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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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wir uns in allen Dingen beweisen als Diener GOttes / und Nachfolger JESU / wie wir dazu beruffen sind. JESUS unser HERR lehrete in grosser Krafft und Bewegung. Er redete durch den Heiligen Geist / (Jes. 61, 1.) daher sich die Leute verwunderten / über seine grosse Weißheit. (Marc. 6, 2 sqq.) Er redete in grosser Lieblichkeit / daß sich die Leute über seine holdseligen Worte verwunderten. (Luc. 4, 22.) Es war keine unordentliche Bewegung der affecten in seinen Reden zu spüren / sondern alle Worte zeugeten von der heiligen Ruhe seiner Seele / so daß der Heyland auch in Ansehung seiner Lehre sagen kunte: Welcher unter euch kan mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Warheit sage / warum gläubet ihr mir nicht? (Johann. 8, 46.) Dennoch waren seine Reden nicht kraftloß / sondern voller Nachdruck und Freymüthigkeit / so daß in den Hertzen der Zuhörer ein Feuer / und heftiger Trieb / zur gehorsamen Folge / dadurch erwecket wurde. Davon zeugen jene Jünger: Brannte nicht unser Hertz in uns / da er mit uns redete auf dem Wege / als er uns die Schrifft öffnete? (Luc. 24, 32.) Hie hören treue Diener JEsu / welchergestalt sie schuldig / in dem Vortrage der Warheit / dem Exempel des HERRN JESU nachzufolgen. JEsus lehrete in grosser Weißheit / seine Nachfolger und Diener sollen auch suchen / durch den Geist der Weißheit / zu reden. Sie sollen Schrifftgelehrte seyn / zum Himmelreich gelehrt / die aus ihrem Schatz hervorbringen altes und neues. Denn das wäre einem Lehrer keine Ehre / wenn er / bey so grossem Reichthum der Weißheit des Evangelii / sich keinen Vorrath gesammlet / daraus er für seine Zuhörer / als ein kluger Haushalter / hervorlangen könnte / was zu ihrer Sättigung und Vergnügung dienen kan; Deswegen sollen Lehrer kämpfen um ihre Zuhörer / auf daß ihre Hertzen ermahnet / und zusammen gefasset werden in der Liebe / zu allem Reichthum des gewissen Verstandes / zu erkennen das Geheimniß Gottes und des Vaters und Christi. (Col. 2, 1. 2.) Lehrete JEsus in grosser Lieblichkeit und Krafft; So sollen seine Diener auch also lehren / daß sie den Trost des

wir uns in allen Dingen beweisen als Diener GOttes / und Nachfolger JESU / wie wir dazu beruffen sind. JESUS unser HERR lehrete in grosser Krafft und Bewegung. Er redete durch den Heiligen Geist / (Jes. 61, 1.) daher sich die Leute verwunderten / über seine grosse Weißheit. (Marc. 6, 2 sqq.) Er redete in grosser Lieblichkeit / daß sich die Leute über seine holdseligen Worte verwunderten. (Luc. 4, 22.) Es war keine unordentliche Bewegung der affecten in seinen Reden zu spüren / sondern alle Worte zeugeten von der heiligen Ruhe seiner Seele / so daß der Heyland auch in Ansehung seiner Lehre sagen kunte: Welcher unter euch kan mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Warheit sage / warum gläubet ihr mir nicht? (Johann. 8, 46.) Dennoch waren seine Reden nicht kraftloß / sondern voller Nachdruck und Freymüthigkeit / so daß in den Hertzen der Zuhörer ein Feuer / und heftiger Trieb / zur gehorsamen Folge / dadurch erwecket wurde. Davon zeugen jene Jünger: Brannte nicht unser Hertz in uns / da er mit uns redete auf dem Wege / als er uns die Schrifft öffnete? (Luc. 24, 32.) Hie hören treue Diener JEsu / welchergestalt sie schuldig / in dem Vortrage der Warheit / dem Exempel des HERRN JESU nachzufolgen. JEsus lehrete in grosser Weißheit / seine Nachfolger und Diener sollen auch suchen / durch den Geist der Weißheit / zu reden. Sie sollen Schrifftgelehrte seyn / zum Himmelreich gelehrt / die aus ihrem Schatz hervorbringen altes und neues. Denn das wäre einem Lehrer keine Ehre / wenn er / bey so grossem Reichthum der Weißheit des Evangelii / sich keinen Vorrath gesam̃let / daraus er für seine Zuhörer / als ein kluger Haushalter / hervorlangen könnte / was zu ihrer Sättigung und Vergnügung dienen kan; Deswegen sollen Lehrer kämpfen um ihre Zuhörer / auf daß ihre Hertzen ermahnet / und zusammen gefasset werden in der Liebe / zu allem Reichthum des gewissen Verstandes / zu erkennen das Geheimniß Gottes und des Vaters und Christi. (Col. 2, 1. 2.) Lehrete JEsus in grosser Lieblichkeit und Krafft; So sollen seine Diener auch also lehren / daß sie den Trost des

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[0039] wir uns in allen Dingen beweisen als Diener GOttes / und Nachfolger JESU / wie wir dazu beruffen sind. JESUS unser HERR lehrete in grosser Krafft und Bewegung. Er redete durch den Heiligen Geist / (Jes. 61, 1.) daher sich die Leute verwunderten / über seine grosse Weißheit. (Marc. 6, 2 sqq.) Er redete in grosser Lieblichkeit / daß sich die Leute über seine holdseligen Worte verwunderten. (Luc. 4, 22.) Es war keine unordentliche Bewegung der affecten in seinen Reden zu spüren / sondern alle Worte zeugeten von der heiligen Ruhe seiner Seele / so daß der Heyland auch in Ansehung seiner Lehre sagen kunte: Welcher unter euch kan mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Warheit sage / warum gläubet ihr mir nicht? (Johann. 8, 46.) Dennoch waren seine Reden nicht kraftloß / sondern voller Nachdruck und Freymüthigkeit / so daß in den Hertzen der Zuhörer ein Feuer / und heftiger Trieb / zur gehorsamen Folge / dadurch erwecket wurde. Davon zeugen jene Jünger: Brannte nicht unser Hertz in uns / da er mit uns redete auf dem Wege / als er uns die Schrifft öffnete? (Luc. 24, 32.) Hie hören treue Diener JEsu / welchergestalt sie schuldig / in dem Vortrage der Warheit / dem Exempel des HERRN JESU nachzufolgen. JEsus lehrete in grosser Weißheit / seine Nachfolger und Diener sollen auch suchen / durch den Geist der Weißheit / zu reden. Sie sollen Schrifftgelehrte seyn / zum Himmelreich gelehrt / die aus ihrem Schatz hervorbringen altes und neues. Denn das wäre einem Lehrer keine Ehre / wenn er / bey so grossem Reichthum der Weißheit des Evangelii / sich keinen Vorrath gesam̃let / daraus er für seine Zuhörer / als ein kluger Haushalter / hervorlangen könnte / was zu ihrer Sättigung und Vergnügung dienen kan; Deswegen sollen Lehrer kämpfen um ihre Zuhörer / auf daß ihre Hertzen ermahnet / und zusammen gefasset werden in der Liebe / zu allem Reichthum des gewissen Verstandes / zu erkennen das Geheimniß Gottes und des Vaters und Christi. (Col. 2, 1. 2.) Lehrete JEsus in grosser Lieblichkeit und Krafft; So sollen seine Diener auch also lehren / daß sie den Trost des

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/39>, abgerufen am 21.11.2024.