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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Neuntes Kapitel.
stehen auf 1/4 Zoll langen Stielen. Ihre obere Fläche ist glatt, dunkelgrün und hin und wie-
der auf den Adern, mit kurzen einzelnen Haaren besetzt; die untere erscheint mit feiner weißer
Wolle überzogen. Der Rand der Blätter ist hin und wieder unregelmäßig gefranzt und ge-
bogen. Bei dem Ausbruch des Laubes sind gemeiniglich unter jedem Blatt zwei halbrunde,
gezahnte, den Stiel umfassende Nebenblätter vorhanden, welche aber leicht abfallen.

Die Rinde der jungen Zweige ist grau und wollich, der ältern glatt.

Die Zweige sind schlank und biegsam, ihr Holz aber äußerst spaltig, dabei den-
noch sehr zähe.

Mit gleichem Nutzen dient diese Weide zu Bäumen, Strauchpflanzungen, Rauchweh-
ren oder Spreutlagen, da sie besonders als Strauch eine ansehnliche Höhe erhält. Sie wird
zu Faschinen und Pfählen, besonders aber zu Würsten und Flechtzäunen gebraucht.

VII. Rothe Bandweide. (Salix purpurea. L.)

Die Blätter sind lang und schmal, lang zugespitzt, mit einem fein gezähnten
Rande, welcher allezeit mit Drüsen besetzt ist; die obere Fläche schön grün und ganz glatt,
die untere weißlich. An den kurzen Stielen der obern Blättern, stehen unten zwei zugespitzte,
zackige Nebenblätter, welche den Stiel mit umfassen und nach der Spitze zu immer größer
sind, aber an den untern Blättern nicht mehr gefunden werden.

Die Rinde der Ruthen ist roth, wenn das Laub abgeworfen ist noch dunkler
purpurfarben.

Die Zweige sind schlank, dünne, äußerst biegsam und zähe.

Hiervon giebt es eine breitblättrige Abart, deren junger Trieb fast gar nicht roth ist.

Sie wird mit vielem Nutzen zu Kopf- und Strauchweiden angewandt, die Stämme
fallen aber nicht so groß aus, wie bei No. IV. Zu Rauchwehren und Spreutlagen ist diese
Weide besonders zu empfehlen, da ihre Zweige zum Binden der Würste und Faschinen zu ge-
brauchen sind, auch sehr schöne Ruthen zu Flechtzäunen geben.

VIII. Korbweide. (Salix viminalis. L.)

Die Blätter welche dicht und abwechselnd zusammen stehen sind unter den Weiden-
blättern die längsten. Sie sind schmal, auf beiden Enden zugespitzt, fein gezähnt, auch ver-
lohren gekerbt und am Rande wellenförmig ausgebogen. Die obere Fläche ist hellgrün und
glatt, mit vertieften Adern gezeichnet, die untere hat erhabene Adern und eine erhabene nach

Neuntes Kapitel.
ſtehen auf ¼ Zoll langen Stielen. Ihre obere Flaͤche iſt glatt, dunkelgruͤn und hin und wie-
der auf den Adern, mit kurzen einzelnen Haaren beſetzt; die untere erſcheint mit feiner weißer
Wolle uͤberzogen. Der Rand der Blaͤtter iſt hin und wieder unregelmaͤßig gefranzt und ge-
bogen. Bei dem Ausbruch des Laubes ſind gemeiniglich unter jedem Blatt zwei halbrunde,
gezahnte, den Stiel umfaſſende Nebenblaͤtter vorhanden, welche aber leicht abfallen.

Die Rinde der jungen Zweige iſt grau und wollich, der aͤltern glatt.

Die Zweige ſind ſchlank und biegſam, ihr Holz aber aͤußerſt ſpaltig, dabei den-
noch ſehr zaͤhe.

Mit gleichem Nutzen dient dieſe Weide zu Baͤumen, Strauchpflanzungen, Rauchweh-
ren oder Spreutlagen, da ſie beſonders als Strauch eine anſehnliche Hoͤhe erhaͤlt. Sie wird
zu Faſchinen und Pfaͤhlen, beſonders aber zu Wuͤrſten und Flechtzaͤunen gebraucht.

VII. Rothe Bandweide. (Salix purpurea. L.)

Die Blaͤtter ſind lang und ſchmal, lang zugeſpitzt, mit einem fein gezaͤhnten
Rande, welcher allezeit mit Druͤſen beſetzt iſt; die obere Flaͤche ſchoͤn gruͤn und ganz glatt,
die untere weißlich. An den kurzen Stielen der obern Blaͤttern, ſtehen unten zwei zugeſpitzte,
zackige Nebenblaͤtter, welche den Stiel mit umfaſſen und nach der Spitze zu immer groͤßer
ſind, aber an den untern Blaͤttern nicht mehr gefunden werden.

Die Rinde der Ruthen iſt roth, wenn das Laub abgeworfen iſt noch dunkler
purpurfarben.

Die Zweige ſind ſchlank, duͤnne, aͤußerſt biegſam und zaͤhe.

Hiervon giebt es eine breitblaͤttrige Abart, deren junger Trieb faſt gar nicht roth iſt.

Sie wird mit vielem Nutzen zu Kopf- und Strauchweiden angewandt, die Staͤmme
fallen aber nicht ſo groß aus, wie bei No. IV. Zu Rauchwehren und Spreutlagen iſt dieſe
Weide beſonders zu empfehlen, da ihre Zweige zum Binden der Wuͤrſte und Faſchinen zu ge-
brauchen ſind, auch ſehr ſchoͤne Ruthen zu Flechtzaͤunen geben.

VIII. Korbweide. (Salix viminalis. L.)

Die Blaͤtter welche dicht und abwechſelnd zuſammen ſtehen ſind unter den Weiden-
blaͤttern die laͤngſten. Sie ſind ſchmal, auf beiden Enden zugeſpitzt, fein gezaͤhnt, auch ver-
lohren gekerbt und am Rande wellenfoͤrmig ausgebogen. Die obere Flaͤche iſt hellgruͤn und
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[74/0094] Neuntes Kapitel. ſtehen auf ¼ Zoll langen Stielen. Ihre obere Flaͤche iſt glatt, dunkelgruͤn und hin und wie- der auf den Adern, mit kurzen einzelnen Haaren beſetzt; die untere erſcheint mit feiner weißer Wolle uͤberzogen. Der Rand der Blaͤtter iſt hin und wieder unregelmaͤßig gefranzt und ge- bogen. Bei dem Ausbruch des Laubes ſind gemeiniglich unter jedem Blatt zwei halbrunde, gezahnte, den Stiel umfaſſende Nebenblaͤtter vorhanden, welche aber leicht abfallen. Die Rinde der jungen Zweige iſt grau und wollich, der aͤltern glatt. Die Zweige ſind ſchlank und biegſam, ihr Holz aber aͤußerſt ſpaltig, dabei den- noch ſehr zaͤhe. Mit gleichem Nutzen dient dieſe Weide zu Baͤumen, Strauchpflanzungen, Rauchweh- ren oder Spreutlagen, da ſie beſonders als Strauch eine anſehnliche Hoͤhe erhaͤlt. Sie wird zu Faſchinen und Pfaͤhlen, beſonders aber zu Wuͤrſten und Flechtzaͤunen gebraucht. VII. Rothe Bandweide. (Salix purpurea. L.) Die Blaͤtter ſind lang und ſchmal, lang zugeſpitzt, mit einem fein gezaͤhnten Rande, welcher allezeit mit Druͤſen beſetzt iſt; die obere Flaͤche ſchoͤn gruͤn und ganz glatt, die untere weißlich. An den kurzen Stielen der obern Blaͤttern, ſtehen unten zwei zugeſpitzte, zackige Nebenblaͤtter, welche den Stiel mit umfaſſen und nach der Spitze zu immer groͤßer ſind, aber an den untern Blaͤttern nicht mehr gefunden werden. Die Rinde der Ruthen iſt roth, wenn das Laub abgeworfen iſt noch dunkler purpurfarben. Die Zweige ſind ſchlank, duͤnne, aͤußerſt biegſam und zaͤhe. Hiervon giebt es eine breitblaͤttrige Abart, deren junger Trieb faſt gar nicht roth iſt. Sie wird mit vielem Nutzen zu Kopf- und Strauchweiden angewandt, die Staͤmme fallen aber nicht ſo groß aus, wie bei No. IV. Zu Rauchwehren und Spreutlagen iſt dieſe Weide beſonders zu empfehlen, da ihre Zweige zum Binden der Wuͤrſte und Faſchinen zu ge- brauchen ſind, auch ſehr ſchoͤne Ruthen zu Flechtzaͤunen geben. VIII. Korbweide. (Salix viminalis. L.) Die Blaͤtter welche dicht und abwechſelnd zuſammen ſtehen ſind unter den Weiden- blaͤttern die laͤngſten. Sie ſind ſchmal, auf beiden Enden zugeſpitzt, fein gezaͤhnt, auch ver- lohren gekerbt und am Rande wellenfoͤrmig ausgebogen. Die obere Flaͤche iſt hellgruͤn und glatt, mit vertieften Adern gezeichnet, die untere hat erhabene Adern und eine erhabene nach

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/94>, abgerufen am 24.11.2024.