Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.u. obervorm., auch krigischen vorm. halten hatten. Sie hissen auch treuesträger; weilsie die treue leisten mußten. Mit einem, welcher vorher die treue nicht geschworen hatte, tat man keine dinste. Umsonst konnten die dinste eines sol- chen schwertmagens nicht verlanget werden. De- rohalben liß man ihm dafür die einkünfte. Am kaiserlichen hofe mußte der erlauchte vormund den lehneid nicht in des pflegbefolenen; sondern in sei- ne eigene seele schwören, und wenn der unmündige zu seinen jaren gekommen war; so mußte er selbst den lehneid leisten, welches nun anders ist, in- halts der kais. walcapit. art. XI. Dise aber muß- ten sodann allezeit namens des unmündigen die dinste tun. Zu einem lehnträger nahm man den nächsten ebenbürtigen schwertmagen des unmündi- gen, wenn dergleichen, der tüchtig, vorhanden war, meine abh. num elector saec. etc. s. 3 -- 10 fg., woraus dann die nüßbräuchliche vormund- schaft, auch obervormundschaft zu erläutern stehet. Jmmittels bestätiget der kaiser noch heutiges tages, als ein überbleibsel seines obigen rechtes des lehn- wesens, und ehemaligen bestellung des stellvertre- ters, die vormunden des hohen adels, und die landesregenten, auch lehnherren die vormunden der vom nideren adel. Solchemnach flüsset dise obervormundschaft der lehnherren aus dem lehn- wesen, da nämlich ehedem die grosse herren irer unmündigen vasallen vormunden selbst waren; und wenn nachher ein anderer des minderjärigen vasallens dinste tun wollte; so war dem lehnher- ren daran gelegen: zu wissen, was der unmündi- ge für einen lehnträger habe, ob er tüchtig, und ebenbürtig sei, oder nicht? mithin konnte keiner für den unmündigen die dinste tun, one des lehn- herrn wissen, und willen; wenn er sich vorher nicht bei dem herrn gemeldet, und von selbigem bestä-
u. obervorm., auch krigiſchen vorm. halten hatten. Sie hiſſen auch treuestraͤger; weilſie die treue leiſten mußten. Mit einem, welcher vorher die treue nicht geſchworen hatte, tat man keine dinſte. Umſonſt konnten die dinſte eines ſol- chen ſchwertmagens nicht verlanget werden. De- rohalben liß man ihm dafuͤr die einkuͤnfte. Am kaiſerlichen hofe mußte der erlauchte vormund den lehneid nicht in des pflegbefolenen; ſondern in ſei- ne eigene ſeele ſchwoͤren, und wenn der unmuͤndige zu ſeinen jaren gekommen war; ſo mußte er ſelbſt den lehneid leiſten, welches nun anders iſt, in- halts der kaiſ. walcapit. art. XI. Diſe aber muß- ten ſodann allezeit namens des unmuͤndigen die dinſte tun. Zu einem lehntraͤger nahm man den naͤchſten ebenbuͤrtigen ſchwertmagen des unmuͤndi- gen, wenn dergleichen, der tuͤchtig, vorhanden war, meine abh. num elector ſaec. etc. ſ. 3 — 10 fg., woraus dann die nuͤßbraͤuchliche vormund- ſchaft, auch obervormundſchaft zu erlaͤutern ſtehet. Jmmittels beſtaͤtiget der kaiſer noch heutiges tages, als ein uͤberbleibſel ſeines obigen rechtes des lehn- weſens, und ehemaligen beſtellung des ſtellvertre- ters, die vormunden des hohen adels, und die landesregenten, auch lehnherren die vormunden der vom nideren adel. Solchemnach fluͤſſet diſe obervormundſchaft der lehnherren aus dem lehn- weſen, da naͤmlich ehedem die groſſe herren irer unmuͤndigen vaſallen vormunden ſelbſt waren; und wenn nachher ein anderer des minderjaͤrigen vaſallens dinſte tun wollte; ſo war dem lehnher- ren daran gelegen: zu wiſſen, was der unmuͤndi- ge fuͤr einen lehntraͤger habe, ob er tuͤchtig, und ebenbuͤrtig ſei, oder nicht? mithin konnte keiner fuͤr den unmuͤndigen die dinſte tun, one des lehn- herrn wiſſen, und willen; wenn er ſich vorher nicht bei dem herrn gemeldet, und von ſelbigem beſtaͤ-
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u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
halten hatten. Sie hiſſen auch treuestraͤger; weil
ſie die treue leiſten mußten. Mit einem, welcher
vorher die treue nicht geſchworen hatte, tat man
keine dinſte. Umſonſt konnten die dinſte eines ſol-
chen ſchwertmagens nicht verlanget werden. De-
rohalben liß man ihm dafuͤr die einkuͤnfte. Am
kaiſerlichen hofe mußte der erlauchte vormund den
lehneid nicht in des pflegbefolenen; ſondern in ſei-
ne eigene ſeele ſchwoͤren, und wenn der unmuͤndige
zu ſeinen jaren gekommen war; ſo mußte er ſelbſt
den lehneid leiſten, welches nun anders iſt, in-
halts der kaiſ. walcapit. art. XI. Diſe aber muß-
ten ſodann allezeit namens des unmuͤndigen die
dinſte tun. Zu einem lehntraͤger nahm man den
naͤchſten ebenbuͤrtigen ſchwertmagen des unmuͤndi-
gen, wenn dergleichen, der tuͤchtig, vorhanden
war, meine abh. num elector ſaec. etc. ſ. 3 — 10
fg., woraus dann die nuͤßbraͤuchliche vormund-
ſchaft, auch obervormundſchaft zu erlaͤutern ſtehet.
Jmmittels beſtaͤtiget der kaiſer noch heutiges tages,
als ein uͤberbleibſel ſeines obigen rechtes des lehn-
weſens, und ehemaligen beſtellung des ſtellvertre-
ters, die vormunden des hohen adels, und die
landesregenten, auch lehnherren die vormunden
der vom nideren adel. Solchemnach fluͤſſet diſe
obervormundſchaft der lehnherren aus dem lehn-
weſen, da naͤmlich ehedem die groſſe herren irer
unmuͤndigen vaſallen vormunden ſelbſt waren;
und wenn nachher ein anderer des minderjaͤrigen
vaſallens dinſte tun wollte; ſo war dem lehnher-
ren daran gelegen: zu wiſſen, was der unmuͤndi-
ge fuͤr einen lehntraͤger habe, ob er tuͤchtig, und
ebenbuͤrtig ſei, oder nicht? mithin konnte keiner
fuͤr den unmuͤndigen die dinſte tun, one des lehn-
herrn wiſſen, und willen; wenn er ſich vorher
nicht bei dem herrn gemeldet, und von ſelbigem
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