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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III h. von den Reichs-kreiß-abschiden
gesäzgeber, und die landesobrigkeit erteilet; jene
aber auch ein anderer, welcher dergleichen nicht ist,
vergönnen kan; sintemal auch untertanen wohl
andere befreien können. Dahingegen wird die
von der dispen-
sation.
dispensation, nach den teutschen rechten, betrach-
tet: als eine landesherrliche vergünstigung, kraft
deren einer von der beobachtung der verbitenden
gesäze in einem besonderen falle befreiet wird. Sie
ist bald unentgeltlich, bald wird sie für gelt erlan-
get; z. e. die kirchen-ordnung verbeut: daß ge-
schwister-kinder einander heiraten; der Regent
aber verstattet es. Nach den teutschen rechten hat
hirvon gehandelt: Just Henning Boehmer de
sublimi principum ac statuum euangel. dispensandi
iure in caussis et negotiis tum sacris, quum profa-
nis,
Halle 1722, 4t, der Johann Fridemann
Schneider
de crimine gratiae, Wittenb. 1704,
4t, cap. II § 2 fgg. Die persönliche befreiung
verstattet aber entweder das gesäz, oder ein gna-
denbrif. Allso ist allhir ein jeder Professor, wel-
cher ein bürgerliches haus hat, contributionsfrei.
von der licenz.3) Die licenz, oder erlaubniß, welche von einer
befreiung eines abtes gegen den mönch, aus der
clause zu gehen, gebrauchet wird. Denn alle klö-
ster haben eine clausur, woraus zur nachtzeit ni-
mand, one erlaubniß, gelassen werden darf.
vom urlaube.4) Die venia, der urlaub, bedeutet eine entlas-
sung zur abwesenheit, welche officire, und prä-
von der abtu-
ung.
ceptoren etc. geben. 5) Die abtuung (abolition),
welche dahir als eine wohltat des Regentens be-
trachtet wird, kraft deren er den wegen eines ver-
brechens beschuldigten, gleichwohl noch nicht be-
kennten, noch überfürten von der weiteren unter-
suchung, und dem peinlichen processe befreiet.
Die teutsche abtuung ist von der römischen unter-
schiden, und mit diser gar nicht zu verwechseln,

wenn

III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden
geſaͤzgeber, und die landesobrigkeit erteilet; jene
aber auch ein anderer, welcher dergleichen nicht iſt,
vergoͤnnen kan; ſintemal auch untertanen wohl
andere befreien koͤnnen. Dahingegen wird die
von der diſpen-
ſation.
diſpenſation, nach den teutſchen rechten, betrach-
tet: als eine landesherrliche verguͤnſtigung, kraft
deren einer von der beobachtung der verbitenden
geſaͤze in einem beſonderen falle befreiet wird. Sie
iſt bald unentgeltlich, bald wird ſie fuͤr gelt erlan-
get; z. e. die kirchen-ordnung verbeut: daß ge-
ſchwiſter-kinder einander heiraten; der Regent
aber verſtattet es. Nach den teutſchen rechten hat
hirvon gehandelt: Juſt Henning Boehmer de
ſublimi principum ac ſtatuum euangel. diſpenſandi
iure in cauſſis et negotiis tum ſacris, quum profa-
nis,
Halle 1722, 4t, der Johann Fridemann
Schneider
de crimine gratiae, Wittenb. 1704,
4t, cap. II § 2 fgg. Die perſoͤnliche befreiung
verſtattet aber entweder das geſaͤz, oder ein gna-
denbrif. Allſo iſt allhir ein jeder Profeſſor, wel-
cher ein buͤrgerliches haus hat, contributionsfrei.
von der licenz.3) Die licenz, oder erlaubniß, welche von einer
befreiung eines abtes gegen den moͤnch, aus der
clauſe zu gehen, gebrauchet wird. Denn alle kloͤ-
ſter haben eine clauſur, woraus zur nachtzeit ni-
mand, one erlaubniß, gelaſſen werden darf.
vom urlaube.4) Die venia, der urlaub, bedeutet eine entlaſ-
ſung zur abweſenheit, welche officire, und praͤ-
von der abtu-
ung.
ceptoren ꝛc. geben. 5) Die abtuung (abolition),
welche dahir als eine wohltat des Regentens be-
trachtet wird, kraft deren er den wegen eines ver-
brechens beſchuldigten, gleichwohl noch nicht be-
kennten, noch uͤberfuͤrten von der weiteren unter-
ſuchung, und dem peinlichen proceſſe befreiet.
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ſchiden, und mit diſer gar nicht zu verwechſeln,

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[64/0088] III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden geſaͤzgeber, und die landesobrigkeit erteilet; jene aber auch ein anderer, welcher dergleichen nicht iſt, vergoͤnnen kan; ſintemal auch untertanen wohl andere befreien koͤnnen. Dahingegen wird die diſpenſation, nach den teutſchen rechten, betrach- tet: als eine landesherrliche verguͤnſtigung, kraft deren einer von der beobachtung der verbitenden geſaͤze in einem beſonderen falle befreiet wird. Sie iſt bald unentgeltlich, bald wird ſie fuͤr gelt erlan- get; z. e. die kirchen-ordnung verbeut: daß ge- ſchwiſter-kinder einander heiraten; der Regent aber verſtattet es. Nach den teutſchen rechten hat hirvon gehandelt: Juſt Henning Boehmer de ſublimi principum ac ſtatuum euangel. diſpenſandi iure in cauſſis et negotiis tum ſacris, quum profa- nis, Halle 1722, 4t, der Johann Fridemann Schneider de crimine gratiae, Wittenb. 1704, 4t, cap. II § 2 fgg. Die perſoͤnliche befreiung verſtattet aber entweder das geſaͤz, oder ein gna- denbrif. Allſo iſt allhir ein jeder Profeſſor, wel- cher ein buͤrgerliches haus hat, contributionsfrei. 3) Die licenz, oder erlaubniß, welche von einer befreiung eines abtes gegen den moͤnch, aus der clauſe zu gehen, gebrauchet wird. Denn alle kloͤ- ſter haben eine clauſur, woraus zur nachtzeit ni- mand, one erlaubniß, gelaſſen werden darf. 4) Die venia, der urlaub, bedeutet eine entlaſ- ſung zur abweſenheit, welche officire, und praͤ- ceptoren ꝛc. geben. 5) Die abtuung (abolition), welche dahir als eine wohltat des Regentens be- trachtet wird, kraft deren er den wegen eines ver- brechens beſchuldigten, gleichwohl noch nicht be- kennten, noch uͤberfuͤrten von der weiteren unter- ſuchung, und dem peinlichen proceſſe befreiet. Die teutſche abtuung iſt von der roͤmiſchen unter- ſchiden, und mit diſer gar nicht zu verwechſeln, wenn von der diſpen- ſation. von der licenz. vom urlaube. von der abtu- ung.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/88>, abgerufen am 24.11.2024.