arten zu wiederlegen, heisset man argumenta kat' aletheian, nach der wahrheit.
c) Dieses ist ein argumentum kat' anthropon, und heist mit denen beyden vorhergehenden ein ar- gumentum a priori. Z. e. Es sagte temand: Die gelehrsamkeit bestände in wissenschafft der sprachen und im bücherschreiben, und wolte doch die Schurmannin und den Cbry- sippum nicht für gelehrt halten, da doch iene 14. sprachen verstanden und dieser 311. Logicali- sche bücher geschrieben.
d) Dieses heist eine wiederlegung a posteriori, de- ductio ad absurdum, ad incommodum. S. Ridigeri S. V. & F. l. c. p. 570. 588. sqq.Thomasium in Ausübung der Vernunfftlehre cap. 5. Z. e. Es sagte iemand: Alle fragen sind srey und ich früge ihn: Ob er ein dieb sey?
§. 36. Bey der wiederlegung selbst, bemühe man sich so viel möglich, mit aller gelassenheit mehr durch gründliche schlüsse, als leere worte, sophistereyen, figuren, affecten, ingeniöse ein- fälle und anderes läppisches zeug, sein wieder- part zu überzeugen. Man erwege, daß nicht alle leute ihnen von ieder sache einerley begriffe mit unsern machen, und prätendire also nicht, auf eine impertinente art, daß ieder die sache so be- greiffe, wie wir selbige begriffen haben, zumahl wann auf beyden seiten vielleicht gleiche stärcke und schwäche oder dunckele begriffe wären. Uberhaupt überlege man erstlich die oben §. 34. beygebrachten umstände, und gedencke, daß ein weiser mann viele wahrheiten wisse, die er nicht einmahl fürtrage, geschweige andern auf- zudringen suche.
§. 37.
von den beweiß-gruͤnden,
arten zu wiederlegen, heiſſet man argumenta κατ’ αληϑειαν, nach der wahrheit.
c) Dieſes iſt ein argumentum κατ’ ἄνϑρωπον, und heiſt mit denen beyden vorhergehenden ein ar- gumentum a priori. Z. e. Es ſagte temand: Die gelehrſamkeit beſtaͤnde in wiſſenſchafft der ſprachen und im buͤcherſchreiben, und wolte doch die Schurmannin und den Cbry- ſippum nicht fuͤr gelehrt halten, da doch iene 14. ſprachen verſtanden und dieſer 311. Logicali- ſche buͤcher geſchrieben.
d) Dieſes heiſt eine wiederlegung a poſteriori, de- ductio ad abſurdum, ad incommodum. S. Ridigeri S. V. & F. l. c. p. 570. 588. ſqq.Thomaſium in Ausuͤbung der Vernunfftlehre cap. 5. Z. e. Es ſagte iemand: Alle fragen ſind ſrey und ich fruͤge ihn: Ob er ein dieb ſey?
§. 36. Bey der wiederlegung ſelbſt, bemuͤhe man ſich ſo viel moͤglich, mit aller gelaſſenheit mehr durch gruͤndliche ſchluͤſſe, als leere worte, ſophiſtereyen, figuren, affecten, ingenioͤſe ein- faͤlle und anderes laͤppiſches zeug, ſein wieder- part zu uͤberzeugen. Man erwege, daß nicht alle leute ihnen von ieder ſache einerley begriffe mit unſern machen, und praͤtendire alſo nicht, auf eine impertinente art, daß ieder die ſache ſo be- greiffe, wie wir ſelbige begriffen haben, zumahl wann auf beyden ſeiten vielleicht gleiche ſtaͤrcke und ſchwaͤche oder dunckele begriffe waͤren. Uberhaupt uͤberlege man erſtlich die oben §. 34. beygebrachten umſtaͤnde, und gedencke, daß ein weiſer mann viele wahrheiten wiſſe, die er nicht einmahl fuͤrtrage, geſchweige andern auf- zudringen ſuche.
§. 37.
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[94/0112]
von den beweiß-gruͤnden,
b⁾
arten zu wiederlegen, heiſſet man argumenta κατ’
αληϑειαν, nach der wahrheit.
c⁾ Dieſes iſt ein argumentum κατ’ ἄνϑρωπον, und
heiſt mit denen beyden vorhergehenden ein ar-
gumentum a priori. Z. e. Es ſagte temand:
Die gelehrſamkeit beſtaͤnde in wiſſenſchafft
der ſprachen und im buͤcherſchreiben, und
wolte doch die Schurmannin und den Cbry-
ſippum nicht fuͤr gelehrt halten, da doch iene
14. ſprachen verſtanden und dieſer 311. Logicali-
ſche buͤcher geſchrieben.
d⁾ Dieſes heiſt eine wiederlegung a poſteriori, de-
ductio ad abſurdum, ad incommodum. S. Ridigeri
S. V. & F. l. c. p. 570. 588. ſqq. Thomaſium in
Ausuͤbung der Vernunfftlehre cap. 5. Z. e. Es
ſagte iemand: Alle fragen ſind ſrey und ich
fruͤge ihn: Ob er ein dieb ſey?
§. 36. Bey der wiederlegung ſelbſt, bemuͤhe
man ſich ſo viel moͤglich, mit aller gelaſſenheit
mehr durch gruͤndliche ſchluͤſſe, als leere worte,
ſophiſtereyen, figuren, affecten, ingenioͤſe ein-
faͤlle und anderes laͤppiſches zeug, ſein wieder-
part zu uͤberzeugen. Man erwege, daß nicht alle
leute ihnen von ieder ſache einerley begriffe mit
unſern machen, und praͤtendire alſo nicht, auf
eine impertinente art, daß ieder die ſache ſo be-
greiffe, wie wir ſelbige begriffen haben, zumahl
wann auf beyden ſeiten vielleicht gleiche ſtaͤrcke
und ſchwaͤche oder dunckele begriffe waͤren.
Uberhaupt uͤberlege man erſtlich die oben §. 34.
beygebrachten umſtaͤnde, und gedencke, daß ein
weiſer mann viele wahrheiten wiſſe, die er
nicht einmahl fuͤrtrage, geſchweige andern auf-
zudringen ſuche.
§. 37.
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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