Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
der gedancken.
crocosmum, aber nicht so, daß man ienen mun-
dum,
und diesen auch mundum nennet etc.

§. 15. Der galante gebrauch, ist endlich
eine übereinstimmung derer politen leute,a) in der vermeidung solcher wörter, die dem De-
coro zuwiderlauffende neben-ideen haben,b) und in anwendung solcher, welche, nach be-
schaffenheit des durch die fürnehmsten in der
republick eingeführten wohlstandes,c) artige
neben-ideen haben.d) Damit man auch
diesen recht erkenne und applicire, muß man
den universellen gebrauch und die eingeführte
regeln des wohlstandes gegeneinander halten
und in obacht nehmen. Und wann man end-
lich von einer sprache und derselben schönheit
urtheilen will, so muß man den gelehrten und
politen gebrauch zur richtschnur setzen, nicht
aber den universellen.e)

a) Unter polite leute verstehe ich alle dieienigen,
welche nicht so wohl durch abstracte dinge (ohn-
geachtet ihnen diese treflich nutzen und zu statten
kommen) als vielmehr durch erfahrung und er-
känntniß der welt, und des staats, verstand und
willen also gewöhnet haben, daß sie nach den re-
geln der klugheit durch den umgang im gemeinen
leben, andern zu gefallen geschickt sind, und also
ihren eigenen nutzen so wohl als den nutzen der
republick zu befördern eine fertigkeit besitzen.
Jhre academie ist, so zu reden, der hof, und ihre
trivial-schulen sind eine freye und muntere (nicht
aber freche) auferziehung, conversation mit für-
nehmern leuten und frauen-zimmer, und ver-
waltung publiquer affairen, haben sie dazu noch
eine gelehrte erkänntniß von denen sachen, so
M 2
der gedancken.
crocoſmum, aber nicht ſo, daß man ienen mun-
dum,
und dieſen auch mundum nennet ꝛc.

§. 15. Der galante gebrauch, iſt endlich
eine uͤbereinſtimmung derer politen leute,a) in der vermeidung ſolcher woͤrter, die dem De-
coro zuwiderlauffende neben-ideen haben,b) und in anwendung ſolcher, welche, nach be-
ſchaffenheit des durch die fuͤrnehmſten in der
republick eingefuͤhrten wohlſtandes,c) artige
neben-ideen haben.d) Damit man auch
dieſen recht erkenne und applicire, muß man
den univerſellen gebrauch und die eingefuͤhrte
regeln des wohlſtandes gegeneinander halten
und in obacht nehmen. Und wann man end-
lich von einer ſprache und derſelben ſchoͤnheit
urtheilen will, ſo muß man den gelehrten und
politen gebrauch zur richtſchnur ſetzen, nicht
aber den univerſellen.e)

a) Unter polite leute verſtehe ich alle dieienigen,
welche nicht ſo wohl durch abſtracte dinge (ohn-
geachtet ihnen dieſe treflich nutzen und zu ſtatten
kommen) als vielmehr durch erfahrung und er-
kaͤnntniß der welt, und des ſtaats, verſtand und
willen alſo gewoͤhnet haben, daß ſie nach den re-
geln der klugheit durch den umgang im gemeinen
leben, andern zu gefallen geſchickt ſind, und alſo
ihren eigenen nutzen ſo wohl als den nutzen der
republick zu befoͤrdern eine fertigkeit beſitzen.
Jhre academie iſt, ſo zu reden, der hof, und ihre
trivial-ſchulen ſind eine freye und muntere (nicht
aber freche) auferziehung, converſation mit fuͤr-
nehmern leuten und frauen-zimmer, und ver-
waltung publiquer affairen, haben ſie dazu noch
eine gelehrte erkaͤnntniß von denen ſachen, ſo
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-e-13" prev="#notefn-e-13" place="end" n="e)"><pb facs="#f0197" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der                                 gedancken.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">croco&#x017F;mum,</hi> aber nicht &#x017F;o, daß man                             ienen <hi rendition="#aq">mun-<lb/>
dum,</hi> und die&#x017F;en auch <hi rendition="#aq">mundum</hi> nennet &#xA75B;c.<lb/></note><lb/>
          <p>§. 15. <hi rendition="#fr">Der galante gebrauch,</hi> i&#x017F;t endlich<lb/>
eine u&#x0364;berein&#x017F;timmung derer politen leute,<note xml:id="notefn-a-54" next="#note-a-54" place="end" n="a)"/><lb/>
in der vermeidung &#x017F;olcher wo&#x0364;rter, die dem                         De-<lb/>
coro zuwiderlauffende neben-ideen haben,<note xml:id="notefn-b-39" next="#note-b-39" place="end" n="b)"/><lb/>
und in anwendung &#x017F;olcher, welche, nach be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit des durch die fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten in der<lb/>
republick eingefu&#x0364;hrten wohl&#x017F;tandes,<note xml:id="notefn-c-25" next="#note-c-25" place="end" n="c)"/> artige<lb/>
neben-ideen haben.<note xml:id="notefn-d-18" next="#note-d-18" place="end" n="d)"/>                         Damit man auch<lb/>
die&#x017F;en recht erkenne und applicire, muß man<lb/>
den univer&#x017F;ellen gebrauch und die eingefu&#x0364;hrte<lb/>
regeln des                         wohl&#x017F;tandes gegeneinander halten<lb/>
und in obacht nehmen. Und wann                         man end-<lb/>
lich von einer &#x017F;prache und der&#x017F;elben                         &#x017F;cho&#x0364;nheit<lb/>
urtheilen will, &#x017F;o muß man den                         gelehrten und<lb/>
politen gebrauch zur richt&#x017F;chnur &#x017F;etzen,                         nicht<lb/>
aber den univer&#x017F;ellen.<note xml:id="notefn-e-14" next="#note-e-14" place="end" n="e)"/></p><lb/>
          <note xml:id="note-a-54" prev="#notefn-a-54" place="end" n="a)">Unter polite leute ver&#x017F;tehe ich                             alle dieienigen,<lb/>
welche nicht &#x017F;o wohl durch ab&#x017F;tracte                             dinge (ohn-<lb/>
geachtet ihnen die&#x017F;e treflich nutzen und zu                             &#x017F;tatten<lb/>
kommen) als vielmehr durch erfahrung und er-<lb/>
ka&#x0364;nntniß der welt, und des &#x017F;taats, ver&#x017F;tand                             und<lb/>
willen al&#x017F;o gewo&#x0364;hnet haben, daß &#x017F;ie nach                             den re-<lb/>
geln der klugheit durch den umgang im gemeinen<lb/>
leben,                             andern zu gefallen ge&#x017F;chickt &#x017F;ind, und al&#x017F;o<lb/>
ihren eigenen nutzen &#x017F;o wohl als den nutzen der<lb/>
republick zu                             befo&#x0364;rdern eine fertigkeit be&#x017F;itzen.<lb/>
Jhre academie                             i&#x017F;t, &#x017F;o zu reden, der hof, und ihre<lb/>
trivial-&#x017F;chulen &#x017F;ind eine freye und muntere (nicht<lb/>
aber freche) auferziehung, conver&#x017F;ation mit fu&#x0364;r-<lb/>
nehmern leuten und frauen-zimmer, und ver-<lb/>
waltung publiquer                             affairen, haben &#x017F;ie dazu noch<lb/>
eine gelehrte                             erka&#x0364;nntniß von denen &#x017F;achen, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wa&#x0364;ch&#x017F;t</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0197] der gedancken. e⁾ crocoſmum, aber nicht ſo, daß man ienen mun- dum, und dieſen auch mundum nennet ꝛc. §. 15. Der galante gebrauch, iſt endlich eine uͤbereinſtimmung derer politen leute, a⁾ in der vermeidung ſolcher woͤrter, die dem De- coro zuwiderlauffende neben-ideen haben, b⁾ und in anwendung ſolcher, welche, nach be- ſchaffenheit des durch die fuͤrnehmſten in der republick eingefuͤhrten wohlſtandes, c⁾ artige neben-ideen haben. d⁾ Damit man auch dieſen recht erkenne und applicire, muß man den univerſellen gebrauch und die eingefuͤhrte regeln des wohlſtandes gegeneinander halten und in obacht nehmen. Und wann man end- lich von einer ſprache und derſelben ſchoͤnheit urtheilen will, ſo muß man den gelehrten und politen gebrauch zur richtſchnur ſetzen, nicht aber den univerſellen. e⁾ a⁾ Unter polite leute verſtehe ich alle dieienigen, welche nicht ſo wohl durch abſtracte dinge (ohn- geachtet ihnen dieſe treflich nutzen und zu ſtatten kommen) als vielmehr durch erfahrung und er- kaͤnntniß der welt, und des ſtaats, verſtand und willen alſo gewoͤhnet haben, daß ſie nach den re- geln der klugheit durch den umgang im gemeinen leben, andern zu gefallen geſchickt ſind, und alſo ihren eigenen nutzen ſo wohl als den nutzen der republick zu befoͤrdern eine fertigkeit beſitzen. Jhre academie iſt, ſo zu reden, der hof, und ihre trivial-ſchulen ſind eine freye und muntere (nicht aber freche) auferziehung, converſation mit fuͤr- nehmern leuten und frauen-zimmer, und ver- waltung publiquer affairen, haben ſie dazu noch eine gelehrte erkaͤnntniß von denen ſachen, ſo waͤchſt M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/197
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/197>, abgerufen am 25.11.2024.