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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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und er war doch / so wol als Paulus / ein Diener Christi und Haushalter über GOttes Geheimniße. (1. Cor. 1, 1. & c. 4, 1.) Der HErr ists der noch Arbeiter in seine Erndte sendet. (Matth. 9, 38.) Denn diese Erndtezeit können wir ja nicht so einschrencken / daß wir sie von einer gewissen Zeit verstehen wolten / sondern sie währet bis zur eilften Stunde / bis es Abend wird / das ist bis an das Ende der Welt / wie uns das Gleichniß JEsu von denen Arbeitern / die der Hausvater in seinen Weinberg gesendet / dieses anweiset. (Matth. 20, 6. 8.) Also können wir gewiß seyn / daß noch jetzo GOttes Hand dabey ist / wenn rechtschaffene / mit nothwendigen Gaben versehene / und zum Predig-Amt tüchtige Männer / abgesondert werden / nach Maßgebung des heiligen göttlichen Worts / zum Dienst der Gemeine. Diese können sich ihres göttlichen Beruffs trösten. Sie sind Botschaffter an Christus statt. (2. Cor. 5, 20.)

Und hieraus können wir auch lernen / was etwa denen Päbstischgesinneten zu antworten / wenn sie unsers sel. Vaters Lutheri Beruff / zur Reformation der Kirche / als ungöttlich und unrechtmäßig / ausschreyen / indem der theure Mann jaeinmal als Prediger / dann auch als Professor und Doctor, einen ordentlichen Beruff gehabt / da er auf die heilige Schrifft / als den Grund / worauf er seine Lehre zu bauen / gewiesen / wiewol sie daneben viel irrige menschliche Satzungen der heiligen Schrifft zur Seite setzeten / die aber / dem göttlichen Worte gleich / das Gewissen des seligen Mannes nicht verbinden kunten. Es könnte zu Erläuterung dieser Sache dienen das Wort JEsu / da Er seine Zuhörer weiset / auf die auf Mosis Stuhl sitzende Schrifftgelehrten und Pharisäer / (Matth. 23, 2.) nicht so fern sie viel Sauerteig der Lehre noch bey sich hatten / sondern so fern sie auf Mosis Stuhl sassen. Wir läugnen indessen nicht / daß / außer diesem ordentlichen Beruff / der selige Lutherus auch einen außerordentlichen Beruff zu dem besondern Dienst GOttes / in dem Werck der Reformation / gehabt / da ihm GOTT besondere Gaben / Muth und Krafft verliehen / das heilsame Werck der Reinigung der Kirche / behertzt anzufangen und glücklich auszuführen; wovon wir aber jetzo nicht weitläuftiger handeln können.

und er war doch / so wol als Paulus / ein Diener Christi und Haushalter über GOttes Geheimniße. (1. Cor. 1, 1. & c. 4, 1.) Der HErr ists der noch Arbeiter in seine Erndte sendet. (Matth. 9, 38.) Denn diese Erndtezeit können wir ja nicht so einschrencken / daß wir sie von einer gewissen Zeit verstehen wolten / sondern sie währet bis zur eilften Stunde / bis es Abend wird / das ist bis an das Ende der Welt / wie uns das Gleichniß JEsu von denen Arbeitern / die der Hausvater in seinen Weinberg gesendet / dieses anweiset. (Matth. 20, 6. 8.) Also können wir gewiß seyn / daß noch jetzo GOttes Hand dabey ist / wenn rechtschaffene / mit nothwendigen Gaben versehene / und zum Predig-Amt tüchtige Männer / abgesondert werden / nach Maßgebung des heiligen göttlichen Worts / zum Dienst der Gemeine. Diese können sich ihres göttlichen Beruffs trösten. Sie sind Botschaffter an Christus statt. (2. Cor. 5, 20.)

Und hieraus können wir auch lernen / was etwa denen Päbstischgesinneten zu antworten / wenn sie unsers sel. Vaters Lutheri Beruff / zur Reformation der Kirche / als ungöttlich und unrechtmäßig / ausschreyen / indem der theure Mann jaeinmal als Prediger / dann auch als Professor und Doctor, einen ordentlichen Beruff gehabt / da er auf die heilige Schrifft / als den Grund / worauf er seine Lehre zu bauen / gewiesen / wiewol sie daneben viel irrige menschliche Satzungen der heiligen Schrifft zur Seite setzeten / die aber / dem göttlichen Worte gleich / das Gewissen des seligen Mannes nicht verbinden kunten. Es köñte zu Erläuterung dieser Sache dienen das Wort JEsu / da Er seine Zuhörer weiset / auf die auf Mosis Stuhl sitzende Schrifftgelehrten und Pharisäer / (Matth. 23, 2.) nicht so fern sie viel Sauerteig der Lehre noch bey sich hatten / sondern so fern sie auf Mosis Stuhl sassen. Wir läugnen indessen nicht / daß / außer diesem ordentlichen Beruff / der selige Lutherus auch einen außerordentlichen Beruff zu dem besondern Dienst GOttes / in dem Werck der Reformation / gehabt / da ihm GOTT besondere Gaben / Muth und Krafft verliehen / das heilsame Werck der Reinigung der Kirche / behertzt anzufangen und glücklich auszuführen; wovon wir aber jetzo nicht weitläuftiger handeln können.

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        <p>Und hieraus können wir auch lernen / was etwa denen Päbstischgesinneten zu                      antworten / wenn sie unsers sel. Vaters Lutheri Beruff / zur Reformation der                      Kirche / als ungöttlich und unrechtmäßig / ausschreyen / indem der theure Mann                      jaeinmal als Prediger / dann auch als Professor und Doctor, einen ordentlichen                      Beruff gehabt / da er auf die heilige Schrifft / als den Grund / worauf er seine                      Lehre zu bauen / gewiesen / wiewol sie daneben viel irrige menschliche Satzungen                      der heiligen Schrifft zur Seite setzeten / die aber / dem göttlichen Worte                      gleich / das Gewissen des seligen Mannes nicht verbinden kunten. Es kön&#x0303;te zu Erläuterung dieser Sache dienen das Wort JEsu / da Er seine                      Zuhörer weiset / auf die auf Mosis Stuhl sitzende Schrifftgelehrten und                      Pharisäer / (Matth. 23, 2.) nicht so fern sie viel Sauerteig der Lehre noch bey                      sich hatten / sondern so fern sie auf Mosis Stuhl sassen. Wir läugnen indessen                      nicht / daß / außer diesem ordentlichen Beruff / der selige Lutherus auch einen                      außerordentlichen Beruff zu dem besondern Dienst GOttes / in dem Werck der                      Reformation / gehabt / da ihm GOTT besondere Gaben / Muth und Krafft verliehen /                      das heilsame Werck der Reinigung der Kirche / behertzt anzufangen und glücklich                      auszuführen; wovon wir aber jetzo nicht weitläuftiger handeln können.</p>
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[0017] und er war doch / so wol als Paulus / ein Diener Christi und Haushalter über GOttes Geheimniße. (1. Cor. 1, 1. & c. 4, 1.) Der HErr ists der noch Arbeiter in seine Erndte sendet. (Matth. 9, 38.) Denn diese Erndtezeit können wir ja nicht so einschrencken / daß wir sie von einer gewissen Zeit verstehen wolten / sondern sie währet bis zur eilften Stunde / bis es Abend wird / das ist bis an das Ende der Welt / wie uns das Gleichniß JEsu von denen Arbeitern / die der Hausvater in seinen Weinberg gesendet / dieses anweiset. (Matth. 20, 6. 8.) Also können wir gewiß seyn / daß noch jetzo GOttes Hand dabey ist / wenn rechtschaffene / mit nothwendigen Gaben versehene / und zum Predig-Amt tüchtige Männer / abgesondert werden / nach Maßgebung des heiligen göttlichen Worts / zum Dienst der Gemeine. Diese können sich ihres göttlichen Beruffs trösten. Sie sind Botschaffter an Christus statt. (2. Cor. 5, 20.) Und hieraus können wir auch lernen / was etwa denen Päbstischgesinneten zu antworten / wenn sie unsers sel. Vaters Lutheri Beruff / zur Reformation der Kirche / als ungöttlich und unrechtmäßig / ausschreyen / indem der theure Mann jaeinmal als Prediger / dann auch als Professor und Doctor, einen ordentlichen Beruff gehabt / da er auf die heilige Schrifft / als den Grund / worauf er seine Lehre zu bauen / gewiesen / wiewol sie daneben viel irrige menschliche Satzungen der heiligen Schrifft zur Seite setzeten / die aber / dem göttlichen Worte gleich / das Gewissen des seligen Mannes nicht verbinden kunten. Es köñte zu Erläuterung dieser Sache dienen das Wort JEsu / da Er seine Zuhörer weiset / auf die auf Mosis Stuhl sitzende Schrifftgelehrten und Pharisäer / (Matth. 23, 2.) nicht so fern sie viel Sauerteig der Lehre noch bey sich hatten / sondern so fern sie auf Mosis Stuhl sassen. Wir läugnen indessen nicht / daß / außer diesem ordentlichen Beruff / der selige Lutherus auch einen außerordentlichen Beruff zu dem besondern Dienst GOttes / in dem Werck der Reformation / gehabt / da ihm GOTT besondere Gaben / Muth und Krafft verliehen / das heilsame Werck der Reinigung der Kirche / behertzt anzufangen und glücklich auszuführen; wovon wir aber jetzo nicht weitläuftiger handeln können.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/17>, abgerufen am 27.11.2024.