bergk der regirung, § 4 s. 5. Wilhelms III zu Marburg, vormundschaft besorgete landgraf Her- mann, Erzbischof zu Cölln, und admmistrator zu Paderborn. Nach absterben des herrn landgra- fens Wilhelms des IIten, zu Cassel, entstand ein streit über dessen hinterlassenen einzigen, und kaum virjärigen prinzens Philipps, des großmütigen, vor- mundschaft, zwischen einigen von der ritterschaft, den rähten, der frau mutter, und dem landgrafen Wilhelmen, dem aeltern. Die landstände bliben nicht bei denen, welche landgraf Wilhelm II in sei- nem testamente zu vormunden ernennet hatte; son- dern erwäleten andere aus den praelaten, und der ritterschaft, welche regenten genennet wurden. Al- lein auf einen kaiserlichen, und der kurfürsten erfol- geten spruch 1512 wurde der landgraf Wilhelm, der geltere, gen hof genommen, und sollte daselbst fürstlich unterhalten werden, welcher 1515 ver- starb. Jnzwischen hilt die frau mutter des herrn landgrafens Philipps beständig an: daß man sie zur vormundschaft ires sones lassen möchte; bekla- gete sich darneben über die farlässigkeit der regen- ten, und brachte es bei den versammleten landstän- den zu Felßberg, und hernach zu Treisa dahin: daß die regenten durch die ritter-und landschaft der vor- mundschaft entsezet, und der frau landgräfin die landesverwesung übergeben, auch dise mütterliche verwaltung von Kaiser Max I bestätiget wurde, nach dem berichte des Wilhelm Schäffers, ge- nannt Dilich, in der hessischen chronic Cassel 1606, 4t, th. II s. 271 fgg. s. 276 fg Jm jare 1518 wurde der herr landgraf Philipps vom Kaiser zum regimente gelassen, da er noch zimlich jung war, Dilich s. 279. Der herr landgraf Wilhelm III zu Hessen-Cassel hatte zwar in seinem ersten testa- mente seine beiden herren brüder, landgrafen zu
Hessen:
N n 5
u. obervormund., auch krigiſch. vorm.
bergk der regirung, § 4 ſ. 5. Wilhelms III zu Marburg, vormundſchaft beſorgete landgraf Her- mann, Erzbiſchof zu Coͤlln, und admmiſtrator zu Paderborn. Nach abſterben des herrn landgra- fens Wilhelms des IIten, zu Caſſel, entſtand ein ſtreit uͤber deſſen hinterlaſſenen einzigen, und kaum virjaͤrigen prinzens Philipps, des großmuͤtigen, vor- mundſchaft, zwiſchen einigen von der ritterſchaft, den raͤhten, der frau mutter, und dem landgrafen Wilhelmen, dem aeltern. Die landſtaͤnde bliben nicht bei denen, welche landgraf Wilhelm II in ſei- nem teſtamente zu vormunden ernennet hatte; ſon- dern erwaͤleten andere aus den praelaten, und der ritterſchaft, welche regenten genennet wurden. Al- lein auf einen kaiſerlichen, und der kurfuͤrſten erfol- geten ſpruch 1512 wurde der landgraf Wilhelm, der geltere, gen hof genommen, und ſollte daſelbſt fuͤrſtlich unterhalten werden, welcher 1515 ver- ſtarb. Jnzwiſchen hilt die frau mutter des herrn landgrafens Philipps beſtaͤndig an: daß man ſie zur vormundſchaft ires ſones laſſen moͤchte; bekla- gete ſich darneben uͤber die farlaͤſſigkeit der regen- ten, und brachte es bei den verſammleten landſtaͤn- den zu Felßberg, und hernach zu Treiſa dahin: daß die regenten durch die ritter-und landſchaft der vor- mundſchaft entſezet, und der frau landgraͤfin die landesverweſung uͤbergeben, auch diſe muͤtterliche verwaltung von Kaiſer Max I beſtaͤtiget wurde, nach dem berichte des Wilhelm Schaͤffers, ge- nannt Dilich, in der heſſiſchen chronic Caſſel 1606, 4t, th. II ſ. 271 fgg. ſ. 276 fg Jm jare 1518 wurde der herr landgraf Philipps vom Kaiſer zum regimente gelaſſen, da er noch zimlich jung war, Dilich ſ. 279. Der herr landgraf Wilhelm III zu Heſſen-Caſſel hatte zwar in ſeinem erſten teſta- mente ſeine beiden herren bruͤder, landgrafen zu
Heſſen:
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u. obervormund., auch krigiſch. vorm.
bergk der regirung, § 4 ſ. 5. Wilhelms III zu
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mann, Erzbiſchof zu Coͤlln, und admmiſtrator zu
Paderborn. Nach abſterben des herrn landgra-
fens Wilhelms des IIten, zu Caſſel, entſtand ein
ſtreit uͤber deſſen hinterlaſſenen einzigen, und kaum
virjaͤrigen prinzens Philipps, des großmuͤtigen, vor-
mundſchaft, zwiſchen einigen von der ritterſchaft,
den raͤhten, der frau mutter, und dem landgrafen
Wilhelmen, dem aeltern. Die landſtaͤnde bliben
nicht bei denen, welche landgraf Wilhelm II in ſei-
nem teſtamente zu vormunden ernennet hatte; ſon-
dern erwaͤleten andere aus den praelaten, und der
ritterſchaft, welche regenten genennet wurden. Al-
lein auf einen kaiſerlichen, und der kurfuͤrſten erfol-
geten ſpruch 1512 wurde der landgraf Wilhelm,
der geltere, gen hof genommen, und ſollte daſelbſt
fuͤrſtlich unterhalten werden, welcher 1515 ver-
ſtarb. Jnzwiſchen hilt die frau mutter des herrn
landgrafens Philipps beſtaͤndig an: daß man ſie
zur vormundſchaft ires ſones laſſen moͤchte; bekla-
gete ſich darneben uͤber die farlaͤſſigkeit der regen-
ten, und brachte es bei den verſammleten landſtaͤn-
den zu Felßberg, und hernach zu Treiſa dahin: daß
die regenten durch die ritter-und landſchaft der vor-
mundſchaft entſezet, und der frau landgraͤfin die
landesverweſung uͤbergeben, auch diſe muͤtterliche
verwaltung von Kaiſer Max I beſtaͤtiget wurde,
nach dem berichte des Wilhelm Schaͤffers, ge-
nannt Dilich, in der heſſiſchen chronic Caſſel 1606,
4t, th. II ſ. 271 fgg. ſ. 276 fg Jm jare 1518
wurde der herr landgraf Philipps vom Kaiſer zum
regimente gelaſſen, da er noch zimlich jung war,
Dilich ſ. 279. Der herr landgraf Wilhelm III
zu Heſſen-Caſſel hatte zwar in ſeinem erſten teſta-
mente ſeine beiden herren bruͤder, landgrafen zu
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/593>, abgerufen am 22.11.2024.
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