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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den scharf- oder nachrichtern etc.
abgeleget (§ 1020 des 1ten th.). Seine benen-
nung hat er haubtsächlich vom schwerte; in betracht
er dijenigen lebensstrafen vollstrecket, one die hand
an den missetäter zu legen (§ 1019 des 1ten th.);
ob er schon die folter dirigiret; wiwohl er auch rä-
dern kan; sofern er keine hand an den missetäter
legen darf. Es fraget sich aber, wenn das rädern
zuerkannt wird: ob es von oben herab, oder von un-
ten hinauf im zweiffel verstanden werde? die ant-
wort ist: im zweiffel, und da es nur bloß rädern
heisset, wird es von oben herab verstanden. Die
executions-gebüren der nachrichter, und wasenmei-
ster sind in den fürstl. hessen-casselischen landen
durch eine besondere verordnung vom 26sten jan.
1754 bestimmet worden.

§ 1022

Die hinrichtung in den gelteren zeiten, one hand
an den missetäter zu legen, war nicht verächtlich
(§ 988), von Pistorius amoen. th. I s. 66. Zu
den schon angezogenen schriftstellern können noch
gefüget werden: Müller in annal. Sax. ad annum
1470 s. 40, die Zwickauische chronick th. II s.
257, Weinrichs nachricht von Erfurt s. 127, all-
wo zu finden ist, daß der nächste schwertmagen,
auch paten des hinzurichtenden die execution voll-
zogen haben; Gundling in p. tit. de his qui no-
tant. infam.
s. 291. Wenn heute zu tage ein scharf-
richter erlich seyn will, muß er vorher erweißlich
machen, daß er nie ein aaß abgedecket habe.

§ 1023

Diser freimann war der vollstrecker der peinli-vom freiman-
ne.

chen urtel. Carnifex hiß eigentlich der mezger; er
aber wurde freimann genennet; weil er durchs
ganze Reich privilegiret ist. Er musste das urtel

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von den ſcharf- oder nachrichtern ꝛc.
abgeleget (§ 1020 des 1ten th.). Seine benen-
nung hat er haubtſaͤchlich vom ſchwerte; in betracht
er dijenigen lebensſtrafen vollſtrecket, one die hand
an den miſſetaͤter zu legen (§ 1019 des 1ten th.);
ob er ſchon die folter dirigiret; wiwohl er auch raͤ-
dern kan; ſofern er keine hand an den miſſetaͤter
legen darf. Es fraget ſich aber, wenn das raͤdern
zuerkannt wird: ob es von oben herab, oder von un-
ten hinauf im zweiffel verſtanden werde? die ant-
wort iſt: im zweiffel, und da es nur bloß raͤdern
heiſſet, wird es von oben herab verſtanden. Die
executions-gebuͤren der nachrichter, und waſenmei-
ſter ſind in den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen
durch eine beſondere verordnung vom 26ſten jan.
1754 beſtimmet worden.

§ 1022

Die hinrichtung in den gelteren zeiten, one hand
an den miſſetaͤter zu legen, war nicht veraͤchtlich
(§ 988), von Piſtorius amoen. th. I ſ. 66. Zu
den ſchon angezogenen ſchriftſtellern koͤnnen noch
gefuͤget werden: Muͤller in annal. Sax. ad annum
1470 ſ. 40, die Zwickauiſche chronick th. II ſ.
257, Weinrichs nachricht von Erfurt ſ. 127, all-
wo zu finden iſt, daß der naͤchſte ſchwertmagen,
auch paten des hinzurichtenden die execution voll-
zogen haben; Gundling in π. tit. de his qui no-
tant. infam.
ſ. 291. Wenn heute zu tage ein ſcharf-
richter erlich ſeyn will, muß er vorher erweißlich
machen, daß er nie ein aaß abgedecket habe.

§ 1023

Diſer freimann war der vollſtrecker der peinli-vom freiman-
ne.

chen urtel. Carnifex hiß eigentlich der mezger; er
aber wurde freimann genennet; weil er durchs
ganze Reich privilegiret iſt. Er muſſte das urtel

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[627/0651] von den ſcharf- oder nachrichtern ꝛc. abgeleget (§ 1020 des 1ten th.). Seine benen- nung hat er haubtſaͤchlich vom ſchwerte; in betracht er dijenigen lebensſtrafen vollſtrecket, one die hand an den miſſetaͤter zu legen (§ 1019 des 1ten th.); ob er ſchon die folter dirigiret; wiwohl er auch raͤ- dern kan; ſofern er keine hand an den miſſetaͤter legen darf. Es fraget ſich aber, wenn das raͤdern zuerkannt wird: ob es von oben herab, oder von un- ten hinauf im zweiffel verſtanden werde? die ant- wort iſt: im zweiffel, und da es nur bloß raͤdern heiſſet, wird es von oben herab verſtanden. Die executions-gebuͤren der nachrichter, und waſenmei- ſter ſind in den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen durch eine beſondere verordnung vom 26ſten jan. 1754 beſtimmet worden. § 1022 Die hinrichtung in den gelteren zeiten, one hand an den miſſetaͤter zu legen, war nicht veraͤchtlich (§ 988), von Piſtorius amoen. th. I ſ. 66. Zu den ſchon angezogenen ſchriftſtellern koͤnnen noch gefuͤget werden: Muͤller in annal. Sax. ad annum 1470 ſ. 40, die Zwickauiſche chronick th. II ſ. 257, Weinrichs nachricht von Erfurt ſ. 127, all- wo zu finden iſt, daß der naͤchſte ſchwertmagen, auch paten des hinzurichtenden die execution voll- zogen haben; Gundling in π. tit. de his qui no- tant. infam. ſ. 291. Wenn heute zu tage ein ſcharf- richter erlich ſeyn will, muß er vorher erweißlich machen, daß er nie ein aaß abgedecket habe. § 1023 Diſer freimann war der vollſtrecker der peinli- chen urtel. Carnifex hiß eigentlich der mezger; er aber wurde freimann genennet; weil er durchs ganze Reich privilegiret iſt. Er muſſte das urtel ſpre- vom freiman- ne. R r 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/651>, abgerufen am 22.11.2024.