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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III h. von den Reichs-kreiß-abschiden,
nicht erfodert, Christian Joh. Conr. Engelbrecht
de genuinis decis. iuris fontibus in terris Bruns.
Luneb.
s. 48 fg. § 12.

§ 48
von den gna-
denbrifen, und
deren eintei-
lungen.

Gnadenbrife werden auch handveste genennet,
welches wort in der Schweiz sonderlich bekannt ist.
Die handvest bedeutet einen tractat, einen gna-
denbrif, ein privilegium, welches mit der hand,
oder einem andern zeichen bestärket ist, eine hand-
schrift, und hat sonst noch mancherlei bedeutun-
gen, von der Lahr am a. o. s. 44, Haltaus im
gloss. Germ. medii aeui, sp. 802 fg., wie auch das
wort: gerade, Haltaus am a. o. sp. 652 -- 656.
Eigentlich gehören die gnaden-verleihungen für die
gesäzgeber. Man hat zeitige, und ewige gnaden.
Die Kaiser haben vormals dergleichen handvesten
ebenfalls erteilet. Waren die gnadenbrife auf
pergamen geschriben, vom Kaiser besigelt, und
zusammen geleget; so hisen sie diplomata. Das
päbstliche recht nennet sie rescripta gratiae. Die
gnaden-brife werden in eigentliche, auch uneigent-
liche, ausdrückliche, und stillschweigende einge-
teilet. Die lezte nennet man allso, weil sie die
kraft eines ausdrücklichen gnaden-brifes haben,
und gründen sich auf das recht, auch herbringen
durch einen unüberdenklichen besiz, Sam. Stryk
de iure priuilegiati contra priuilegiatum, Halle
1744, 4t, cap. 1 num. 21 s. 11. Hirbei entste-
het die frage: ob dergleichen herbringen nicht als
ein mißbrauch anzusehen sey? Antwort: die für
die landesherren gesinnete glauben es; man kan
inen aber aus dem Ockel de praescript. immemor.
begegnen. Jnzwischen werden hirzu verschidene
erfordernisse erheischet, als 1) unverwerfliche zeu-
gen, welche über 50 jare alt sind, und zu erhär-

ten

III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden,
nicht erfodert, Chriſtian Joh. Conr. Engelbrecht
de genuinis decis. iuris fontibus in terris Brunſ.
Luneb.
ſ. 48 fg. § 12.

§ 48
von den gna-
denbrifen, und
deren eintei-
lungen.

Gnadenbrife werden auch handveſte genennet,
welches wort in der Schweiz ſonderlich bekannt iſt.
Die handveſt bedeutet einen tractat, einen gna-
denbrif, ein privilegium, welches mit der hand,
oder einem andern zeichen beſtaͤrket iſt, eine hand-
ſchrift, und hat ſonſt noch mancherlei bedeutun-
gen, von der Lahr am a. o. ſ. 44, Haltaus im
gloſſ. Germ. medii aeui, ſp. 802 fg., wie auch das
wort: gerade, Haltaus am a. o. ſp. 652 — 656.
Eigentlich gehoͤren die gnaden-verleihungen fuͤr die
geſaͤzgeber. Man hat zeitige, und ewige gnaden.
Die Kaiſer haben vormals dergleichen handveſten
ebenfalls erteilet. Waren die gnadenbrife auf
pergamen geſchriben, vom Kaiſer beſigelt, und
zuſammen geleget; ſo hiſen ſie diplomata. Das
paͤbſtliche recht nennet ſie reſcripta gratiae. Die
gnaden-brife werden in eigentliche, auch uneigent-
liche, ausdruͤckliche, und ſtillſchweigende einge-
teilet. Die lezte nennet man allſo, weil ſie die
kraft eines ausdruͤcklichen gnaden-brifes haben,
und gruͤnden ſich auf das recht, auch herbringen
durch einen unuͤberdenklichen beſiz, Sam. Stryk
de iure priuilegiati contra priuilegiatum, Halle
1744, 4t, cap. 1 num. 21 ſ. 11. Hirbei entſte-
het die frage: ob dergleichen herbringen nicht als
ein mißbrauch anzuſehen ſey? Antwort: die fuͤr
die landesherren geſinnete glauben es; man kan
inen aber aus dem Ockel de praeſcript. immemor.
begegnen. Jnzwiſchen werden hirzu verſchidene
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gen, welche uͤber 50 jare alt ſind, und zu erhaͤr-

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[62/0086] III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden, nicht erfodert, Chriſtian Joh. Conr. Engelbrecht de genuinis decis. iuris fontibus in terris Brunſ. Luneb. ſ. 48 fg. § 12. § 48 Gnadenbrife werden auch handveſte genennet, welches wort in der Schweiz ſonderlich bekannt iſt. Die handveſt bedeutet einen tractat, einen gna- denbrif, ein privilegium, welches mit der hand, oder einem andern zeichen beſtaͤrket iſt, eine hand- ſchrift, und hat ſonſt noch mancherlei bedeutun- gen, von der Lahr am a. o. ſ. 44, Haltaus im gloſſ. Germ. medii aeui, ſp. 802 fg., wie auch das wort: gerade, Haltaus am a. o. ſp. 652 — 656. Eigentlich gehoͤren die gnaden-verleihungen fuͤr die geſaͤzgeber. Man hat zeitige, und ewige gnaden. Die Kaiſer haben vormals dergleichen handveſten ebenfalls erteilet. Waren die gnadenbrife auf pergamen geſchriben, vom Kaiſer beſigelt, und zuſammen geleget; ſo hiſen ſie diplomata. Das paͤbſtliche recht nennet ſie reſcripta gratiae. Die gnaden-brife werden in eigentliche, auch uneigent- liche, ausdruͤckliche, und ſtillſchweigende einge- teilet. Die lezte nennet man allſo, weil ſie die kraft eines ausdruͤcklichen gnaden-brifes haben, und gruͤnden ſich auf das recht, auch herbringen durch einen unuͤberdenklichen beſiz, Sam. Stryk de iure priuilegiati contra priuilegiatum, Halle 1744, 4t, cap. 1 num. 21 ſ. 11. Hirbei entſte- het die frage: ob dergleichen herbringen nicht als ein mißbrauch anzuſehen ſey? Antwort: die fuͤr die landesherren geſinnete glauben es; man kan inen aber aus dem Ockel de praeſcript. immemor. begegnen. Jnzwiſchen werden hirzu verſchidene erforderniſſe erheiſchet, als 1) unverwerfliche zeu- gen, welche uͤber 50 jare alt ſind, und zu erhaͤr- ten

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/86>, abgerufen am 23.11.2024.