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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
nigl. preussischen cabinets-ordre vom 16ten jul.
1746, stats- und reise-geograhie im VIIIten bande
s. 214 s. 215. Solchemnach wird die mündigkeit
erlanget, bald durch die natürliche zeit, bald ver-
mittels des oberherrns erteilung der volljärigkeit,
teils vermöge der privilegien, teils kraft der haus-
verträge, und gebarungen der erlauchten personen,
auch der bemerkten fähigkeit zur regirung, oder zu
andern verrichtungen, und zur fürung der haushal-
tung, eines handels, und wenn die minderjäri-
ge wussten: was zur cone, und keye gehö-
rete, Paulli am a. o.; gestalt dann z. e. der herzog
Friderich zu Braunschweig-Lüneburg das 18te jar
in seinem lezten willen 1477 bestimmete, Phil. Jul.
Rehtmeier
in der Braunschw. Lüneburg. chronic s.
1318, von Neumann s. 337 fgg. § 528 fgg. Es
fraget sich aber: ob ich überall für volljärig zu hal-
ten bin, wenn an dem orte, wohin ich mich, nach
erlangeter mündigkeit begebe, eine andere, und län-
gere zeit darzu festgesezet ist? die antwort ist: ja!
denn majorenn seyn hänget der person beständig
an, und kan allso aller orten als ein volljäriger,
giltige handelungen stiften. Wofern aber einer
z. e. studirens halber aus dem Reiche sich nach
Sachsen begibet, der wird hirdurch in Sachsen vor
dem 25sten jare nicht volljärig; gleichwie dann
auch dijenige landesherren ausser Sachsens, welche
mit iren untertanen in iren staten sich des sächsischen
rechtes zwar bedinen, z. e. Stollberg, Mansfeld,
Anhalt etc; dennoch beweisen müssen, daß sie Sach-
sen-recht haben; sonst werden sie, in ermangelung
der privilegien, und bestätigter hausverträge, bei
dem K. und R. hofrahte im 21ten jare nicht für
volljärig geachtet. Dahingegen werden die säch-
sische herzoge, und alle untertanen, welche unter
sächsischer hoheit stehen, im 21sten jare bei dem K.

und

CXXII h. von den vormunden,
nigl. preuſſiſchen cabinets-ordre vom 16ten jul.
1746, ſtats- und reiſe-geograhie im VIIIten bande
ſ. 214 ſ. 215. Solchemnach wird die muͤndigkeit
erlanget, bald durch die natuͤrliche zeit, bald ver-
mittels des oberherrns erteilung der volljaͤrigkeit,
teils vermoͤge der privilegien, teils kraft der haus-
vertraͤge, und gebarungen der erlauchten perſonen,
auch der bemerkten faͤhigkeit zur regirung, oder zu
andern verrichtungen, und zur fuͤrung der haushal-
tung, eines handels, und wenn die minderjaͤri-
ge wuſſten: was zur cone, und keye gehoͤ-
rete, Paulli am a. o.; geſtalt dann z. e. der herzog
Friderich zu Braunſchweig-Luͤneburg das 18te jar
in ſeinem lezten willen 1477 beſtimmete, Phil. Jul.
Rehtmeier
in der Braunſchw. Luͤneburg. chronic ſ.
1318, von Neumann ſ. 337 fgg. § 528 fgg. Es
fraget ſich aber: ob ich uͤberall fuͤr volljaͤrig zu hal-
ten bin, wenn an dem orte, wohin ich mich, nach
erlangeter muͤndigkeit begebe, eine andere, und laͤn-
gere zeit darzu feſtgeſezet iſt? die antwort iſt: ja!
denn majorenn ſeyn haͤnget der perſon beſtaͤndig
an, und kan allſo aller orten als ein volljaͤriger,
giltige handelungen ſtiften. Wofern aber einer
z. e. ſtudirens halber aus dem Reiche ſich nach
Sachſen begibet, der wird hirdurch in Sachſen vor
dem 25ſten jare nicht volljaͤrig; gleichwie dann
auch dijenige landesherren auſſer Sachſens, welche
mit iren untertanen in iren ſtaten ſich des ſaͤchſiſchen
rechtes zwar bedinen, z. e. Stollberg, Mansfeld,
Anhalt ꝛc; dennoch beweiſen muͤſſen, daß ſie Sach-
ſen-recht haben; ſonſt werden ſie, in ermangelung
der privilegien, und beſtaͤtigter hausvertraͤge, bei
dem K. und R. hofrahte im 21ten jare nicht fuͤr
volljaͤrig geachtet. Dahingegen werden die ſaͤch-
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und
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[592/0616] CXXII h. von den vormunden, nigl. preuſſiſchen cabinets-ordre vom 16ten jul. 1746, ſtats- und reiſe-geograhie im VIIIten bande ſ. 214 ſ. 215. Solchemnach wird die muͤndigkeit erlanget, bald durch die natuͤrliche zeit, bald ver- mittels des oberherrns erteilung der volljaͤrigkeit, teils vermoͤge der privilegien, teils kraft der haus- vertraͤge, und gebarungen der erlauchten perſonen, auch der bemerkten faͤhigkeit zur regirung, oder zu andern verrichtungen, und zur fuͤrung der haushal- tung, eines handels, und wenn die minderjaͤri- ge wuſſten: was zur cone, und keye gehoͤ- rete, Paulli am a. o.; geſtalt dann z. e. der herzog Friderich zu Braunſchweig-Luͤneburg das 18te jar in ſeinem lezten willen 1477 beſtimmete, Phil. Jul. Rehtmeier in der Braunſchw. Luͤneburg. chronic ſ. 1318, von Neumann ſ. 337 fgg. § 528 fgg. Es fraget ſich aber: ob ich uͤberall fuͤr volljaͤrig zu hal- ten bin, wenn an dem orte, wohin ich mich, nach erlangeter muͤndigkeit begebe, eine andere, und laͤn- gere zeit darzu feſtgeſezet iſt? die antwort iſt: ja! denn majorenn ſeyn haͤnget der perſon beſtaͤndig an, und kan allſo aller orten als ein volljaͤriger, giltige handelungen ſtiften. Wofern aber einer z. e. ſtudirens halber aus dem Reiche ſich nach Sachſen begibet, der wird hirdurch in Sachſen vor dem 25ſten jare nicht volljaͤrig; gleichwie dann auch dijenige landesherren auſſer Sachſens, welche mit iren untertanen in iren ſtaten ſich des ſaͤchſiſchen rechtes zwar bedinen, z. e. Stollberg, Mansfeld, Anhalt ꝛc; dennoch beweiſen muͤſſen, daß ſie Sach- ſen-recht haben; ſonſt werden ſie, in ermangelung der privilegien, und beſtaͤtigter hausvertraͤge, bei dem K. und R. hofrahte im 21ten jare nicht fuͤr volljaͤrig geachtet. Dahingegen werden die ſaͤch- ſiſche herzoge, und alle untertanen, welche unter ſaͤchſiſcher hoheit ſtehen, im 21ſten jare bei dem K. und

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/616>, abgerufen am 22.11.2024.