Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].folge mir nach / anzuzeigen / daß es nicht gleich viel sey / wie man in seinem Dienst sich aufführe. Ein selbsterwählter Gottesdienst kan unserm Heylande unmöglich gefallen. Und wollen wir nun die Regul wissen wornach der Dienst JEsu muß eingerichtet seyn / siehe / so weiset JEsus solche hier an / wir sollen Ihm nachfolgen. Was wollen wir nun sagen von denen / die Christo nur mit dem Munde und mit äusserlichen Geberden dienen / deren Hertz doch ferne von Ihm ist / solten auch die wol rechtschaffene Diener JEsu heissen? Der theure Heyland mag hievon selber den Ausspruch thun / der spricht aber / daß sie Ihm vergeblich dienen. (Matth 15, 9.) Und abermal: Was heisset ihr mich Herr / Herr / und thut nicht was ich euch sage? (Luc. 6, 46.) Er nennet diejenigen / die nur zu Ihm Herr / Herr / sagen / und doch nicht den Willen seines himmlischen Vaters thun / (eine schöne Beschreibung der Heuchler /) nicht seine Diener; sondern Uebelthäter. (Matth. 7, 21 -- 23.) Kan Paulus an den Knechten nicht leiden / wenn sie ihren Herren nur für Augen dienen: (Ephes. 6, 6.) So wird JEsus der Hertzenkündiger viel weniger / an solchen Augen-Dienern im Christenthum / Gefallen haben können. Ein gleiches Urtheil können wir fällen / über die unbeständige Diener Christi / die zwar eine zeitlang JEsu nachfolgen / und im Glauben und heiligem Leben sich wol beweisen / aber es mag nur eine geringe Anfechtung oder Reitzung kommen / von zeitlicher Wollust / oder Ehre / so fallen sie ab / und kündigen JEsu gleichsam den Dienst auf. Diese sind nicht die wahren Diener JEsu / wovon unser Text redet. Prediget JEsus ihnen von der Herrlichkeit seines Reichs / und lässet ihnen davon einen Strahl sehen / wie Petro und seinen Gesellen auf dem Verklärungs-Berge / so wollen sie Hütten bauen / und bey JEsu als rechtschaffene Diener aushalten. So bald aber weiter von Creutz und Leiden mit JEsu / als dem Wege zu solcher Herrlichkeit / vorfällt / so lautets gar anders / da kan Petrus wol von seinem HErrn sagen: Er kenne sein nicht. (Matth. 27, 72. 74.) Dieser schreckliche Fall Petri ist geschrieben zur Warnung. Aber wie viele siehet man noch / die JEsum Christum für ihren HErrn erkannt / und von der Evange- folge mir nach / anzuzeigen / daß es nicht gleich viel sey / wie man in seinem Dienst sich aufführe. Ein selbsterwählter Gottesdienst kan unserm Heylande unmöglich gefallen. Und wollen wir nun die Regul wissen wornach der Dienst JEsu muß eingerichtet seyn / siehe / so weiset JEsus solche hier an / wir sollen Ihm nachfolgen. Was wollen wir nun sagen von denen / die Christo nur mit dem Munde und mit äusserlichen Geberden dienen / deren Hertz doch ferne von Ihm ist / solten auch die wol rechtschaffene Diener JEsu heissen? Der theure Heyland mag hievon selber den Ausspruch thun / der spricht aber / daß sie Ihm vergeblich dienen. (Matth 15, 9.) Und abermal: Was heisset ihr mich Herr / Herr / und thut nicht was ich euch sage? (Luc. 6, 46.) Er nennet diejenigen / die nur zu Ihm Herr / Herr / sagen / und doch nicht den Willen seines him̃lischen Vaters thun / (eine schöne Beschreibung der Heuchler /) nicht seine Diener; sondern Uebelthäter. (Matth. 7, 21 -- 23.) Kan Paulus an den Knechten nicht leiden / wenn sie ihren Herren nur für Augen dienen: (Ephes. 6, 6.) So wird JEsus der Hertzenkündiger viel weniger / an solchen Augen-Dienern im Christenthum / Gefallen haben können. Ein gleiches Urtheil können wir fällen / über die unbeständige Diener Christi / die zwar eine zeitlang JEsu nachfolgen / und im Glauben und heiligem Leben sich wol beweisen / aber es mag nur eine geringe Anfechtung oder Reitzung kommen / von zeitlicher Wollust / oder Ehre / so fallen sie ab / und kündigen JEsu gleichsam den Dienst auf. Diese sind nicht die wahren Diener JEsu / wovon unser Text redet. Prediget JEsus ihnen von der Herrlichkeit seines Reichs / und lässet ihnen davon einen Strahl sehen / wie Petro und seinen Gesellen auf dem Verklärungs-Berge / so wollen sie Hütten bauen / und bey JEsu als rechtschaffene Diener aushalten. So bald aber weiter von Creutz und Leiden mit JEsu / als dem Wege zu solcher Herrlichkeit / vorfällt / so lautets gar anders / da kan Petrus wol von seinem HErrn sagen: Er kenne sein nicht. (Matth. 27, 72. 74.) Dieser schreckliche Fall Petri ist geschrieben zur Warnung. Aber wie viele siehet man noch / die JEsum Christum für ihren HErrn erkannt / und von der Evange- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0022"/> folge mir nach / anzuzeigen / daß es nicht gleich viel sey / wie man in seinem Dienst sich aufführe. Ein selbsterwählter Gottesdienst kan unserm Heylande unmöglich gefallen. Und wollen wir nun die Regul wissen wornach der Dienst JEsu muß eingerichtet seyn / siehe / so weiset JEsus solche hier an / wir sollen Ihm nachfolgen. Was wollen wir nun sagen von denen / die Christo nur mit dem Munde und mit äusserlichen Geberden dienen / deren Hertz doch ferne von Ihm ist / solten auch die wol rechtschaffene Diener JEsu heissen? Der theure Heyland mag hievon selber den Ausspruch thun / der spricht aber / daß sie Ihm vergeblich dienen. (Matth 15, 9.) Und abermal: Was heisset ihr mich Herr / Herr / und thut nicht was ich euch sage? (Luc. 6, 46.) Er nennet diejenigen / die nur zu Ihm Herr / Herr / sagen / und doch nicht den Willen seines him̃lischen Vaters thun / (eine schöne Beschreibung der Heuchler /) nicht seine Diener; sondern Uebelthäter. (Matth. 7, 21 -- 23.) Kan Paulus an den Knechten nicht leiden / wenn sie ihren Herren nur für Augen dienen: (Ephes. 6, 6.) So wird JEsus der Hertzenkündiger viel weniger / an solchen Augen-Dienern im Christenthum / Gefallen haben können. Ein gleiches Urtheil können wir fällen / über die unbeständige Diener Christi / die zwar eine zeitlang JEsu nachfolgen / und im Glauben und heiligem Leben sich wol beweisen / aber es mag nur eine geringe Anfechtung oder Reitzung kommen / von zeitlicher Wollust / oder Ehre / so fallen sie ab / und kündigen JEsu gleichsam den Dienst auf. Diese sind nicht die wahren Diener JEsu / wovon unser Text redet. Prediget JEsus ihnen von der Herrlichkeit seines Reichs / und lässet ihnen davon einen Strahl sehen / wie Petro und seinen Gesellen auf dem Verklärungs-Berge / so wollen sie Hütten bauen / und bey JEsu als rechtschaffene Diener aushalten. So bald aber weiter von Creutz und Leiden mit JEsu / als dem Wege zu solcher Herrlichkeit / vorfällt / so lautets gar anders / da kan Petrus wol von seinem HErrn sagen: Er kenne sein nicht. (Matth. 27, 72. 74.) Dieser schreckliche Fall Petri ist geschrieben zur Warnung. Aber wie viele siehet man noch / die JEsum Christum für ihren HErrn erkannt / und von der Evange- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
folge mir nach / anzuzeigen / daß es nicht gleich viel sey / wie man in seinem Dienst sich aufführe. Ein selbsterwählter Gottesdienst kan unserm Heylande unmöglich gefallen. Und wollen wir nun die Regul wissen wornach der Dienst JEsu muß eingerichtet seyn / siehe / so weiset JEsus solche hier an / wir sollen Ihm nachfolgen. Was wollen wir nun sagen von denen / die Christo nur mit dem Munde und mit äusserlichen Geberden dienen / deren Hertz doch ferne von Ihm ist / solten auch die wol rechtschaffene Diener JEsu heissen? Der theure Heyland mag hievon selber den Ausspruch thun / der spricht aber / daß sie Ihm vergeblich dienen. (Matth 15, 9.) Und abermal: Was heisset ihr mich Herr / Herr / und thut nicht was ich euch sage? (Luc. 6, 46.) Er nennet diejenigen / die nur zu Ihm Herr / Herr / sagen / und doch nicht den Willen seines him̃lischen Vaters thun / (eine schöne Beschreibung der Heuchler /) nicht seine Diener; sondern Uebelthäter. (Matth. 7, 21 -- 23.) Kan Paulus an den Knechten nicht leiden / wenn sie ihren Herren nur für Augen dienen: (Ephes. 6, 6.) So wird JEsus der Hertzenkündiger viel weniger / an solchen Augen-Dienern im Christenthum / Gefallen haben können. Ein gleiches Urtheil können wir fällen / über die unbeständige Diener Christi / die zwar eine zeitlang JEsu nachfolgen / und im Glauben und heiligem Leben sich wol beweisen / aber es mag nur eine geringe Anfechtung oder Reitzung kommen / von zeitlicher Wollust / oder Ehre / so fallen sie ab / und kündigen JEsu gleichsam den Dienst auf. Diese sind nicht die wahren Diener JEsu / wovon unser Text redet. Prediget JEsus ihnen von der Herrlichkeit seines Reichs / und lässet ihnen davon einen Strahl sehen / wie Petro und seinen Gesellen auf dem Verklärungs-Berge / so wollen sie Hütten bauen / und bey JEsu als rechtschaffene Diener aushalten. So bald aber weiter von Creutz und Leiden mit JEsu / als dem Wege zu solcher Herrlichkeit / vorfällt / so lautets gar anders / da kan Petrus wol von seinem HErrn sagen: Er kenne sein nicht. (Matth. 27, 72. 74.) Dieser schreckliche Fall Petri ist geschrieben zur Warnung. Aber wie viele siehet man noch / die JEsum Christum für ihren HErrn erkannt / und von der Evange-
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