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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
Morhoffs Polyh. l I. XXIIII. 87. Budäum
will man, wegen seiner art zu imitiren, nicht son-
derlich loben, S. eundem l. I. XXIII. 47. vid. un-
ten cap.
4.
l) Z. e. etliche leute reden geschwinde, etliche gra-
vitätisch, einige lispeln, einige schnarren, einige
haben eine leise, kleine, schwache stimme, andere
starck und grob.
m) Mit den iahren verändert sich der ausdruck gar
sehr, alten leuten will es nicht mehr so fliessen
als iungen, daher heist eine rechte beredsamkeit
bey den Lateinern virilis eloquentia, und diese ist
a flore iuuenili orationis, ingleichen a terso dicendi
genere senili,
sehr unterschieden. Lipsius hatte
im alter einen gantz andern ausdruck angenom-
men, als in der iugend. siehe Morhoff l. c.
63. Daß ich hier von andern ursachen der
veränderung im ausdruck nicht gedencke, Z. e.
Manche schreiben und reden schön, wann sie
verliebt, zörnig, berauscht, unter guten freun-
den sind, hingegen zu anderer zeit will es nicht
fort, so ist auch ein mensch nicht alle stunden
gleich disponiret zum reden. S. Schefferum de
stilo illiusque exercitiis (cum Jo. Henr. Boecleri diss.
de comparanda Latinae linguae facultate ed. Jenae
1678. 8.) Cap. I. p.
10.

§. 12. Daraus solte man fast schliessen, als
wann es unmöglich, von der schönheit und ac-
curatesse des ausdrucks, regeln zu geben, und so
vielerley dinge, einer herrschaft der kunst zu un-
terwerffen; eben so, wie es schwer, den ge-
schmack der leute, durch disputiren auszuma-
chen und durch regeln zu determiniren. Allein
zu geschweigen, daß es hier nicht bloß auf der-
gleichen natürliche zufälle, oder auf eine blosse

empfin-
der gedancken.
Morhoffs Polyh. l I. XXIIII. 87. Budaͤum
will man, wegen ſeiner art zu imitiren, nicht ſon-
derlich loben, S. eundem l. I. XXIII. 47. vid. un-
ten cap.
4.
l) Z. e. etliche leute reden geſchwinde, etliche gra-
vitaͤtiſch, einige liſpeln, einige ſchnarren, einige
haben eine leiſe, kleine, ſchwache ſtimme, andere
ſtarck und grob.
m) Mit den iahren veraͤndert ſich der ausdruck gar
ſehr, alten leuten will es nicht mehr ſo flieſſen
als iungen, daher heiſt eine rechte beredſamkeit
bey den Lateinern virilis eloquentia, und dieſe iſt
a flore iuuenili orationis, ingleichen a terſo dicendi
genere ſenili,
ſehr unterſchieden. Lipſius hatte
im alter einen gantz andern ausdruck angenom-
men, als in der iugend. ſiehe Morhoff l. c.
63. Daß ich hier von andern urſachen der
veraͤnderung im ausdruck nicht gedencke, Z. e.
Manche ſchreiben und reden ſchoͤn, wann ſie
verliebt, zoͤrnig, berauſcht, unter guten freun-
den ſind, hingegen zu anderer zeit will es nicht
fort, ſo iſt auch ein menſch nicht alle ſtunden
gleich diſponiret zum reden. S. Schefferum de
ſtilo illiusque exercitiis (cum Jo. Henr. Boecleri diſſ.
de comparanda Latinae linguae facultate ed. Jenae
1678. 8.) Cap. I. p.
10.

§. 12. Daraus ſolte man faſt ſchlieſſen, als
wann es unmoͤglich, von der ſchoͤnheit und ac-
curateſſe des ausdrucks, regeln zu geben, und ſo
vielerley dinge, einer herrſchaft der kunſt zu un-
terwerffen; eben ſo, wie es ſchwer, den ge-
ſchmack der leute, durch diſputiren auszuma-
chen und durch regeln zu determiniren. Allein
zu geſchweigen, daß es hier nicht bloß auf der-
gleichen natuͤrliche zufaͤlle, oder auf eine bloſſe

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[171/0189] der gedancken. k⁾ Morhoffs Polyh. l I. XXIIII. 87. Budaͤum will man, wegen ſeiner art zu imitiren, nicht ſon- derlich loben, S. eundem l. I. XXIII. 47. vid. un- ten cap. 4. l⁾ Z. e. etliche leute reden geſchwinde, etliche gra- vitaͤtiſch, einige liſpeln, einige ſchnarren, einige haben eine leiſe, kleine, ſchwache ſtimme, andere ſtarck und grob. m⁾ Mit den iahren veraͤndert ſich der ausdruck gar ſehr, alten leuten will es nicht mehr ſo flieſſen als iungen, daher heiſt eine rechte beredſamkeit bey den Lateinern virilis eloquentia, und dieſe iſt a flore iuuenili orationis, ingleichen a terſo dicendi genere ſenili, ſehr unterſchieden. Lipſius hatte im alter einen gantz andern ausdruck angenom- men, als in der iugend. ſiehe Morhoff l. c. 63. Daß ich hier von andern urſachen der veraͤnderung im ausdruck nicht gedencke, Z. e. Manche ſchreiben und reden ſchoͤn, wann ſie verliebt, zoͤrnig, berauſcht, unter guten freun- den ſind, hingegen zu anderer zeit will es nicht fort, ſo iſt auch ein menſch nicht alle ſtunden gleich diſponiret zum reden. S. Schefferum de ſtilo illiusque exercitiis (cum Jo. Henr. Boecleri diſſ. de comparanda Latinae linguae facultate ed. Jenae 1678. 8.) Cap. I. p. 10. §. 12. Daraus ſolte man faſt ſchlieſſen, als wann es unmoͤglich, von der ſchoͤnheit und ac- curateſſe des ausdrucks, regeln zu geben, und ſo vielerley dinge, einer herrſchaft der kunſt zu un- terwerffen; eben ſo, wie es ſchwer, den ge- ſchmack der leute, durch diſputiren auszuma- chen und durch regeln zu determiniren. Allein zu geſchweigen, daß es hier nicht bloß auf der- gleichen natuͤrliche zufaͤlle, oder auf eine bloſſe empfin-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/189>, abgerufen am 26.11.2024.