wenn der vater, oder die mutter, ausser der braut- gift, irem kinde etwas fürstrecken; z e. die scheu- ne brennt ab, der vater gibt dem sone 100 thlr. zur wideraufbauung; da ist die frage: ob dises für ein anlehn, oder für ein geschenk zu achten sei? den kaiserlichen rechten nach wird eine schenkung langsam vermutet; daher müßte es für ein anlehn geachtet werden (§ 947, § 948 des Iten th.), wel- ches auch im zweiffel, nach der prari dafür gehal- ten werden will. Der Heinr. Linkde subsidio paterno, Jena 1709, 4t, cap. VI, § 3, meinet: die väterliche hülfe müsse überhaubt, falls die kin- der teileten, eingeworffen werden; welchem auch der Joh. Flor. Rivinusde compensatione inter coheredes, Leipz. 1728, s. 10 fg. beipflichtet. Dises ist aber sehr bestritten, und wird auf einen guten unterschid ankommen, wie (§ 948 des Iten th.) bemerket worden ist; 2) wenn ein kind ab- gesondert wird; so nennen einige dises eine väter- liche hülfe; 3) wenn die aeltern einem kinde aus besonderen ursachen etwas zuwenden. Es kan ei- ne solche hülfe auch von den schwiger-aeltern ge- schehen, Link am a. o. cap. VI, § 2. Aus acten der hisigen gegend war zu ersehen: daß eine mut- ter irem sone an brautgift 1000 fl., und 500 fl. mütterliche hülfe im eheliche versprochen hatte, mit dem anhange: daß sotane 500 fl. one einiges inter- esse zum anfange der narung mitgegeben werden sollten; dargegen hatten der braut aeltern irer toch- ter ebenfalls 1000 fl. am brautschaze, sodann 500 fl. aelterliche hülfe zum anfange der narung, jedoch one interesse, verheissen; anbenebst wise die mutter des bräutigams das von ihr erkaufte haus in der N. strasse irem sone zur wonung an; be- hilt sich aber das eigentum des hauses bevor, auch
nach
CXX h. von der beiſtener der aeltern,
wenn der vater, oder die mutter, auſſer der braut- gift, irem kinde etwas fuͤrſtrecken; z e. die ſcheu- ne brennt ab, der vater gibt dem ſone 100 thlr. zur wideraufbauung; da iſt die frage: ob diſes fuͤr ein anlehn, oder fuͤr ein geſchenk zu achten ſei? den kaiſerlichen rechten nach wird eine ſchenkung langſam vermutet; daher muͤßte es fuͤr ein anlehn geachtet werden (§ 947, § 948 des Iten th.), wel- ches auch im zweiffel, nach der prari dafuͤr gehal- ten werden will. Der Heinr. Linkde ſubſidio paterno, Jena 1709, 4t, cap. VI, § 3, meinet: die vaͤterliche huͤlfe muͤſſe uͤberhaubt, falls die kin- der teileten, eingeworffen werden; welchem auch der Joh. Flor. Rivinusde compenſatione inter coheredes, Leipz. 1728, ſ. 10 fg. beipflichtet. Diſes iſt aber ſehr beſtritten, und wird auf einen guten unterſchid ankommen, wie (§ 948 des Iten th.) bemerket worden iſt; 2) wenn ein kind ab- geſondert wird; ſo nennen einige diſes eine vaͤter- liche huͤlfe; 3) wenn die aeltern einem kinde aus beſonderen urſachen etwas zuwenden. Es kan ei- ne ſolche huͤlfe auch von den ſchwiger-aeltern ge- ſchehen, Link am a. o. cap. VI, § 2. Aus acten der hiſigen gegend war zu erſehen: daß eine mut- ter irem ſone an brautgift 1000 fl., und 500 fl. muͤtterliche huͤlfe im eheliche verſprochen hatte, mit dem anhange: daß ſotane 500 fl. one einiges inter- eſſe zum anfange der narung mitgegeben werden ſollten; dargegen hatten der braut aeltern irer toch- ter ebenfalls 1000 fl. am brautſchaze, ſodann 500 fl. aelterliche huͤlfe zum anfange der narung, jedoch one intereſſe, verheiſſen; anbenebſt wiſe die mutter des braͤutigams das von ihr erkaufte haus in der N. ſtraſſe irem ſone zur wonung an; be- hilt ſich aber das eigentum des hauſes bevor, auch
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CXX h. von der beiſtener der aeltern,
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fuͤr ein anlehn, oder fuͤr ein geſchenk zu achten ſei?
den kaiſerlichen rechten nach wird eine ſchenkung
langſam vermutet; daher muͤßte es fuͤr ein anlehn
geachtet werden (§ 947, § 948 des Iten th.), wel-
ches auch im zweiffel, nach der prari dafuͤr gehal-
ten werden will. Der Heinr. Link de ſubſidio
paterno, Jena 1709, 4t, cap. VI, § 3, meinet:
die vaͤterliche huͤlfe muͤſſe uͤberhaubt, falls die kin-
der teileten, eingeworffen werden; welchem auch
der Joh. Flor. Rivinus de compenſatione inter
coheredes, Leipz. 1728, ſ. 10 fg. beipflichtet.
Diſes iſt aber ſehr beſtritten, und wird auf einen
guten unterſchid ankommen, wie (§ 948 des Iten
th.) bemerket worden iſt; 2) wenn ein kind ab-
geſondert wird; ſo nennen einige diſes eine vaͤter-
liche huͤlfe; 3) wenn die aeltern einem kinde aus
beſonderen urſachen etwas zuwenden. Es kan ei-
ne ſolche huͤlfe auch von den ſchwiger-aeltern ge-
ſchehen, Link am a. o. cap. VI, § 2. Aus acten
der hiſigen gegend war zu erſehen: daß eine mut-
ter irem ſone an brautgift 1000 fl., und 500 fl.
muͤtterliche huͤlfe im eheliche verſprochen hatte, mit
dem anhange: daß ſotane 500 fl. one einiges inter-
eſſe zum anfange der narung mitgegeben werden
ſollten; dargegen hatten der braut aeltern irer toch-
ter ebenfalls 1000 fl. am brautſchaze, ſodann
500 fl. aelterliche huͤlfe zum anfange der narung,
jedoch one intereſſe, verheiſſen; anbenebſt wiſe die
mutter des braͤutigams das von ihr erkaufte haus
in der N. ſtraſſe irem ſone zur wonung an; be-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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