lüderlichen leuten; bevorab, wenn sie zusammen sich rottiret haben. Ehedem wurden auch dijenige, welche bei cavalier-parole etwas versprochen hat- ten, und ihr wort nicht hilten, für treu- und erlose gehalten, Joh. Wolfg. Textorde fidei equestris clausula Heidelb. 1683, Herm Zollde promiss. generosa fide vall. Rinteln 1695. Allein die teut- sche parole, und worthaltung ist nach | Frankreich gezogen; d. i. die Teutsche halten vilfältig ihr wort heute zu tage fast eben so schlecht, wie die Franzo- sen; immassen die Franzosen sogar die Teutschen für dumm ansehen, daß sie ihr wort halten, ausser den krigesgefangenen, wenn sie auf parole, um wi- derzukommen, losgelassen werden, aber nicht wider zurück keren, halten sie für erloß. Jmmittels kömmt man damit in praxi nicht aus, wenn man bitten wollte, einen solchen für infam zu erklären; sondern man würde in den teutschen gerichten da- mit ausgelachet werden. Denn bei den Teutschen sind öfters leere worte, und wind, auch in der tat nichts dahinter. So fället auch heute zu tage das maulschellen-geben weg; wenn schon einer dem an- dern eine begünstigung wider die warheit nach- saget.
§ 1002
Die rechtlose wurden bei den Teutschen wie dasvom zustande der rechtlosen. vih gehalten, und verstatteten sie inen keinen per- sönlichen bürgerlichen stand; man liß inen kein recht widerfaren, wie anderen erlichen personen; dijeni- gen, welche an inen frävelten, wurden nicht so hart gestrafet, als wenn es an erlichen leuten geschah. Jnhalts des hohenlohischen landrechtes th. III tit. 5 s. 72 werden sie auch vom einstandsrechte, und dessen ausübung ausgeschlossen, Christian Tho- masiusan poenae viuentium eos infamantes sint absurdae et abrog. Halle 1723, 4t.
§ 1003
befleckt. menſch. u. andern lump. volke.
luͤderlichen leuten; bevorab, wenn ſie zuſammen ſich rottiret haben. Ehedem wurden auch dijenige, welche bei cavalier-parole etwas verſprochen hat- ten, und ihr wort nicht hilten, fuͤr treu- und erloſe gehalten, Joh. Wolfg. Textorde fidei equeſtris clauſula Heidelb. 1683, Herm Zollde promiſſ. generoſa fide vall. Rinteln 1695. Allein die teut- ſche parole, und worthaltung iſt nach | Frankreich gezogen; d. i. die Teutſche halten vilfaͤltig ihr wort heute zu tage faſt eben ſo ſchlecht, wie die Franzo- ſen; immaſſen die Franzoſen ſogar die Teutſchen fuͤr dumm anſehen, daß ſie ihr wort halten, auſſer den krigesgefangenen, wenn ſie auf parole, um wi- derzukommen, losgelaſſen werden, aber nicht wider zuruͤck keren, halten ſie fuͤr erloß. Jmmittels koͤmmt man damit in praxi nicht aus, wenn man bitten wollte, einen ſolchen fuͤr infam zu erklaͤren; ſondern man wuͤrde in den teutſchen gerichten da- mit ausgelachet werden. Denn bei den Teutſchen ſind oͤfters leere worte, und wind, auch in der tat nichts dahinter. So faͤllet auch heute zu tage das maulſchellen-geben weg; wenn ſchon einer dem an- dern eine beguͤnſtigung wider die warheit nach- ſaget.
§ 1002
Die rechtloſe wurden bei den Teutſchen wie dasvom zuſtande der rechtloſen. vih gehalten, und verſtatteten ſie inen keinen per- ſoͤnlichen buͤrgerlichen ſtand; man liß inen kein recht widerfaren, wie anderen erlichen perſonen; dijeni- gen, welche an inen fraͤvelten, wurden nicht ſo hart geſtrafet, als wenn es an erlichen leuten geſchah. Jnhalts des hohenlohiſchen landrechtes th. III tit. 5 ſ. 72 werden ſie auch vom einſtandsrechte, und deſſen ausuͤbung ausgeſchloſſen, Chriſtian Tho- maſiusan poenae viuentium eos infamantes ſint abſurdae et abrog. Halle 1723, 4t.
§ 1003
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befleckt. menſch. u. andern lump. volke.
luͤderlichen leuten; bevorab, wenn ſie zuſammen
ſich rottiret haben. Ehedem wurden auch dijenige,
welche bei cavalier-parole etwas verſprochen hat-
ten, und ihr wort nicht hilten, fuͤr treu- und erloſe
gehalten, Joh. Wolfg. Textor de fidei equeſtris
clauſula Heidelb. 1683, Herm Zoll de promiſſ.
generoſa fide vall. Rinteln 1695. Allein die teut-
ſche parole, und worthaltung iſt nach | Frankreich
gezogen; d. i. die Teutſche halten vilfaͤltig ihr wort
heute zu tage faſt eben ſo ſchlecht, wie die Franzo-
ſen; immaſſen die Franzoſen ſogar die Teutſchen
fuͤr dumm anſehen, daß ſie ihr wort halten, auſſer
den krigesgefangenen, wenn ſie auf parole, um wi-
derzukommen, losgelaſſen werden, aber nicht wider
zuruͤck keren, halten ſie fuͤr erloß. Jmmittels
koͤmmt man damit in praxi nicht aus, wenn man
bitten wollte, einen ſolchen fuͤr infam zu erklaͤren;
ſondern man wuͤrde in den teutſchen gerichten da-
mit ausgelachet werden. Denn bei den Teutſchen
ſind oͤfters leere worte, und wind, auch in der tat
nichts dahinter. So faͤllet auch heute zu tage das
maulſchellen-geben weg; wenn ſchon einer dem an-
dern eine beguͤnſtigung wider die warheit nach-
ſaget.
§ 1002
Die rechtloſe wurden bei den Teutſchen wie das
vih gehalten, und verſtatteten ſie inen keinen per-
ſoͤnlichen buͤrgerlichen ſtand; man liß inen kein recht
widerfaren, wie anderen erlichen perſonen; dijeni-
gen, welche an inen fraͤvelten, wurden nicht ſo hart
geſtrafet, als wenn es an erlichen leuten geſchah.
Jnhalts des hohenlohiſchen landrechtes th. III tit.
5 ſ. 72 werden ſie auch vom einſtandsrechte, und
deſſen ausuͤbung ausgeſchloſſen, Chriſtian Tho-
maſius an poenae viuentium eos infamantes ſint
abſurdae et abrog. Halle 1723, 4t.
vom zuſtande
der rechtloſen.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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