Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Verordnungen.
Wasserbaumeister, alle auf solches Ufer anschiessende Eigner, oder Beerbte, so dabei interes-
sirt sind, zur Stelle berufen, und mit ihnen überlegen, wie, und mit was für Art Wasser-
werken, solches am zuträglichsten geschehen kann.

Der Wasserbaumeister soll davon die Kostenanschläge anfertigen, und Unserer Krie-
ges- und Domainen-Cammer einreichen, welche sodann wegen Aufbringung der Kosten eine
billig mäßige Repartition unter den Interessenten anfertigen, auch den Theil, den Wir we-
gen Unserer Domainen beizutragen haben, sowohl als dasjenige, was das gemeine Land zu
Hülfe geben soll, bestimmen muß.

Cap. III. Von den Inseln und Mittelgründen.

§. 45. Ob Wir nun gleich die Besitznehmung der Inseln für Uns verordnet haben,
und wollen, daß damit jederzeit nach der Vorschrift verfahren, auch darauf von den Was-
serbau und andern Bedienten genau gehalten, mithin darunter nichts verabsäumet werden
soll: so verbiethen Wir doch hiermit ausdrücklich deren Bepflanzung, ehe solche nicht, durch
Enclavirungskribben, an das feste Land verbunden sind: weil die Erfahrung gar zu sehr zei-
get, wie viel unersetzlicher Schade Uns, und Unsern getreuen Unterthanen durch die unzeitige
Gewinnung und Bepflanzung der Inseln zugefüget ist; denn da die Inseln Anwächse sind,
deren Ufer rund um flach, und untief sind, die untiefen Ufer aber den Strom überdringen,
so verursachen dieselben auch, rund um sich, allen entgegen liegenden Ufern Abbrüche, und
sind höchst schädlich; zumalen auch durch die Vertheilung des Stroms, demselben die zur
Schiffahrt nöthige Tiefe genommen wird.

Alle Inseln, oder Sandbänke, die vor einem vorspringenden Ufer, oder in der Mitte
des Stroms liegen, sollen ebenfalls nicht in Besitz genommen, oder bepflanzet, sondern viel-
mehr durch Kribben und Wasserwerke, von den entgegen liegenden Ufern her, nach Mög-
lichkeit vertrieben, mithin keine andere Inseln, als die vor einem zurücktretenden Ufer (wie
doch gemeiniglich zu geschehen pfleget) sich anlegen, enclaviret werden.

§. 47. Da auch die Canäle (Stromärme) fast durchgehends tiefer werden, und sehr
selten ein Canal von selbsten aufländet: so befehlen Wir hiermit allen Unsern Wasserbaube-
dienten, mit allem Ernst und Eifer dahin sich zu bestreben, und so lange unaufhörlich zu
arbeiten, bis alle Inseln enclaviret, und alle Nebenkanäle gekribbet, und zugepflanzet sind,
dahingegen auf den andern Ufern der Insel, gegen den Hauptstrom, alle vorhandene Pflan-
zungen, und was zu Befestigung dieses Ufers dienen kann, wegzureissen sind, damit der
Strom auf dieser Seite sein Bette auf Kosten der Insel erweitere, und vertiefe; jedoch ver-

Q

Verordnungen.
Waſſerbaumeiſter, alle auf ſolches Ufer anſchieſſende Eigner, oder Beerbte, ſo dabei intereſ-
ſirt ſind, zur Stelle berufen, und mit ihnen uͤberlegen, wie, und mit was fuͤr Art Waſſer-
werken, ſolches am zutraͤglichſten geſchehen kann.

Der Waſſerbaumeiſter ſoll davon die Koſtenanſchlaͤge anfertigen, und Unſerer Krie-
ges- und Domainen-Cammer einreichen, welche ſodann wegen Aufbringung der Koſten eine
billig maͤßige Repartition unter den Intereſſenten anfertigen, auch den Theil, den Wir we-
gen Unſerer Domainen beizutragen haben, ſowohl als dasjenige, was das gemeine Land zu
Huͤlfe geben ſoll, beſtimmen muß.

Cap. III. Von den Inſeln und Mittelgruͤnden.

§. 45. Ob Wir nun gleich die Beſitznehmung der Inſeln fuͤr Uns verordnet haben,
und wollen, daß damit jederzeit nach der Vorſchrift verfahren, auch darauf von den Waſ-
ſerbau und andern Bedienten genau gehalten, mithin darunter nichts verabſaͤumet werden
ſoll: ſo verbiethen Wir doch hiermit ausdruͤcklich deren Bepflanzung, ehe ſolche nicht, durch
Enclavirungskribben, an das feſte Land verbunden ſind: weil die Erfahrung gar zu ſehr zei-
get, wie viel unerſetzlicher Schade Uns, und Unſern getreuen Unterthanen durch die unzeitige
Gewinnung und Bepflanzung der Inſeln zugefuͤget iſt; denn da die Inſeln Anwaͤchſe ſind,
deren Ufer rund um flach, und untief ſind, die untiefen Ufer aber den Strom uͤberdringen,
ſo verurſachen dieſelben auch, rund um ſich, allen entgegen liegenden Ufern Abbruͤche, und
ſind hoͤchſt ſchaͤdlich; zumalen auch durch die Vertheilung des Stroms, demſelben die zur
Schiffahrt noͤthige Tiefe genommen wird.

Alle Inſeln, oder Sandbaͤnke, die vor einem vorſpringenden Ufer, oder in der Mitte
des Stroms liegen, ſollen ebenfalls nicht in Beſitz genommen, oder bepflanzet, ſondern viel-
mehr durch Kribben und Waſſerwerke, von den entgegen liegenden Ufern her, nach Moͤg-
lichkeit vertrieben, mithin keine andere Inſeln, als die vor einem zuruͤcktretenden Ufer (wie
doch gemeiniglich zu geſchehen pfleget) ſich anlegen, enclaviret werden.

§. 47. Da auch die Canaͤle (Stromaͤrme) faſt durchgehends tiefer werden, und ſehr
ſelten ein Canal von ſelbſten auflaͤndet: ſo befehlen Wir hiermit allen Unſern Waſſerbaube-
dienten, mit allem Ernſt und Eifer dahin ſich zu beſtreben, und ſo lange unaufhoͤrlich zu
arbeiten, bis alle Inſeln enclaviret, und alle Nebenkanaͤle gekribbet, und zugepflanzet ſind,
dahingegen auf den andern Ufern der Inſel, gegen den Hauptſtrom, alle vorhandene Pflan-
zungen, und was zu Befeſtigung dieſes Ufers dienen kann, wegzureiſſen ſind, damit der
Strom auf dieſer Seite ſein Bette auf Koſten der Inſel erweitere, und vertiefe; jedoch ver-

Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="121"/><fw place="top" type="header">Verordnungen.</fw><lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;erbaumei&#x017F;ter, alle auf &#x017F;olches Ufer an&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;ende Eigner, oder Beerbte, &#x017F;o dabei intere&#x017F;-<lb/>
&#x017F;irt &#x017F;ind, zur Stelle berufen, und mit ihnen u&#x0364;berlegen, wie, und mit was fu&#x0364;r Art Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
werken, &#x017F;olches am zutra&#x0364;glich&#x017F;ten ge&#x017F;chehen kann.</p><lb/>
          <p>Der Wa&#x017F;&#x017F;erbaumei&#x017F;ter &#x017F;oll davon die Ko&#x017F;tenan&#x017F;chla&#x0364;ge anfertigen, und Un&#x017F;erer Krie-<lb/>
ges- und Domainen-Cammer einreichen, welche &#x017F;odann wegen Aufbringung der Ko&#x017F;ten eine<lb/>
billig ma&#x0364;ßige Repartition unter den Intere&#x017F;&#x017F;enten anfertigen, auch den Theil, den Wir we-<lb/>
gen Un&#x017F;erer Domainen beizutragen haben, &#x017F;owohl als dasjenige, was das gemeine Land zu<lb/>
Hu&#x0364;lfe geben &#x017F;oll, be&#x017F;timmen muß.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> Von den <hi rendition="#g">In&#x017F;eln</hi> und Mittelgru&#x0364;nden.</hi> </p><lb/>
          <p>§. 45. Ob Wir nun gleich die Be&#x017F;itznehmung der In&#x017F;eln fu&#x0364;r Uns verordnet haben,<lb/>
und wollen, daß damit jederzeit nach der Vor&#x017F;chrift verfahren, auch darauf von den Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erbau und andern Bedienten genau gehalten, mithin darunter nichts verab&#x017F;a&#x0364;umet werden<lb/>
&#x017F;oll: &#x017F;o verbiethen Wir doch hiermit ausdru&#x0364;cklich deren Bepflanzung, ehe &#x017F;olche nicht, durch<lb/>
Enclavirungskribben, an das fe&#x017F;te Land verbunden &#x017F;ind: weil die Erfahrung gar zu &#x017F;ehr zei-<lb/>
get, wie viel uner&#x017F;etzlicher Schade Uns, und Un&#x017F;ern getreuen Unterthanen durch die unzeitige<lb/>
Gewinnung und Bepflanzung der In&#x017F;eln zugefu&#x0364;get i&#x017F;t; denn da die In&#x017F;eln Anwa&#x0364;ch&#x017F;e &#x017F;ind,<lb/>
deren Ufer rund um flach, und untief &#x017F;ind, die untiefen Ufer aber den Strom u&#x0364;berdringen,<lb/>
&#x017F;o verur&#x017F;achen die&#x017F;elben auch, rund um &#x017F;ich, allen entgegen liegenden Ufern Abbru&#x0364;che, und<lb/>
&#x017F;ind ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlich; zumalen auch durch die Vertheilung des Stroms, dem&#x017F;elben die zur<lb/>
Schiffahrt no&#x0364;thige Tiefe genommen wird.</p><lb/>
          <p>Alle In&#x017F;eln, oder Sandba&#x0364;nke, die vor einem vor&#x017F;pringenden Ufer, oder in der Mitte<lb/>
des Stroms liegen, &#x017F;ollen ebenfalls nicht in Be&#x017F;itz genommen, oder bepflanzet, &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr durch Kribben und Wa&#x017F;&#x017F;erwerke, von den entgegen liegenden Ufern her, nach Mo&#x0364;g-<lb/>
lichkeit vertrieben, mithin keine andere In&#x017F;eln, als die vor einem zuru&#x0364;cktretenden Ufer (wie<lb/>
doch gemeiniglich zu ge&#x017F;chehen pfleget) &#x017F;ich anlegen, enclaviret werden.</p><lb/>
          <p>§. 47. Da auch die Cana&#x0364;le (Stroma&#x0364;rme) fa&#x017F;t durchgehends tiefer werden, und &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;elten ein Canal von &#x017F;elb&#x017F;ten aufla&#x0364;ndet: &#x017F;o befehlen Wir hiermit allen Un&#x017F;ern Wa&#x017F;&#x017F;erbaube-<lb/>
dienten, mit allem Ern&#x017F;t und Eifer dahin &#x017F;ich zu be&#x017F;treben, und &#x017F;o lange unaufho&#x0364;rlich zu<lb/>
arbeiten, bis alle In&#x017F;eln enclaviret, und alle Nebenkana&#x0364;le gekribbet, und zugepflanzet &#x017F;ind,<lb/>
dahingegen auf den andern Ufern der In&#x017F;el, gegen den Haupt&#x017F;trom, alle vorhandene Pflan-<lb/>
zungen, und was zu Befe&#x017F;tigung die&#x017F;es Ufers dienen kann, wegzurei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, damit der<lb/>
Strom auf die&#x017F;er Seite &#x017F;ein Bette auf Ko&#x017F;ten der In&#x017F;el erweitere, und vertiefe; jedoch ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0141] Verordnungen. Waſſerbaumeiſter, alle auf ſolches Ufer anſchieſſende Eigner, oder Beerbte, ſo dabei intereſ- ſirt ſind, zur Stelle berufen, und mit ihnen uͤberlegen, wie, und mit was fuͤr Art Waſſer- werken, ſolches am zutraͤglichſten geſchehen kann. Der Waſſerbaumeiſter ſoll davon die Koſtenanſchlaͤge anfertigen, und Unſerer Krie- ges- und Domainen-Cammer einreichen, welche ſodann wegen Aufbringung der Koſten eine billig maͤßige Repartition unter den Intereſſenten anfertigen, auch den Theil, den Wir we- gen Unſerer Domainen beizutragen haben, ſowohl als dasjenige, was das gemeine Land zu Huͤlfe geben ſoll, beſtimmen muß. Cap. III. Von den Inſeln und Mittelgruͤnden. §. 45. Ob Wir nun gleich die Beſitznehmung der Inſeln fuͤr Uns verordnet haben, und wollen, daß damit jederzeit nach der Vorſchrift verfahren, auch darauf von den Waſ- ſerbau und andern Bedienten genau gehalten, mithin darunter nichts verabſaͤumet werden ſoll: ſo verbiethen Wir doch hiermit ausdruͤcklich deren Bepflanzung, ehe ſolche nicht, durch Enclavirungskribben, an das feſte Land verbunden ſind: weil die Erfahrung gar zu ſehr zei- get, wie viel unerſetzlicher Schade Uns, und Unſern getreuen Unterthanen durch die unzeitige Gewinnung und Bepflanzung der Inſeln zugefuͤget iſt; denn da die Inſeln Anwaͤchſe ſind, deren Ufer rund um flach, und untief ſind, die untiefen Ufer aber den Strom uͤberdringen, ſo verurſachen dieſelben auch, rund um ſich, allen entgegen liegenden Ufern Abbruͤche, und ſind hoͤchſt ſchaͤdlich; zumalen auch durch die Vertheilung des Stroms, demſelben die zur Schiffahrt noͤthige Tiefe genommen wird. Alle Inſeln, oder Sandbaͤnke, die vor einem vorſpringenden Ufer, oder in der Mitte des Stroms liegen, ſollen ebenfalls nicht in Beſitz genommen, oder bepflanzet, ſondern viel- mehr durch Kribben und Waſſerwerke, von den entgegen liegenden Ufern her, nach Moͤg- lichkeit vertrieben, mithin keine andere Inſeln, als die vor einem zuruͤcktretenden Ufer (wie doch gemeiniglich zu geſchehen pfleget) ſich anlegen, enclaviret werden. §. 47. Da auch die Canaͤle (Stromaͤrme) faſt durchgehends tiefer werden, und ſehr ſelten ein Canal von ſelbſten auflaͤndet: ſo befehlen Wir hiermit allen Unſern Waſſerbaube- dienten, mit allem Ernſt und Eifer dahin ſich zu beſtreben, und ſo lange unaufhoͤrlich zu arbeiten, bis alle Inſeln enclaviret, und alle Nebenkanaͤle gekribbet, und zugepflanzet ſind, dahingegen auf den andern Ufern der Inſel, gegen den Hauptſtrom, alle vorhandene Pflan- zungen, und was zu Befeſtigung dieſes Ufers dienen kann, wegzureiſſen ſind, damit der Strom auf dieſer Seite ſein Bette auf Koſten der Inſel erweitere, und vertiefe; jedoch ver- Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/141
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/141>, abgerufen am 22.11.2024.