bei kömmt auch öfters das kostgelt vor. Wenn dises der vormund nicht in das inventarium hat bringen lassen, sprechen ihm die kaiserliche rechte solches ab, halten ihn auch desfalls so lange für veranüget, oder dessen verlustig, biß er ein ande- res besser dartut, Phil. Christoph Richter in ex- posit. omnium auth. s. 15, P. II, n. 10, 1661, 4t, Rittershusexpos. nouell. P. VIII, cap. 4, § 12, s. 460, 1669, 4t; und wenn der vor- mund eine foderung an den unmündigen hat; gleichwohl sie bei den inventarien nicht angibet, vermuten die rechte: daß er befridiget worden sei, Ferd. Christoph Harpprechtde solut. coniectu- rata, § 26, s. 891, n. 137, vol. II, diss. acad. Jmmittels aber ist ein testaments- oder gegebener, oder von den blutsfreunden fürgeschlagener vor- mund von diser strafe befreiet, Richter am a. o. s. 19, n. 11. Daher ein richter solche nach seinem ermessen dem vormunde vergüten lässet, von Ley- serspecim. 340, med. 1, s. 530, th. V. Bei ausleihung der gelter, wird dem vormunde öfters ein versehen fürgeworffen; allein der kläger muß dahir dartun: 1) wie von seiten des beklagten vor- mundes bei der von ihm geschehenen ausleihung das gelt an einen untüchtigen schuldener gegeben worden sei, oder 2) wenn ein schuldener 2, oder 3 jare in abfürung des interesse sich saumselig er- zeiget, und der vormund den haubtstul nicht auf- gekündiget, noch bei nicht erfolgeter gütlichen be- zalung das capital eingeklaget hat, muß der vor- mund dafür haften; nicht minder liget ihm ob: für die sicherheit der capitalien zu sorgen, und falls es an der schuld- oder pfandverschreibung gebricht, hat er dafür zu wachen; imgleichen, wofern er das einbehaltungsrecht auszuüben vermeinet, wer- den die gelter auf seine kosten hinterleget. Bei
seiner
CXXII h. von den vormunden,
bei koͤmmt auch oͤfters das koſtgelt vor. Wenn diſes der vormund nicht in das inventarium hat bringen laſſen, ſprechen ihm die kaiſerliche rechte ſolches ab, halten ihn auch desfalls ſo lange fuͤr veranuͤget, oder deſſen verluſtig, biß er ein ande- res beſſer dartut, Phil. Chriſtoph Richter in ex- poſit. omnium auth. ſ. 15, P. II, n. 10, 1661, 4t, Rittershusexpoſ. nouell. P. VIII, cap. 4, § 12, ſ. 460, 1669, 4t; und wenn der vor- mund eine foderung an den unmuͤndigen hat; gleichwohl ſie bei den inventarien nicht angibet, vermuten die rechte: daß er befridiget worden ſei, Ferd. Chriſtoph Harpprechtde ſolut. coniectu- rata, § 26, ſ. 891, n. 137, vol. II, diſſ. acad. Jmmittels aber iſt ein teſtaments- oder gegebener, oder von den blutsfreunden fuͤrgeſchlagener vor- mund von diſer ſtrafe befreiet, Richter am a. o. ſ. 19, n. 11. Daher ein richter ſolche nach ſeinem ermeſſen dem vormunde verguͤten laͤſſet, von Ley- ſerſpecim. 340, med. 1, ſ. 530, th. V. Bei ausleihung der gelter, wird dem vormunde oͤfters ein verſehen fuͤrgeworffen; allein der klaͤger muß dahir dartun: 1) wie von ſeiten des beklagten vor- mundes bei der von ihm geſchehenen ausleihung das gelt an einen untuͤchtigen ſchuldener gegeben worden ſei, oder 2) wenn ein ſchuldener 2, oder 3 jare in abfuͤrung des intereſſe ſich ſaumſelig er- zeiget, und der vormund den haubtſtul nicht auf- gekuͤndiget, noch bei nicht erfolgeter guͤtlichen be- zalung das capital eingeklaget hat, muß der vor- mund dafuͤr haften; nicht minder liget ihm ob: fuͤr die ſicherheit der capitalien zu ſorgen, und falls es an der ſchuld- oder pfandverſchreibung gebricht, hat er dafuͤr zu wachen; imgleichen, wofern er das einbehaltungsrecht auszuuͤben vermeinet, wer- den die gelter auf ſeine koſten hinterleget. Bei
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[582/0606]
CXXII h. von den vormunden,
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diſes der vormund nicht in das inventarium hat
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ſolches ab, halten ihn auch desfalls ſo lange fuͤr
veranuͤget, oder deſſen verluſtig, biß er ein ande-
res beſſer dartut, Phil. Chriſtoph Richter in ex-
poſit. omnium auth. ſ. 15, P. II, n. 10, 1661,
4t, Rittershus expoſ. nouell. P. VIII, cap. 4,
§ 12, ſ. 460, 1669, 4t; und wenn der vor-
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gleichwohl ſie bei den inventarien nicht angibet,
vermuten die rechte: daß er befridiget worden ſei,
Ferd. Chriſtoph Harpprecht de ſolut. coniectu-
rata, § 26, ſ. 891, n. 137, vol. II, diſſ. acad.
Jmmittels aber iſt ein teſtaments- oder gegebener,
oder von den blutsfreunden fuͤrgeſchlagener vor-
mund von diſer ſtrafe befreiet, Richter am a. o.
ſ. 19, n. 11. Daher ein richter ſolche nach ſeinem
ermeſſen dem vormunde verguͤten laͤſſet, von Ley-
ſer ſpecim. 340, med. 1, ſ. 530, th. V. Bei
ausleihung der gelter, wird dem vormunde oͤfters
ein verſehen fuͤrgeworffen; allein der klaͤger muß
dahir dartun: 1) wie von ſeiten des beklagten vor-
mundes bei der von ihm geſchehenen ausleihung
das gelt an einen untuͤchtigen ſchuldener gegeben
worden ſei, oder 2) wenn ein ſchuldener 2, oder
3 jare in abfuͤrung des intereſſe ſich ſaumſelig er-
zeiget, und der vormund den haubtſtul nicht auf-
gekuͤndiget, noch bei nicht erfolgeter guͤtlichen be-
zalung das capital eingeklaget hat, muß der vor-
mund dafuͤr haften; nicht minder liget ihm ob:
fuͤr die ſicherheit der capitalien zu ſorgen, und falls
es an der ſchuld- oder pfandverſchreibung gebricht,
hat er dafuͤr zu wachen; imgleichen, wofern er
das einbehaltungsrecht auszuuͤben vermeinet, wer-
den die gelter auf ſeine koſten hinterleget. Bei
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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