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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von dem ausdruck
die mulieres ventriloquae ein, wiewohl, wenn ich
daran gedencke, ist mir, als wann ichs etwan im
Robinson Crusoe gelesen, so unwahrscheinlich
kommt mir alles davon für.
b) Bey der rede concurriren zugleich allerhand
mittel, den ausdruck recht nachdrücklich zu ma-
chen, daher man die kraft des sprüchworts:
viua vox docet, verstehen kan. Man muß hier-
bey billich die weißheit des mächtigen Schöp-
fers bewundern, welcher die menschen mit einer
so fürtreflichen gabe, als die rede ist, ausgerü-
stet und gleich in der schöpfung versehen hat.

§. 6. Der gebrauch hat unter gantzen völ-
ckern, besondere arten der veränderung und
zusammensetzung des lauts eingeführet, daher
sind unterschiedene sprachen entstanden.a) Jn
denen sprachen sind von gewissen ländern, ia
auch wohl gewissen örtern und lebens-arten be-
sondere arten zu sprechen beliebet worden, da-
hero so vielerley dialecti entsprungen,b) wor-
aus man die menge der sprachen,c) die unter-
schiedenen veränderungen,d) den reichthum
einer ieglichen,e) den unterscheid derselben,f) die harmonie derselben,g) und die besondern
eigenschaften einer ieden,h) abnehmen, aber
kaum übersehen, determiniren, und gnugsam
bewundern kan.

a) Von dem ursprung der sprachen, und welches die
älteste unter ihnen, haben die critici gar vielerley
meinungen S. Grischow. I. c. cap. IIII. Buddei
Histor. Eccl. V. T. Wilhelmi Turkii specimen Hi-
storiae sacrae a mundo condito ad exodum Israeli-
tarum, vna cum primordiis gentium Assyriorum
& Babyloniorum, accessit praefatio de vita & scri-

von dem ausdruck
die mulieres ventriloquae ein, wiewohl, wenn ich
daran gedencke, iſt mir, als wann ichs etwan im
Robinſon Cruſoe geleſen, ſo unwahrſcheinlich
kommt mir alles davon fuͤr.
b) Bey der rede concurriren zugleich allerhand
mittel, den ausdruck recht nachdruͤcklich zu ma-
chen, daher man die kraft des ſpruͤchworts:
viua vox docet, verſtehen kan. Man muß hier-
bey billich die weißheit des maͤchtigen Schoͤp-
fers bewundern, welcher die menſchen mit einer
ſo fuͤrtreflichen gabe, als die rede iſt, ausgeruͤ-
ſtet und gleich in der ſchoͤpfung verſehen hat.

§. 6. Der gebrauch hat unter gantzen voͤl-
ckern, beſondere arten der veraͤnderung und
zuſammenſetzung des lauts eingefuͤhret, daher
ſind unterſchiedene ſprachen entſtanden.a) Jn
denen ſprachen ſind von gewiſſen laͤndern, ia
auch wohl gewiſſen oͤrtern und lebens-arten be-
ſondere arten zu ſprechen beliebet worden, da-
hero ſo vielerley dialecti entſprungen,b) wor-
aus man die menge der ſprachen,c) die unter-
ſchiedenen veraͤnderungen,d) den reichthum
einer ieglichen,e) den unterſcheid derſelben,f) die harmonie derſelben,g) und die beſondern
eigenſchaften einer ieden,h) abnehmen, aber
kaum uͤberſehen, determiniren, und gnugſam
bewundern kan.

a) Von dem urſprung der ſprachen, und welches die
aͤlteſte unter ihnen, haben die critici gar vielerley
meinungen S. Griſchow. I. c. cap. IIII. Buddei
Hiſtor. Eccl. V. T. Wilhelmi Turkii ſpecimen Hi-
ſtoriae ſacrae a mundo condito ad exodum Iſraëli-
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& Babyloniorum, acceſſit praefatio de vita & ſcri-

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[148/0166] von dem ausdruck a⁾ die mulieres ventriloquae ein, wiewohl, wenn ich daran gedencke, iſt mir, als wann ichs etwan im Robinſon Cruſoe geleſen, ſo unwahrſcheinlich kommt mir alles davon fuͤr. b⁾ Bey der rede concurriren zugleich allerhand mittel, den ausdruck recht nachdruͤcklich zu ma- chen, daher man die kraft des ſpruͤchworts: viua vox docet, verſtehen kan. Man muß hier- bey billich die weißheit des maͤchtigen Schoͤp- fers bewundern, welcher die menſchen mit einer ſo fuͤrtreflichen gabe, als die rede iſt, ausgeruͤ- ſtet und gleich in der ſchoͤpfung verſehen hat. §. 6. Der gebrauch hat unter gantzen voͤl- ckern, beſondere arten der veraͤnderung und zuſammenſetzung des lauts eingefuͤhret, daher ſind unterſchiedene ſprachen entſtanden. a⁾ Jn denen ſprachen ſind von gewiſſen laͤndern, ia auch wohl gewiſſen oͤrtern und lebens-arten be- ſondere arten zu ſprechen beliebet worden, da- hero ſo vielerley dialecti entſprungen, b⁾ wor- aus man die menge der ſprachen, c⁾ die unter- ſchiedenen veraͤnderungen, d⁾ den reichthum einer ieglichen, e⁾ den unterſcheid derſelben, f⁾ die harmonie derſelben, g⁾ und die beſondern eigenſchaften einer ieden, h⁾ abnehmen, aber kaum uͤberſehen, determiniren, und gnugſam bewundern kan. a⁾ Von dem urſprung der ſprachen, und welches die aͤlteſte unter ihnen, haben die critici gar vielerley meinungen S. Griſchow. I. c. cap. IIII. Buddei Hiſtor. Eccl. V. T. Wilhelmi Turkii ſpecimen Hi- ſtoriae ſacrae a mundo condito ad exodum Iſraëli- tarum, vna cum primordiis gentium Aſſyriorum & Babyloniorum, acceſſit praefatio de vita & ſcri- ptis

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/166>, abgerufen am 28.11.2024.