Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Er gläntzet gantz und gar. So hieß das letzte Wort / Womit vor kurtzer Zeit wir unsern Glückwunsch schlossen. Dis ist auch jetzt zuerst in unsern Reim geflossen / Da unser Freuden-Stern wegeilt von seinem Ort. Wir sind in uns verwirrt und allzu sehr bestürtzt. Ein jeder fragt / wo ist der werthe Mond geblieben / Was hat den theuren Glantz durch trübe Nacht vertrieben? Wie ist doch alsobald des Luhnens Lauff verkürtzt! Wir haben Deine Güt' / o theurster Mann / erkannt / Jedoch des Glücks beraubt / Dich von Person zu kennen. Wir waren nicht gesinnt uns also früh zu trennen / Weil unser Brust und Hertz Dir gäntzlich zugewandt. Ach Du verläst uns erst! doch lassen wir Dich nicht. Es bleibt Dein Tugend-Gold in unser Blut gepräget: So lange sich in uns noch eine Ader reget / Regt sich zugleich in uns Dein Lehr-und Tugend-Licht. Wir sind gar sehr betrübt / und Dein Geist ist erfreut / Weil Du nunmehr entrückt aus der Planeten Orden / Und aus dem Monde bist zur hellen Sonne worden / Die ihren güldnen Strahl in ew'ge Zeiten streut. Ihr Hochbetrübte / weint / ein Tag dünckt Euch ein Jahr; Ihr seyd gantz Thränen-voll bey Todes-Finsternissen / Jedoch ist Euer Licht nicht durch die Nacht entrissen; Es ist noch mehr erhöht; Es gläntzet gantz und gar. Zum wol-verdienten Andencken des Wolseligen / und denen hochbetrübten Hinterbliebenen zum Trost / schrieben dieses aus tieffster Schuldigkeit gegenwärtige Studiosi Philologiae der Schule in Gandersheim. Er gläntzet gantz und gar. So hieß das letzte Wort / Womit vor kurtzer Zeit wir unsern Glückwunsch schlossen. Dis ist auch jetzt zuerst in unsern Reim geflossen / Da unser Freuden-Stern wegeilt von seinem Ort. Wir sind in uns verwirrt und allzu sehr bestürtzt. Ein jeder fragt / wo ist der werthe Mond geblieben / Was hat den theuren Glantz durch trübe Nacht vertrieben? Wie ist doch alsobald des Luhnens Lauff verkürtzt! Wir haben Deine Güt’ / ô theurster Mañ / erkañt / Jedoch des Glücks beraubt / Dich von Person zu kennen. Wir waren nicht gesinnt uns also früh zu trennen / Weil unser Brust und Hertz Dir gäntzlich zugewandt. Ach Du verläst uns erst! doch lassen wir Dich nicht. Es bleibt Dein Tugend-Gold in unser Blut gepräget: So lange sich in uns noch eine Ader reget / Regt sich zugleich in uns Dein Lehr-und Tugend-Licht. Wir sind gar sehr betrübt / und Dein Geist ist erfreut / Weil Du nunmehr entrückt aus der Planeten Orden / Und aus dem Monde bist zur hellen Sonne worden / Die ihren güldnen Strahl in ew’ge Zeiten streut. Ihr Hochbetrübte / weint / ein Tag dünckt Euch ein Jahr; Ihr seyd gantz Thränen-voll bey Todes-Finsternissen / Jedoch ist Euer Licht nicht durch die Nacht entrissen; Es ist noch mehr erhöht; Es gläntzet gantz und gar. Zum wol-verdienten Andencken des Wolseligen / und denen hochbetrübten Hinterbliebenen zum Trost / schrieben dieses aus tieffster Schuldigkeit gegenwärtige Studiosi Philologiae der Schule in Gandersheim. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0064"/> <l>Er gläntzet gantz und gar. So hieß das letzte Wort / Womit vor kurtzer Zeit wir unsern Glückwunsch schlossen. Dis ist auch jetzt zuerst in unsern Reim geflossen / Da unser Freuden-Stern wegeilt von seinem Ort. Wir sind in uns verwirrt und allzu sehr bestürtzt. Ein jeder fragt / wo ist der werthe Mond geblieben / Was hat den theuren Glantz durch trübe Nacht vertrieben? Wie ist doch alsobald des Luhnens Lauff verkürtzt! Wir haben Deine Güt’ / ô theurster Mañ / erkañt / Jedoch des Glücks beraubt / Dich von Person zu kennen. Wir waren nicht gesinnt uns also früh zu trennen / Weil unser Brust und Hertz Dir gäntzlich zugewandt. Ach Du verläst uns erst! doch lassen wir Dich nicht. Es bleibt Dein Tugend-Gold in unser Blut gepräget: So lange sich in uns noch eine Ader reget / Regt sich zugleich in uns Dein Lehr-und Tugend-Licht. Wir sind gar sehr betrübt / und Dein Geist ist erfreut / Weil Du nunmehr entrückt aus der Planeten Orden / Und aus dem Monde bist zur hellen Sonne worden / Die ihren güldnen Strahl in ew’ge Zeiten streut. Ihr Hochbetrübte / weint / ein Tag dünckt Euch ein Jahr; Ihr seyd gantz Thränen-voll bey Todes-Finsternissen / Jedoch ist Euer Licht nicht durch die Nacht entrissen; Es ist noch mehr erhöht; Es gläntzet gantz und gar.</l> <p>Zum wol-verdienten Andencken des Wolseligen / und denen hochbetrübten Hinterbliebenen zum Trost / schrieben dieses aus tieffster Schuldigkeit gegenwärtige Studiosi Philologiae der Schule in Gandersheim.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
Er gläntzet gantz und gar. So hieß das letzte Wort / Womit vor kurtzer Zeit wir unsern Glückwunsch schlossen. Dis ist auch jetzt zuerst in unsern Reim geflossen / Da unser Freuden-Stern wegeilt von seinem Ort. Wir sind in uns verwirrt und allzu sehr bestürtzt. Ein jeder fragt / wo ist der werthe Mond geblieben / Was hat den theuren Glantz durch trübe Nacht vertrieben? Wie ist doch alsobald des Luhnens Lauff verkürtzt! Wir haben Deine Güt’ / ô theurster Mañ / erkañt / Jedoch des Glücks beraubt / Dich von Person zu kennen. Wir waren nicht gesinnt uns also früh zu trennen / Weil unser Brust und Hertz Dir gäntzlich zugewandt. Ach Du verläst uns erst! doch lassen wir Dich nicht. Es bleibt Dein Tugend-Gold in unser Blut gepräget: So lange sich in uns noch eine Ader reget / Regt sich zugleich in uns Dein Lehr-und Tugend-Licht. Wir sind gar sehr betrübt / und Dein Geist ist erfreut / Weil Du nunmehr entrückt aus der Planeten Orden / Und aus dem Monde bist zur hellen Sonne worden / Die ihren güldnen Strahl in ew’ge Zeiten streut. Ihr Hochbetrübte / weint / ein Tag dünckt Euch ein Jahr; Ihr seyd gantz Thränen-voll bey Todes-Finsternissen / Jedoch ist Euer Licht nicht durch die Nacht entrissen; Es ist noch mehr erhöht; Es gläntzet gantz und gar. Zum wol-verdienten Andencken des Wolseligen / und denen hochbetrübten Hinterbliebenen zum Trost / schrieben dieses aus tieffster Schuldigkeit gegenwärtige Studiosi Philologiae der Schule in Gandersheim.
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/64>, abgerufen am 22.07.2024. |