heit behafteter, oder einer vom hohen adel mit einem vom nidern adel einen rechtsstreit hatte, welcher sich mit dem andern nicht schlagen wollte, oder nicht konnte; so musste man jemanden haben, wel- cher sich für den andern in den zweikampf einliß; diser hiß ein kämpfer. Wer würde sich aber dar- zu haben gebrauchen lassen, wenn er, da er sich in die gefar des lebens sezete, um den beweiß einer sa- che klar zu machen, oder die unschuld darzutun, oder zu retten, noch darzu hirdurch hätte unerlich werden sollen? solchemnach sind dise kämpfer, wel- che den zweikampf im judicio duellico für andere übernamen, allerdings erlich gebliben; dahingegen wurden die klopffechter, welche auch wohl kämpfer genennet wurden; immassen sie mit einander sich, andern zum vergnügen, auch für gelt herumschlu- gen, unter die geringschäzigen leute gerechnet; wo- zu noch kam: daß sie auch gemeiniglich der lüder- lichkeit ergeben waren huren, und farende weiber mit sich füreten, Cleffel s. 55 § 17. Jmgleichen wurden auch die spilleute, welche andere mit irer music, sackpfeiffen, mit leiern, singen etc vergnüge- ten, und sich daraus ernäreten, für lustigmacher, und niderträchtige leute gehalten; zumal da sie auch onedem entweder verlauffene leibeigene, oder far- schüler, landfarer, oder herumfarende waren, wel- che herum zogen; mithin waren sie von den trom- petern, welche zum krige gehöreten, und von den mu- sicis, als welche für erbar passireten, zu unterschei- den (§ 672). Die pickelheringe, pritschmeister, schalksnarren, welche possen reissen, haseliren, die hansnarren auf dem theater, kazenritter, hunde- beisser, welche sich mit den hunden, vermittels der zäne, herum bissen; nicht minder die gaukler, seil- tänzer, reimensprecher, die knittelverse macheten rc gehöreten ebenfalls unter die geringschäzigen leute.
Jn
CXXIV h. von den erloſen, anruͤcht.
heit behafteter, oder einer vom hohen adel mit einem vom nidern adel einen rechtsſtreit hatte, welcher ſich mit dem andern nicht ſchlagen wollte, oder nicht konnte; ſo muſſte man jemanden haben, wel- cher ſich fuͤr den andern in den zweikampf einliß; diſer hiß ein kaͤmpfer. Wer wuͤrde ſich aber dar- zu haben gebrauchen laſſen, wenn er, da er ſich in die gefar des lebens ſezete, um den beweiß einer ſa- che klar zu machen, oder die unſchuld darzutun, oder zu retten, noch darzu hirdurch haͤtte unerlich werden ſollen? ſolchemnach ſind diſe kaͤmpfer, wel- che den zweikampf im judicio duellico fuͤr andere uͤbernamen, allerdings erlich gebliben; dahingegen wurden die klopffechter, welche auch wohl kaͤmpfer genennet wurden; immaſſen ſie mit einander ſich, andern zum vergnuͤgen, auch fuͤr gelt herumſchlu- gen, unter die geringſchaͤzigen leute gerechnet; wo- zu noch kam: daß ſie auch gemeiniglich der luͤder- lichkeit ergeben waren huren, und farende weiber mit ſich fuͤreten, Cleffel ſ. 55 § 17. Jmgleichen wurden auch die ſpilleute, welche andere mit irer muſic, ſackpfeiffen, mit leiern, ſingen ꝛc vergnuͤge- ten, und ſich daraus ernaͤreten, fuͤr luſtigmacher, und nidertraͤchtige leute gehalten; zumal da ſie auch onedem entweder verlauffene leibeigene, oder far- ſchuͤler, landfarer, oder herumfarende waren, wel- che herum zogen; mithin waren ſie von den trom- petern, welche zum krige gehoͤreten, und von den mu- ſicis, als welche fuͤr erbar paſſireten, zu unterſchei- den (§ 672). Die pickelheringe, pritſchmeiſter, ſchalksnarren, welche poſſen reiſſen, haſeliren, die hansnarren auf dem theater, kazenritter, hunde- beiſſer, welche ſich mit den hunden, vermittels der zaͤne, herum biſſen; nicht minder die gaukler, ſeil- taͤnzer, reimenſprecher, die knittelverſe macheten ꝛc gehoͤreten ebenfalls unter die geringſchaͤzigen leute.
Jn
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CXXIV h. von den erloſen, anruͤcht.
heit behafteter, oder einer vom hohen adel mit einem
vom nidern adel einen rechtsſtreit hatte, welcher
ſich mit dem andern nicht ſchlagen wollte, oder
nicht konnte; ſo muſſte man jemanden haben, wel-
cher ſich fuͤr den andern in den zweikampf einliß;
diſer hiß ein kaͤmpfer. Wer wuͤrde ſich aber dar-
zu haben gebrauchen laſſen, wenn er, da er ſich in
die gefar des lebens ſezete, um den beweiß einer ſa-
che klar zu machen, oder die unſchuld darzutun,
oder zu retten, noch darzu hirdurch haͤtte unerlich
werden ſollen? ſolchemnach ſind diſe kaͤmpfer, wel-
che den zweikampf im judicio duellico fuͤr andere
uͤbernamen, allerdings erlich gebliben; dahingegen
wurden die klopffechter, welche auch wohl kaͤmpfer
genennet wurden; immaſſen ſie mit einander ſich,
andern zum vergnuͤgen, auch fuͤr gelt herumſchlu-
gen, unter die geringſchaͤzigen leute gerechnet; wo-
zu noch kam: daß ſie auch gemeiniglich der luͤder-
lichkeit ergeben waren huren, und farende weiber
mit ſich fuͤreten, Cleffel ſ. 55 § 17. Jmgleichen
wurden auch die ſpilleute, welche andere mit irer
muſic, ſackpfeiffen, mit leiern, ſingen ꝛc vergnuͤge-
ten, und ſich daraus ernaͤreten, fuͤr luſtigmacher,
und nidertraͤchtige leute gehalten; zumal da ſie auch
onedem entweder verlauffene leibeigene, oder far-
ſchuͤler, landfarer, oder herumfarende waren, wel-
che herum zogen; mithin waren ſie von den trom-
petern, welche zum krige gehoͤreten, und von den mu-
ſicis, als welche fuͤr erbar paſſireten, zu unterſchei-
den (§ 672). Die pickelheringe, pritſchmeiſter,
ſchalksnarren, welche poſſen reiſſen, haſeliren, die
hansnarren auf dem theater, kazenritter, hunde-
beiſſer, welche ſich mit den hunden, vermittels der
zaͤne, herum biſſen; nicht minder die gaukler, ſeil-
taͤnzer, reimenſprecher, die knittelverſe macheten ꝛc
gehoͤreten ebenfalls unter die geringſchaͤzigen leute.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/644>, abgerufen am 22.11.2024.
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