irdene zu gebrauchen. So geht es mit denen
manieren zu reden, mit der titulatur etc. Daher
lernt man dieses nicht leicht aus büchern, son-
dern aus dem menschlichen leben, aber eben deß-
wegen ist es leicht dawider zu verstossen, und
noch mehr, deßwegen muß man es einem, der da-
wider verstöst, nicht so leicht aufmutzen und dar-
über sich alteriren, ob es wohl freylich unrecht
selbiges negligiren.
d) Daher entstehen alle complimente, titulaturen
und andere polite manieren zu reden, Z. e. daß
man einen du, den andern er, den dritten gar sie
nennet, und ietzo füngt man gar an, die leute ih-
nen
zu nennen, als: ich bitte ihnen gar schön;
Daß man einen durchlauchtig, hochgebohren/
gestrenge, gnädig, ihre excellentz, magnifi-
centz, sich aber einen gehorsamen, unterthäni-
gen, allerunterthänigsten diener
nennet; nach
dem universellen gebrauch ist ein sieb durch-
läuchtig, des thürmers sohn hochgebohren,
der boltzapfel gestrenge, GOtt allein gnädig,

und ihre excellentz heist ihre fürtreflichkeit,
ihre magnificentz
aber ihre großthulichkeit;
und wann ich mich eines andern unterthänigen
diener
nenne, so hat das nicht den verstand, als
wann ich sein schuhputzer wäre. Hier thun ei-
nige der sache zu viel, einige zu wenig, einige
sehen sonst die sache nicht recht an. Zu viel
thun alle dieienigen, welche an dem unrechten
ort, oder im überfluß, oder mit fremden wör-
tern, einen politen gebrauch affectiren, z. e.
wann man die iunge magd sie nennet; oder
man nennt sich ohne unterschied einen unterthä-
nigen diener,
da es wohl an einem ergebenen
diener
gnug wäre; wann man so viel fremde
wörter einmischt, als Frantzöische und Jtaliä-
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der gedancken.
dieſe zu gemein worden, fangen ſie nun an bloß
irdene zu gebrauchen. So geht es mit denen
manieren zu reden, mit der titulatur ꝛc. Daher
lernt man dieſes nicht leicht aus buͤchern, ſon-
dern aus dem menſchlichen leben, aber eben deß-
wegen iſt es leicht dawider zu verſtoſſen, und
noch mehr, deßwegen muß man es einem, der da-
wider verſtoͤſt, nicht ſo leicht aufmutzen und dar-
uͤber ſich alteriren, ob es wohl freylich unrecht
ſelbiges negligiren.
d) Daher entſtehen alle complimente, titulaturen
und andere polite manieren zu reden, Z. e. daß
man einen du, den andern er, den dritten gar ſie
nennet, und ietzo fuͤngt man gar an, die leute ih-
nen
zu nennen, als: ich bitte ihnen gar ſchoͤn;
Daß man einen durchlauchtig, hochgebohren/
geſtrenge, gnaͤdig, ihre excellentz, magnifi-
centz, ſich aber einen gehorſamen, unterthaͤni-
gen, allerunterthaͤnigſten diener
nennet; nach
dem univerſellen gebrauch iſt ein ſieb durch-
laͤuchtig, des thuͤrmers ſohn hochgebohren,
der boltzapfel geſtrenge, GOtt allein gnaͤdig,

und ihre excellentz heiſt ihre fuͤrtreflichkeit,
ihre magnificentz
aber ihre großthulichkeit;
und wann ich mich eines andern unterthaͤnigen
diener
nenne, ſo hat das nicht den verſtand, als
wann ich ſein ſchuhputzer waͤre. Hier thun ei-
nige der ſache zu viel, einige zu wenig, einige
ſehen ſonſt die ſache nicht recht an. Zu viel
thun alle dieienigen, welche an dem unrechten
ort, oder im uͤberfluß, oder mit fremden woͤr-
tern, einen politen gebrauch affectiren, z. e.
wann man die iunge magd ſie nennet; oder
man nennt ſich ohne unterſchied einen unterthaͤ-
nigen diener,
da es wohl an einem ergebenen
diener
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[181/0199] der gedancken. c⁾ dieſe zu gemein worden, fangen ſie nun an bloß irdene zu gebrauchen. So geht es mit denen manieren zu reden, mit der titulatur ꝛc. Daher lernt man dieſes nicht leicht aus buͤchern, ſon- dern aus dem menſchlichen leben, aber eben deß- wegen iſt es leicht dawider zu verſtoſſen, und noch mehr, deßwegen muß man es einem, der da- wider verſtoͤſt, nicht ſo leicht aufmutzen und dar- uͤber ſich alteriren, ob es wohl freylich unrecht ſelbiges negligiren. d⁾ Daher entſtehen alle complimente, titulaturen und andere polite manieren zu reden, Z. e. daß man einen du, den andern er, den dritten gar ſie nennet, und ietzo fuͤngt man gar an, die leute ih- nen zu nennen, als: ich bitte ihnen gar ſchoͤn; Daß man einen durchlauchtig, hochgebohren/ geſtrenge, gnaͤdig, ihre excellentz, magnifi- centz, ſich aber einen gehorſamen, unterthaͤni- gen, allerunterthaͤnigſten diener nennet; nach dem univerſellen gebrauch iſt ein ſieb durch- laͤuchtig, des thuͤrmers ſohn hochgebohren, der boltzapfel geſtrenge, GOtt allein gnaͤdig, und ihre excellentz heiſt ihre fuͤrtreflichkeit, ihre magnificentz aber ihre großthulichkeit; und wann ich mich eines andern unterthaͤnigen diener nenne, ſo hat das nicht den verſtand, als wann ich ſein ſchuhputzer waͤre. Hier thun ei- nige der ſache zu viel, einige zu wenig, einige ſehen ſonſt die ſache nicht recht an. Zu viel thun alle dieienigen, welche an dem unrechten ort, oder im uͤberfluß, oder mit fremden woͤr- tern, einen politen gebrauch affectiren, z. e. wann man die iunge magd ſie nennet; oder man nennt ſich ohne unterſchied einen unterthaͤ- nigen diener, da es wohl an einem ergebenen diener gnug waͤre; wann man ſo viel fremde woͤrter einmiſcht, als Frantzoͤiſche und Jtaliaͤ- niſche M 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/199>, abgerufen am 25.11.2024.