Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von bewegungs-gründen. seite distrahire, zuweilen dem affect nachgebe,unter der hand zeige, wie er den fürnehmsten absichten des zuhörers zuwieder, auf schlechten gründen ruhe, etc. Dabey man, was vorhin angeführet, mit zu hülffe nehmen muß. Sonst hat man noch argumenta a turpi, damnoso, molesto, allein man darf nur das gegentheil von dem sagen was §. 11. 12. 13. beygebracht, so hat man materie genung zum reden. §. 18. Alle menschen lassen sich vermittelst a) Z. e. Auf die schönheit soll man sich nicht ver- lassen: Argum. probans: Denn es ist eine eitel- keit. Illustrans: Sie ist ein dünnes glaß, so leicht in den fürsichtigsten händen zerbricht: Patheticum: Sie reitzet das hertze, blendet den verstand, und wird mit furcht besessen. Coniunctio omnium: Es ist gewiß keine gerin- ge eitelkeit, wann man sich auf den putz der von bewegungs-gruͤnden. ſeite diſtrahire, zuweilen dem affect nachgebe,unter der hand zeige, wie er den fuͤrnehmſten abſichten des zuhoͤrers zuwieder, auf ſchlechten gruͤnden ruhe, ꝛc. Dabey man, was vorhin angefuͤhret, mit zu huͤlffe nehmen muß. Sonſt hat man noch argumenta a turpi, damnoſo, moleſto, allein man darf nur das gegentheil von dem ſagen was §. 11. 12. 13. beygebracht, ſo hat man materie genung zum reden. §. 18. Alle menſchen laſſen ſich vermittelſt a) Z. e. Auf die ſchoͤnheit ſoll man ſich nicht ver- laſſen: Argum. probans: Denn es iſt eine eitel- keit. Illuſtrans: Sie iſt ein duͤnnes glaß, ſo leicht in den fuͤrſichtigſten haͤnden zerbricht: Patheticum: Sie reitzet das hertze, blendet den verſtand, und wird mit furcht beſeſſen. Coniunctio omnium: Es iſt gewiß keine gerin- ge eitelkeit, wann man ſich auf den putz der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von bewegungs-gruͤnden.</hi></fw><lb/> ſeite diſtrahire, zuweilen dem affect nachgebe,<lb/> unter der hand zeige, wie er den fuͤrnehmſten<lb/> abſichten des zuhoͤrers zuwieder, auf ſchlechten<lb/> gruͤnden ruhe, ꝛc. Dabey man, was vorhin<lb/> angefuͤhret, mit zu huͤlffe nehmen muß.</p><lb/> <list> <item>Sonſt hat man noch argumenta <hi rendition="#fr">a turpi, damnoſo,<lb/> moleſto,</hi> allein man darf nur das gegentheil<lb/> von dem ſagen was §. 11. 12. 13. beygebracht,<lb/> ſo hat man materie genung zum reden.</item> </list><lb/> <p>§. 18. Alle menſchen laſſen ſich vermittelſt<lb/> ihrer affecten fuͤhren, wo man ſie hin haben<lb/> will, ſie muͤſten dann zu einem groſſen grad der<lb/> weißheit geſtiegen ſeyn, niemand aber will das<lb/> anſehen haben, als wann er es ohne raiſon<lb/> thue. Alſo da zumahl iedermann ſich einbil-<lb/> det recht zu raiſonniren, muß man niemahls<lb/> den affect attaquiren, ohne zugleich, inſon-<lb/> derheit wo einige theorie noͤthig iſt, den ver-<lb/> ſtand zugleich nach unſern abſichten zu diſpo-<lb/> niren. Dieſemnach muͤſſen die argumenta<lb/> probantia allezeit den grund legen, die illu<lb/> ſtrantia ſonderlich die imagination und das<lb/> gedaͤchtniß occupiren, und nachgehends die pa-<lb/> thetica denen probantibus und illuſtrantibus<lb/> den nachdruck geben.<note xml:id="notefn-a-42" next="#note-a-42" place="end" n="a)"/></p><lb/> <note xml:id="note-a-42" prev="#notefn-a-42" place="end" n="a)">Z. e. <hi rendition="#fr">Auf die ſchoͤnheit ſoll man ſich nicht ver-<lb/> laſſen:</hi> <hi rendition="#aq">Argum. probans:</hi> <hi rendition="#fr">Denn es iſt eine eitel-<lb/> keit.</hi> <hi rendition="#aq">Illuſtrans:</hi> <hi rendition="#fr">Sie iſt ein duͤnnes glaß, ſo<lb/> leicht in den fuͤrſichtigſten haͤnden zerbricht:</hi><lb/><hi rendition="#aq">Patheticum:</hi> <hi rendition="#fr">Sie reitzet das hertze, blendet<lb/> den verſtand, und wird mit furcht beſeſſen.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Coniunctio omnium:</hi> <hi rendition="#fr">Es iſt gewiß keine gerin-<lb/> ge eitelkeit, wann man ſich auf den putz der</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aͤuſ-</hi></fw><lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0154]
von bewegungs-gruͤnden.
ſeite diſtrahire, zuweilen dem affect nachgebe,
unter der hand zeige, wie er den fuͤrnehmſten
abſichten des zuhoͤrers zuwieder, auf ſchlechten
gruͤnden ruhe, ꝛc. Dabey man, was vorhin
angefuͤhret, mit zu huͤlffe nehmen muß.
Sonſt hat man noch argumenta a turpi, damnoſo,
moleſto, allein man darf nur das gegentheil
von dem ſagen was §. 11. 12. 13. beygebracht,
ſo hat man materie genung zum reden.
§. 18. Alle menſchen laſſen ſich vermittelſt
ihrer affecten fuͤhren, wo man ſie hin haben
will, ſie muͤſten dann zu einem groſſen grad der
weißheit geſtiegen ſeyn, niemand aber will das
anſehen haben, als wann er es ohne raiſon
thue. Alſo da zumahl iedermann ſich einbil-
det recht zu raiſonniren, muß man niemahls
den affect attaquiren, ohne zugleich, inſon-
derheit wo einige theorie noͤthig iſt, den ver-
ſtand zugleich nach unſern abſichten zu diſpo-
niren. Dieſemnach muͤſſen die argumenta
probantia allezeit den grund legen, die illu
ſtrantia ſonderlich die imagination und das
gedaͤchtniß occupiren, und nachgehends die pa-
thetica denen probantibus und illuſtrantibus
den nachdruck geben.
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a⁾ Z. e. Auf die ſchoͤnheit ſoll man ſich nicht ver-
laſſen: Argum. probans: Denn es iſt eine eitel-
keit. Illuſtrans: Sie iſt ein duͤnnes glaß, ſo
leicht in den fuͤrſichtigſten haͤnden zerbricht:
Patheticum: Sie reitzet das hertze, blendet
den verſtand, und wird mit furcht beſeſſen.
Coniunctio omnium: Es iſt gewiß keine gerin-
ge eitelkeit, wann man ſich auf den putz der
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