erkaltet; so ist die glätte da, und bestehet aus ei- nem glashaften bleikalke. Der beiname von gold- oder silberglätte kömmt daher: wenn die glätte gesammlet worden von solchen werken, darunter gold ist; so hat man selbige goldglätte genennet; ist aber kein gold vom abzutreibenden metalle mit eingemischet, und nur lauter silber dabei; so nen- nen die bergleute es silberglätte. Es ist aber zwi- schen disen zwoen glätten kein unterscheid; gestalt weder die goldglätte etwas vom golde, noch die silberglätte vom silber überkömmt; mithin wird in der wundarznei eine so gut, wie die andere be- funden, Casp. Neumann in des Iten bandes 3tem teile der chymie s. 199 fgg. Die meiste glätte kömmt aus Danzig, Schweden, Dännemark, auch Sachsen, Bohns eröfnetes waaren-lager s. 160. Die beste glätte ist dijenige, welche hoch an der farbe ist; mithin die danziger, Behr von der materia medica s. 56. Der innerliche gebrauch der glätte ist höchst schädlich; denn das blei, und dessen rauch, oder auch nur die subtileste stäubchen von bleikalken sind dem menschen überaus schädlich; mithin ist das blei eines der gefärlichsten metallen, dessen innerlicher gebrauch entweder dem menschen das leben nimmt, oder doch dessen leib recht jäm- merlich zurichtet, so, daß selbiger entweder para- lytisch, oder lahm, oder krüppelicht wird, oder steife, und starre glidmasen überkömmt. Die er- farung lehret dises an denen leuten, welche bei den hüttenwerken zu diser arbeit gebrauchet werden; sintemal selbige in kurzer zeit lahm, auch untüch- tig werden, und mancher kaum 2 biß 3 jare aus- halten kan; da er entweder lahm, oder gebrechlich, oder gar tod ist, Neumann am a. o. s. 201. Jn absicht auf den wein hat die glätte dise wirkung, daß, sobald sie ins weinfaß kömmt, selbige den
wein
Y y 4
vom weine, bire, brantew., broih. ꝛc.
erkaltet; ſo iſt die glaͤtte da, und beſtehet aus ei- nem glashaften bleikalke. Der beiname von gold- oder ſilberglaͤtte koͤmmt daher: wenn die glaͤtte geſammlet worden von ſolchen werken, darunter gold iſt; ſo hat man ſelbige goldglaͤtte genennet; iſt aber kein gold vom abzutreibenden metalle mit eingemiſchet, und nur lauter ſilber dabei; ſo nen- nen die bergleute es ſilberglaͤtte. Es iſt aber zwi- ſchen diſen zwoen glaͤtten kein unterſcheid; geſtalt weder die goldglaͤtte etwas vom golde, noch die ſilberglaͤtte vom ſilber uͤberkoͤmmt; mithin wird in der wundarznei eine ſo gut, wie die andere be- funden, Caſp. Neumann in des Iten bandes 3tem teile der chymie ſ. 199 fgg. Die meiſte glaͤtte koͤmmt aus Danzig, Schweden, Daͤnnemark, auch Sachſen, Bohns eroͤfnetes waaren-lager ſ. 160. Die beſte glaͤtte iſt dijenige, welche hoch an der farbe iſt; mithin die danziger, Behr von der materia medica ſ. 56. Der innerliche gebrauch der glaͤtte iſt hoͤchſt ſchaͤdlich; denn das blei, und deſſen rauch, oder auch nur die ſubtileſte ſtaͤubchen von bleikalken ſind dem menſchen uͤberaus ſchaͤdlich; mithin iſt das blei eines der gefaͤrlichſten metallen, deſſen innerlicher gebrauch entweder dem menſchen das leben nimmt, oder doch deſſen leib recht jaͤm- merlich zurichtet, ſo, daß ſelbiger entweder para- lytiſch, oder lahm, oder kruͤppelicht wird, oder ſteife, und ſtarre glidmaſen uͤberkoͤmmt. Die er- farung lehret diſes an denen leuten, welche bei den huͤttenwerken zu diſer arbeit gebrauchet werden; ſintemal ſelbige in kurzer zeit lahm, auch untuͤch- tig werden, und mancher kaum 2 biß 3 jare aus- halten kan; da er entweder lahm, oder gebrechlich, oder gar tod iſt, Neumann am a. o. ſ. 201. Jn abſicht auf den wein hat die glaͤtte diſe wirkung, daß, ſobald ſie ins weinfaß koͤmmt, ſelbige den
wein
Y y 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0735"n="711"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">vom weine, bire, brantew., broih. ꝛc.</hi></fw><lb/>
erkaltet; ſo iſt die glaͤtte da, und beſtehet aus ei-<lb/>
nem glashaften bleikalke. Der beiname von gold-<lb/>
oder ſilberglaͤtte koͤmmt daher: wenn die glaͤtte<lb/>
geſammlet worden von ſolchen werken, darunter<lb/>
gold iſt; ſo hat man ſelbige goldglaͤtte genennet;<lb/>
iſt aber kein gold vom abzutreibenden metalle mit<lb/>
eingemiſchet, und nur lauter ſilber dabei; ſo nen-<lb/>
nen die bergleute es ſilberglaͤtte. Es iſt aber zwi-<lb/>ſchen diſen zwoen glaͤtten kein unterſcheid; geſtalt<lb/>
weder die goldglaͤtte etwas vom golde, noch die<lb/>ſilberglaͤtte vom ſilber uͤberkoͤmmt; mithin wird in<lb/>
der wundarznei eine ſo gut, wie die andere be-<lb/>
funden, <hirendition="#fr">Caſp. Neumann</hi> in des <hirendition="#aq">I</hi>ten bandes 3tem<lb/>
teile der chymie ſ. 199 fgg. Die meiſte glaͤtte<lb/>
koͤmmt aus Danzig, Schweden, Daͤnnemark,<lb/>
auch Sachſen, <hirendition="#fr">Bohns</hi> eroͤfnetes waaren-lager<lb/>ſ. 160. Die beſte glaͤtte iſt dijenige, welche hoch<lb/>
an der farbe iſt; mithin die danziger, <hirendition="#fr">Behr</hi> von<lb/>
der materia medica ſ. 56. Der innerliche gebrauch<lb/>
der glaͤtte iſt hoͤchſt ſchaͤdlich; denn das blei, und<lb/>
deſſen rauch, oder auch nur die ſubtileſte ſtaͤubchen<lb/>
von bleikalken ſind dem menſchen uͤberaus ſchaͤdlich;<lb/>
mithin iſt das blei eines der gefaͤrlichſten metallen,<lb/>
deſſen innerlicher gebrauch entweder dem menſchen<lb/>
das leben nimmt, oder doch deſſen leib recht jaͤm-<lb/>
merlich zurichtet, ſo, daß ſelbiger entweder para-<lb/>
lytiſch, oder lahm, oder kruͤppelicht wird, oder<lb/>ſteife, und ſtarre glidmaſen uͤberkoͤmmt. Die er-<lb/>
farung lehret diſes an denen leuten, welche bei den<lb/>
huͤttenwerken zu diſer arbeit gebrauchet werden;<lb/>ſintemal ſelbige in kurzer zeit lahm, auch untuͤch-<lb/>
tig werden, und mancher kaum 2 biß 3 jare aus-<lb/>
halten kan; da er entweder lahm, oder gebrechlich,<lb/>
oder gar tod iſt, <hirendition="#fr">Neumann</hi> am a. o. ſ. 201. Jn<lb/>
abſicht auf den wein hat die glaͤtte diſe wirkung,<lb/>
daß, ſobald ſie ins weinfaß koͤmmt, ſelbige den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y y 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">wein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[711/0735]
vom weine, bire, brantew., broih. ꝛc.
erkaltet; ſo iſt die glaͤtte da, und beſtehet aus ei-
nem glashaften bleikalke. Der beiname von gold-
oder ſilberglaͤtte koͤmmt daher: wenn die glaͤtte
geſammlet worden von ſolchen werken, darunter
gold iſt; ſo hat man ſelbige goldglaͤtte genennet;
iſt aber kein gold vom abzutreibenden metalle mit
eingemiſchet, und nur lauter ſilber dabei; ſo nen-
nen die bergleute es ſilberglaͤtte. Es iſt aber zwi-
ſchen diſen zwoen glaͤtten kein unterſcheid; geſtalt
weder die goldglaͤtte etwas vom golde, noch die
ſilberglaͤtte vom ſilber uͤberkoͤmmt; mithin wird in
der wundarznei eine ſo gut, wie die andere be-
funden, Caſp. Neumann in des Iten bandes 3tem
teile der chymie ſ. 199 fgg. Die meiſte glaͤtte
koͤmmt aus Danzig, Schweden, Daͤnnemark,
auch Sachſen, Bohns eroͤfnetes waaren-lager
ſ. 160. Die beſte glaͤtte iſt dijenige, welche hoch
an der farbe iſt; mithin die danziger, Behr von
der materia medica ſ. 56. Der innerliche gebrauch
der glaͤtte iſt hoͤchſt ſchaͤdlich; denn das blei, und
deſſen rauch, oder auch nur die ſubtileſte ſtaͤubchen
von bleikalken ſind dem menſchen uͤberaus ſchaͤdlich;
mithin iſt das blei eines der gefaͤrlichſten metallen,
deſſen innerlicher gebrauch entweder dem menſchen
das leben nimmt, oder doch deſſen leib recht jaͤm-
merlich zurichtet, ſo, daß ſelbiger entweder para-
lytiſch, oder lahm, oder kruͤppelicht wird, oder
ſteife, und ſtarre glidmaſen uͤberkoͤmmt. Die er-
farung lehret diſes an denen leuten, welche bei den
huͤttenwerken zu diſer arbeit gebrauchet werden;
ſintemal ſelbige in kurzer zeit lahm, auch untuͤch-
tig werden, und mancher kaum 2 biß 3 jare aus-
halten kan; da er entweder lahm, oder gebrechlich,
oder gar tod iſt, Neumann am a. o. ſ. 201. Jn
abſicht auf den wein hat die glaͤtte diſe wirkung,
daß, ſobald ſie ins weinfaß koͤmmt, ſelbige den
wein
Y y 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/735>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.