Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Der Ruff des Himmels fing dort in dem Paradiese Schon bey dem Adam an / als er durch seine Kraft Sich als den ersten Freund des Predig-Amts erwiese / Ja selbsten predigte / mit Nachdruck / Kraft und Saft. Nachdem berieff oft GOtt zum pred'gen reine Engel / Doch weil der Mensch an sich / was menschlich ist / empfand; So solten Menschen auch selbst zeigen Menschen-Mängel / Durch Menschen machet GOtt den Weg des Heils bekannt. Wir tragen zwar den Schatz / den GOtt uns anvertrauet / Im irrdischen Gefäß / doch gibt GOtt Gnad und Geist / Daß durch sein Himmels-Wort der Himmel wird gebauet / Daß dieses Licht den Schatz des ew'gen Lebens weis't. Ach aber! dieses Amt ist auch mit Creutz und Leiden / Als einer Wagenburg / beständig eingeschränckt. Was CHristo widersteht / das lässt sich ohngern weiden / Weil es mehr auf das nichts / als wahre Busse denckt. Drum ist der letzte Ruff / von dem / der für uns wachet; Der Lehrer Ertz-Bischoff / der treuen Diener Lohn / Der mit dem Zu-sich-ruff / sie hertzet und anlachet / Der allerbeste Ruff / er bringt die Ehren-Kron: Dis hat der theure Luhn erfahren und studiret / Daß dieser letzte Ruff der allerbeste sey. Ob Ihn ein grosser Ruff schon mit viel Ehren zieret / So macht Er sich dennoch des Lehr-Beruffes frey. Der himmlische Beruff / der Ihn zu JESU leitet / Wird von Ihm aller Ehr der Erden vorgesetzt. Weil dieser viele Last und jener Lust bedeutet / Wird billig jener mehr denn eitles wol geschätzt. Nun lebe / theurer Luhn / und schweb' in tausend Freuden / Wo JEsus ist / daselbst muß auch sein Diener seyn. Der Heyland rufft uns auch / auf gleiche Art zu scheiden / Der himmlische Beruff zur Kron / ist allgemein. Wann dis die Trauer-Schaar nach Ihrem Theil erweget / Wird der bestürtzte Sinn mit rechtem Trost erquickt; Den Riß hat GOtt gethan / der heilge Gründe heget / Drum wischt die Thränen ab / GOtt hat es so geschickt. Dieses hat der hochbetrübten Frau Wittwen zum Trost mit beyfügen wollen M. L. Faber. Der Ruff des Himmels fing dort in dem Paradiese Schon bey dem Adam an / als er durch seine Kraft Sich als den ersten Freund des Predig-Amts erwiese / Ja selbsten predigte / mit Nachdruck / Kraft und Saft. Nachdem berieff oft GOtt zum pred’gen reine Engel / Doch weil der Mensch an sich / was menschlich ist / empfand; So solten Menschen auch selbst zeigen Menschen-Mängel / Durch Menschen machet GOtt den Weg des Heils bekannt. Wir tragen zwar den Schatz / den GOtt uns anvertrauet / Im irrdischen Gefäß / doch gibt GOtt Gnad und Geist / Daß durch sein Himmels-Wort der Himmel wird gebauet / Daß dieses Licht den Schatz des ew’gen Lebens weis’t. Ach aber! dieses Amt ist auch mit Creutz und Leiden / Als einer Wagenburg / beständig eingeschränckt. Was CHristo widersteht / das lässt sich ohngern weiden / Weil es mehr auf das nichts / als wahre Busse denckt. Drum ist der letzte Ruff / von dem / der für uns wachet; Der Lehrer Ertz-Bischoff / der treuen Diener Lohn / Der mit dem Zu-sich-ruff / sie hertzet und anlachet / Der allerbeste Ruff / er bringt die Ehren-Kron: Dis hat der theure Luhn erfahren und studiret / Daß dieser letzte Ruff der allerbeste sey. Ob Ihn ein grosser Ruff schon mit viel Ehren zieret / So macht Er sich dennoch des Lehr-Beruffes frey. Der him̃lische Beruff / der Ihn zu JESU leitet / Wird von Ihm aller Ehr der Erden vorgesetzt. Weil dieser viele Last und jener Lust bedeutet / Wird billig jener mehr denn eitles wol geschätzt. Nun lebe / theurer Luhn / und schweb’ in tausend Freuden / Wo JEsus ist / daselbst muß auch sein Diener seyn. Der Heyland rufft uns auch / auf gleiche Art zu scheiden / Der him̃lische Beruff zur Kron / ist allgemein. Wann dis die Trauer-Schaar nach Ihrem Theil erweget / Wird der bestürtzte Sinn mit rechtem Trost erquickt; Den Riß hat GOtt gethan / der heilge Gründe heget / Drum wischt die Thränen ab / GOtt hat es so geschickt. Dieses hat der hochbetrübten Frau Wittwen zum Trost mit beyfügen wollen M. L. Faber. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0065"/> <l>Der Ruff des Himmels fing dort in dem Paradiese Schon bey dem Adam an / als er durch seine Kraft Sich als den ersten Freund des Predig-Amts erwiese / Ja selbsten predigte / mit Nachdruck / Kraft und Saft. Nachdem berieff oft GOtt zum pred’gen reine Engel / Doch weil der Mensch an sich / was menschlich ist / empfand; So solten Menschen auch selbst zeigen Menschen-Mängel / Durch Menschen machet GOtt den Weg des Heils bekannt. Wir tragen zwar den Schatz / den GOtt uns anvertrauet / Im irrdischen Gefäß / doch gibt GOtt Gnad und Geist / Daß durch sein Himmels-Wort der Himmel wird gebauet / Daß dieses Licht den Schatz des ew’gen Lebens weis’t. Ach aber! dieses Amt ist auch mit Creutz und Leiden / Als einer Wagenburg / beständig eingeschränckt. Was CHristo widersteht / das lässt sich ohngern weiden / Weil es mehr auf das nichts / als wahre Busse denckt. Drum ist der letzte Ruff / von dem / der für uns wachet; Der Lehrer Ertz-Bischoff / der treuen Diener Lohn / Der mit dem Zu-sich-ruff / sie hertzet und anlachet / Der allerbeste Ruff / er bringt die Ehren-Kron: Dis hat der theure Luhn erfahren und studiret / Daß dieser letzte Ruff der allerbeste sey. Ob Ihn ein grosser Ruff schon mit viel Ehren zieret / So macht Er sich dennoch des Lehr-Beruffes frey. Der him̃lische Beruff / der Ihn zu JESU leitet / Wird von Ihm aller Ehr der Erden vorgesetzt. Weil dieser viele Last und jener Lust bedeutet / Wird billig jener mehr denn eitles wol geschätzt. Nun lebe / theurer Luhn / und schweb’ in tausend Freuden / Wo JEsus ist / daselbst muß auch sein Diener seyn. Der Heyland rufft uns auch / auf gleiche Art zu scheiden / Der him̃lische Beruff zur Kron / ist allgemein. Wann dis die Trauer-Schaar nach Ihrem Theil erweget / Wird der bestürtzte Sinn mit rechtem Trost erquickt; Den Riß hat GOtt gethan / der heilge Gründe heget / Drum wischt die Thränen ab / GOtt hat es so geschickt.</l> <p>Dieses hat der hochbetrübten Frau Wittwen zum Trost mit beyfügen wollen</p> <p>M. L. Faber.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
Der Ruff des Himmels fing dort in dem Paradiese Schon bey dem Adam an / als er durch seine Kraft Sich als den ersten Freund des Predig-Amts erwiese / Ja selbsten predigte / mit Nachdruck / Kraft und Saft. Nachdem berieff oft GOtt zum pred’gen reine Engel / Doch weil der Mensch an sich / was menschlich ist / empfand; So solten Menschen auch selbst zeigen Menschen-Mängel / Durch Menschen machet GOtt den Weg des Heils bekannt. Wir tragen zwar den Schatz / den GOtt uns anvertrauet / Im irrdischen Gefäß / doch gibt GOtt Gnad und Geist / Daß durch sein Himmels-Wort der Himmel wird gebauet / Daß dieses Licht den Schatz des ew’gen Lebens weis’t. Ach aber! dieses Amt ist auch mit Creutz und Leiden / Als einer Wagenburg / beständig eingeschränckt. Was CHristo widersteht / das lässt sich ohngern weiden / Weil es mehr auf das nichts / als wahre Busse denckt. Drum ist der letzte Ruff / von dem / der für uns wachet; Der Lehrer Ertz-Bischoff / der treuen Diener Lohn / Der mit dem Zu-sich-ruff / sie hertzet und anlachet / Der allerbeste Ruff / er bringt die Ehren-Kron: Dis hat der theure Luhn erfahren und studiret / Daß dieser letzte Ruff der allerbeste sey. Ob Ihn ein grosser Ruff schon mit viel Ehren zieret / So macht Er sich dennoch des Lehr-Beruffes frey. Der him̃lische Beruff / der Ihn zu JESU leitet / Wird von Ihm aller Ehr der Erden vorgesetzt. Weil dieser viele Last und jener Lust bedeutet / Wird billig jener mehr denn eitles wol geschätzt. Nun lebe / theurer Luhn / und schweb’ in tausend Freuden / Wo JEsus ist / daselbst muß auch sein Diener seyn. Der Heyland rufft uns auch / auf gleiche Art zu scheiden / Der him̃lische Beruff zur Kron / ist allgemein. Wann dis die Trauer-Schaar nach Ihrem Theil erweget / Wird der bestürtzte Sinn mit rechtem Trost erquickt; Den Riß hat GOtt gethan / der heilge Gründe heget / Drum wischt die Thränen ab / GOtt hat es so geschickt. Dieses hat der hochbetrübten Frau Wittwen zum Trost mit beyfügen wollen
M. L. Faber.
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/65>, abgerufen am 22.07.2024. |