Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
tzöischen und Rabbinischen noten heraus geben.
Allein er meinte, was es denn nöthig wäre, anderer
leute zeugnisse anzuführen, da die sache selbst redete,
er habe noch gantze millionen auctores, die er alle
anführen wolle, wo man ihn der allegatorum we-
gen böse machte. Bey den exempeln die er selbst
gemacht/ [denn mit anderer leute arbeit habe ich ie-
tzo nichts zu thun] habe ich ihn gefraget, ob er nicht
in sorgen stünde, wann etwa Herr Lünig solte auf
die gedancken kommen, die reden kleiner herren
heraus zu geben, daß man auch da seine arbeit fin-
den möchte: allein er schien deßwegen gantz ge-
ruhig zu seyn, und meinte, wenn ihn etwa die natur
so künstlich zubereitet hätte, daß der kopff auf die
hüften relegiret wäre, das gesichte bey dem kinne
eben so hoch in die höhe stünde, als bey der stirn, die
nase gleich dem höltzernen pferde auf einem gepfla-
sterten marckte herfür ragete, und der mund die
zähne nicht mehr bedeckte, oder damit er desto ferti-
ger alle leute taxiren könte, immer offen stünde, auch
sonst die gantze länge seines cörpers nur etliche
spannen betrüge, da möchte er freylich die ehre ha-
ben, daß man ihn unter die kleinen herrn einschalte-
te; Aber da ihn der gütige himmel grösser gemacht,
als ihm lieb sey, so würde man seinetwegen sich wohl
nicht bemühen dürffen. Ubrigens hat er mir befoh-
len, denenienigen hohen Patronis, werthesten Gön-
nern und freunden gehorsamsten schuldigsten erge-
bensten danck abzustatten, welche ihm theils durch
ihre lehren, theils durch ihren wohlgemeinten auf-
richtigen u. freyen rath, theils durch communicirung
vieler bücher, theils durch ihre gemachte gelehrte
einwürffe, bey verfertigung dieses werckes, beyge-
standen. Wann auch du, geneigter leser, etwas fin-
dest, das verdiente beygebracht zu werden, so bittet
er dich, daß du ihm solches nicht mißgönnen wollest,
er wird dir gleichen grossen danck abstatten; wün-
schet dir darneben alles wohlergehen, wie ich dann

gleich-

Vorrede.
tzoͤiſchen und Rabbiniſchen noten heraus geben.
Allein er meinte, was es denn noͤthig waͤre, anderer
leute zeugniſſe anzufuͤhren, da die ſache ſelbſt redete,
er habe noch gantze millionen auctores, die er alle
anfuͤhren wolle, wo man ihn der allegatorum we-
gen boͤſe machte. Bey den exempeln die er ſelbſt
gemacht/ [denn mit anderer leute arbeit habe ich ie-
tzo nichts zu thun] habe ich ihn gefraget, ob er nicht
in ſorgen ſtuͤnde, wann etwa Herr Luͤnig ſolte auf
die gedancken kommen, die reden kleiner herren
heraus zu geben, daß man auch da ſeine arbeit fin-
den moͤchte: allein er ſchien deßwegen gantz ge-
ruhig zu ſeyn, und meinte, wenn ihn etwa die natur
ſo kuͤnſtlich zubereitet haͤtte, daß der kopff auf die
huͤften relegiret waͤre, das geſichte bey dem kinne
eben ſo hoch in die hoͤhe ſtuͤnde, als bey der ſtirn, die
naſe gleich dem hoͤltzernen pferde auf einem gepfla-
ſterten marckte herfuͤr ragete, und der mund die
zaͤhne nicht mehr bedeckte, oder damit er deſto ferti-
ger alle leute taxiren koͤnte, immeꝛ offen ſtuͤnde, auch
ſonſt die gantze laͤnge ſeines coͤrpers nur etliche
ſpannen betruͤge, da moͤchte er freylich die ehre ha-
ben, daß man ihn unter die kleinen herrn einſchalte-
te; Aber da ihn der guͤtige himmel groͤſſer gemacht,
als ihm lieb ſey, ſo wuͤrde man ſeinetwegen ſich wohl
nicht bemuͤhen duͤrffen. Ubrigens hat er mir befoh-
len, denenienigen hohen Patronis, wertheſten Goͤn-
nern und freunden gehorſamſten ſchuldigſten erge-
benſten danck abzuſtatten, welche ihm theils durch
ihre lehren, theils durch ihren wohlgemeinten auf-
richtigen u. freyen rath, theils durch com̃unicirung
vieler buͤcher, theils durch ihre gemachte gelehrte
einwuͤrffe, bey verfertigung dieſes werckes, beyge-
ſtanden. Wann auch du, geneigter leſer, etwas fin-
deſt, das verdiente beygebracht zu werden, ſo bittet
er dich, daß du ihm ſolches nicht mißgoͤnnen wolleſt,
er wird dir gleichen groſſen danck abſtatten; wuͤn-
ſchet dir darneben alles wohlergehen, wie ich dann

gleich-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0015"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">tzo&#x0364;i&#x017F;chen und Rabbini&#x017F;chen noten                         heraus geben.<lb/>
Allein er meinte, was es denn no&#x0364;thig                         wa&#x0364;re, anderer<lb/>
leute zeugni&#x017F;&#x017F;e anzufu&#x0364;hren,                         da die &#x017F;ache &#x017F;elb&#x017F;t redete,<lb/>
er habe noch gantze                         millionen auctores, die er alle<lb/>
anfu&#x0364;hren wolle, wo man ihn der                         allegatorum we-<lb/>
gen bo&#x0364;&#x017F;e machte. Bey den exempeln die er                         &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gemacht/ [denn mit anderer leute arbeit habe ich                         ie-<lb/>
tzo nichts zu thun] habe ich ihn gefraget, ob er nicht<lb/>
in                         &#x017F;orgen &#x017F;tu&#x0364;nde, wann etwa Herr Lu&#x0364;nig                         &#x017F;olte auf<lb/>
die gedancken kommen, die reden kleiner herren<lb/>
heraus zu geben, daß man auch da &#x017F;eine arbeit fin-<lb/>
den                         mo&#x0364;chte: allein er &#x017F;chien deßwegen gantz ge-<lb/>
ruhig zu                         &#x017F;eyn, und meinte, wenn ihn etwa die natur<lb/>
&#x017F;o                         ku&#x0364;n&#x017F;tlich zubereitet ha&#x0364;tte, daß der kopff auf                         die<lb/>
hu&#x0364;ften relegiret wa&#x0364;re, das ge&#x017F;ichte bey dem                         kinne<lb/>
eben &#x017F;o hoch in die ho&#x0364;he &#x017F;tu&#x0364;nde,                         als bey der &#x017F;tirn, die<lb/>
na&#x017F;e gleich dem ho&#x0364;ltzernen                         pferde auf einem gepfla-<lb/>
&#x017F;terten marckte herfu&#x0364;r ragete,                         und der mund die<lb/>
za&#x0364;hne nicht mehr bedeckte, oder damit er                         de&#x017F;to ferti-<lb/>
ger alle leute taxiren ko&#x0364;nte, imme&#xA75B;                         offen &#x017F;tu&#x0364;nde, auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t die gantze                         la&#x0364;nge &#x017F;eines co&#x0364;rpers nur etliche<lb/>
&#x017F;pannen                         betru&#x0364;ge, da mo&#x0364;chte er freylich die ehre ha-<lb/>
ben, daß                         man ihn unter die kleinen herrn ein&#x017F;chalte-<lb/>
te; Aber da ihn der                         gu&#x0364;tige himmel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er gemacht,<lb/>
als ihm                         lieb &#x017F;ey, &#x017F;o wu&#x0364;rde man &#x017F;einetwegen &#x017F;ich                         wohl<lb/>
nicht bemu&#x0364;hen du&#x0364;rffen. Ubrigens hat er mir                         befoh-<lb/>
len, denenienigen hohen Patronis, werthe&#x017F;ten                         Go&#x0364;n-<lb/>
nern und freunden gehor&#x017F;am&#x017F;ten                         &#x017F;chuldig&#x017F;ten erge-<lb/>
ben&#x017F;ten danck                         abzu&#x017F;tatten, welche ihm theils durch<lb/>
ihre lehren, theils durch                         ihren wohlgemeinten auf-<lb/>
richtigen u. freyen rath, theils durch                         com&#x0303;unicirung<lb/>
vieler bu&#x0364;cher, theils durch ihre gemachte                         gelehrte<lb/>
einwu&#x0364;rffe, bey verfertigung die&#x017F;es werckes,                         beyge-<lb/>
&#x017F;tanden. Wann auch du, geneigter le&#x017F;er, etwas                         fin-<lb/>
de&#x017F;t, das verdiente beygebracht zu werden, &#x017F;o                         bittet<lb/>
er dich, daß du ihm &#x017F;olches nicht mißgo&#x0364;nnen                         wolle&#x017F;t,<lb/>
er wird dir gleichen gro&#x017F;&#x017F;en danck                         ab&#x017F;tatten; wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chet dir darneben alles                         wohlergehen, wie ich dann</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">gleich-</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Vorrede. tzoͤiſchen und Rabbiniſchen noten heraus geben. Allein er meinte, was es denn noͤthig waͤre, anderer leute zeugniſſe anzufuͤhren, da die ſache ſelbſt redete, er habe noch gantze millionen auctores, die er alle anfuͤhren wolle, wo man ihn der allegatorum we- gen boͤſe machte. Bey den exempeln die er ſelbſt gemacht/ [denn mit anderer leute arbeit habe ich ie- tzo nichts zu thun] habe ich ihn gefraget, ob er nicht in ſorgen ſtuͤnde, wann etwa Herr Luͤnig ſolte auf die gedancken kommen, die reden kleiner herren heraus zu geben, daß man auch da ſeine arbeit fin- den moͤchte: allein er ſchien deßwegen gantz ge- ruhig zu ſeyn, und meinte, wenn ihn etwa die natur ſo kuͤnſtlich zubereitet haͤtte, daß der kopff auf die huͤften relegiret waͤre, das geſichte bey dem kinne eben ſo hoch in die hoͤhe ſtuͤnde, als bey der ſtirn, die naſe gleich dem hoͤltzernen pferde auf einem gepfla- ſterten marckte herfuͤr ragete, und der mund die zaͤhne nicht mehr bedeckte, oder damit er deſto ferti- ger alle leute taxiren koͤnte, immeꝛ offen ſtuͤnde, auch ſonſt die gantze laͤnge ſeines coͤrpers nur etliche ſpannen betruͤge, da moͤchte er freylich die ehre ha- ben, daß man ihn unter die kleinen herrn einſchalte- te; Aber da ihn der guͤtige himmel groͤſſer gemacht, als ihm lieb ſey, ſo wuͤrde man ſeinetwegen ſich wohl nicht bemuͤhen duͤrffen. Ubrigens hat er mir befoh- len, denenienigen hohen Patronis, wertheſten Goͤn- nern und freunden gehorſamſten ſchuldigſten erge- benſten danck abzuſtatten, welche ihm theils durch ihre lehren, theils durch ihren wohlgemeinten auf- richtigen u. freyen rath, theils durch com̃unicirung vieler buͤcher, theils durch ihre gemachte gelehrte einwuͤrffe, bey verfertigung dieſes werckes, beyge- ſtanden. Wann auch du, geneigter leſer, etwas fin- deſt, das verdiente beygebracht zu werden, ſo bittet er dich, daß du ihm ſolches nicht mißgoͤnnen wolleſt, er wird dir gleichen groſſen danck abſtatten; wuͤn- ſchet dir darneben alles wohlergehen, wie ich dann gleich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/15
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/15>, abgerufen am 27.11.2024.