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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, XLIX haubtstück,
gewisse jare gesezet worden ist, und das gegenteil
nicht zu erweisen stehet; darnebst verschaffet die er-
neuerung einer zeitlichen leihe kein erbrecht, noch
der weinkauf ein nuzbares eigentum (§ 1916 des
1ten, und § 1905 des 3ten th.) Die erweißliche
besserung kan auch bei zeitlichen pachten vergütet
werden; gleichwie dann auch ein beständer die öf-
fentlichen abgiften zu übernemen vermag, Struben
de iure villic. s. 255 fg. § 4. Ferner stellet die ver-
brifung, oder der leihbrif keinen wirklichen lehnbrif,
wie bei den feudis, noch überträget er ein nuzbares
eigentum; sondern stehet als ein anderer pachtbrif
zu betrachten, Tabor s. 943 fg. § 27 § 28.

§ 1947
von der zurück-
foderung, und
einzihung der
landsidellei-
hen.

Der landsidelleihe kan der landsidel sich sowohl
verlustig machen (§ 1947 des 1ten th.) als auch
diselbe eingezogen, und vindiciret werden mag. Will
der gutsherr diselbe zurück fodern, hat er zu erwei-
sen: 1) daß ihm das eigentum, oder obereigentum
der landsideleihe zustehe; 2) daß er dises eigentum
wider den beklagten die rechtsbewarte zeit hindurch
hergebracht habe. Diser saz muß entweder durch
die verjärung an seiten des klägers wider den be-
klagten, oder auf andere art dargetan werden, z. e.
daß eine verbrifung diser landsidelleihe von langen
jaren her geschehen sey; gestalt dann diselbe, ver-
möge der teutschen rechte, einen leihebrif von fällen
zu fällen erheischet (§ 1902 n. 1 des 1ten, und §
4407 des 2ten th.). Wofern aber der beklagte
sich mit der verjärung schüzen will, muß er 30,
oder bei kirchen- pfarr- und geistlichen leihen, 40
jare beweisen, von Leyser im specim. 458 med. 6
s. 203 fg. vol. VIII; worzu noch die 4 jare der wi-
dereinsezung der kirche, oder des klosters in den vo-
rigen stand rechtens treten; mithin sind 44 jare

nötig.

II buch, XLIX haubtſtuͤck,
gewiſſe jare geſezet worden iſt, und das gegenteil
nicht zu erweiſen ſtehet; darnebſt verſchaffet die er-
neuerung einer zeitlichen leihe kein erbrecht, noch
der weinkauf ein nuzbares eigentum (§ 1916 des
1ten, und § 1905 des 3ten th.) Die erweißliche
beſſerung kan auch bei zeitlichen pachten verguͤtet
werden; gleichwie dann auch ein beſtaͤnder die oͤf-
fentlichen abgiften zu uͤbernemen vermag, Struben
de iure villic. ſ. 255 fg. § 4. Ferner ſtellet die ver-
brifung, oder der leihbrif keinen wirklichen lehnbrif,
wie bei den feudis, noch uͤbertraͤget er ein nuzbares
eigentum; ſondern ſtehet als ein anderer pachtbrif
zu betrachten, Tabor ſ. 943 fg. § 27 § 28.

§ 1947
von der zuruͤck-
foderung, und
einzihung der
landſidellei-
hen.

Der landſidelleihe kan der landſidel ſich ſowohl
verluſtig machen (§ 1947 des 1ten th.) als auch
diſelbe eingezogen, und vindiciret werden mag. Will
der gutsherr diſelbe zuruͤck fodern, hat er zu erwei-
ſen: 1) daß ihm das eigentum, oder obereigentum
der landſideleihe zuſtehe; 2) daß er diſes eigentum
wider den beklagten die rechtsbewarte zeit hindurch
hergebracht habe. Diſer ſaz muß entweder durch
die verjaͤrung an ſeiten des klaͤgers wider den be-
klagten, oder auf andere art dargetan werden, z. e.
daß eine verbrifung diſer landſidelleihe von langen
jaren her geſchehen ſey; geſtalt dann diſelbe, ver-
moͤge der teutſchen rechte, einen leihebrif von faͤllen
zu faͤllen erheiſchet (§ 1902 n. 1 des 1ten, und §
4407 des 2ten th.). Wofern aber der beklagte
ſich mit der verjaͤrung ſchuͤzen will, muß er 30,
oder bei kirchen- pfarr- und geiſtlichen leihen, 40
jare beweiſen, von Leyſer im ſpecim. 458 med. 6
ſ. 203 fg. vol. VIII; worzu noch die 4 jare der wi-
dereinſezung der kirche, oder des kloſters in den vo-
rigen ſtand rechtens treten; mithin ſind 44 jare

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[856/0880] II buch, XLIX haubtſtuͤck, gewiſſe jare geſezet worden iſt, und das gegenteil nicht zu erweiſen ſtehet; darnebſt verſchaffet die er- neuerung einer zeitlichen leihe kein erbrecht, noch der weinkauf ein nuzbares eigentum (§ 1916 des 1ten, und § 1905 des 3ten th.) Die erweißliche beſſerung kan auch bei zeitlichen pachten verguͤtet werden; gleichwie dann auch ein beſtaͤnder die oͤf- fentlichen abgiften zu uͤbernemen vermag, Struben de iure villic. ſ. 255 fg. § 4. Ferner ſtellet die ver- brifung, oder der leihbrif keinen wirklichen lehnbrif, wie bei den feudis, noch uͤbertraͤget er ein nuzbares eigentum; ſondern ſtehet als ein anderer pachtbrif zu betrachten, Tabor ſ. 943 fg. § 27 § 28. § 1947 Der landſidelleihe kan der landſidel ſich ſowohl verluſtig machen (§ 1947 des 1ten th.) als auch diſelbe eingezogen, und vindiciret werden mag. Will der gutsherr diſelbe zuruͤck fodern, hat er zu erwei- ſen: 1) daß ihm das eigentum, oder obereigentum der landſideleihe zuſtehe; 2) daß er diſes eigentum wider den beklagten die rechtsbewarte zeit hindurch hergebracht habe. Diſer ſaz muß entweder durch die verjaͤrung an ſeiten des klaͤgers wider den be- klagten, oder auf andere art dargetan werden, z. e. daß eine verbrifung diſer landſidelleihe von langen jaren her geſchehen ſey; geſtalt dann diſelbe, ver- moͤge der teutſchen rechte, einen leihebrif von faͤllen zu faͤllen erheiſchet (§ 1902 n. 1 des 1ten, und § 4407 des 2ten th.). Wofern aber der beklagte ſich mit der verjaͤrung ſchuͤzen will, muß er 30, oder bei kirchen- pfarr- und geiſtlichen leihen, 40 jare beweiſen, von Leyſer im ſpecim. 458 med. 6 ſ. 203 fg. vol. VIII; worzu noch die 4 jare der wi- dereinſezung der kirche, oder des kloſters in den vo- rigen ſtand rechtens treten; mithin ſind 44 jare noͤtig.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/880>, abgerufen am 21.11.2024.