verfangen seyn sollen (jus devolutionis), allso: daß das leztlebende in denen gütern, welche von ihm darkommen, habe, und erhalte (dominium limi- tatum), das ist: ein solches eigentum, daran sich die kinder, und enkel noch keiner verfallenen erb- gerechtigkeit berümen mögen, und darnach die al- te dasselbige eigentum nicht, dann in fällen der höchsten noht, veräussern, oder verändern können, oder mögen etc, vermöge dises zuwälzungsrechtes; bevorab, wo dasselbe auf alle güter gehet, und her- gebracht ist (§ 837 des Iten th.), fället die eigen- schaft des vermögens des sich wider verheiratenden ehegattens den kindern, erster ehe, zu; mithin kan derselbe darüber nicht mehr gebaren. Z. e. ich heirate, und erzeuge mit meiner frau kinder. Dise stirbet, und ich heirate zum zweitenmale. Durch dise heirat verlire ich das eigentum der unbewegli- chen güter, und was dafür in den stadt oder land- rechten erkläret ist, und fället auf die kinder erster ehe; folglich bekommen die kinder der andern ehe nichts von mir, als was ich, und meine frau in der andern ehe etwa erwerben; jedoch bleibe ich nüßbraucher; habe aber über die güter keine geba- rung. Die kinder der ersten ehe heissen daher de- volutar-erben; weil auf sie das eigentum von den gütern erster ehe erwachsen ist. Dises gehet aber nur an denenjenigen orten, und in denen landen bei privat-personen an, wo sotanes recht herge- bracht ist. Allgemein ist es keinesweges in ganz Teutschlande. Jmmittels ist bekannt: welcherge- stalt der könig Ludewig XIIII in Frankreich aus disem rechte anspruch auf die Niderlande vormals gemachet habe; als welcher eine prinzessin aus Spanien hatte. Der könig in Spanien schritte zur andern ehe, und zeugete einen prinzen Carl. Diser succedirete in Spanien. Der könig in
Frank-
oder verfangenſchafts-rechte.
verfangen ſeyn ſollen (jus devolutionis), allſo: daß das leztlebende in denen guͤtern, welche von ihm darkommen, habe, und erhalte (dominium limi- tatum), das iſt: ein ſolches eigentum, daran ſich die kinder, und enkel noch keiner verfallenen erb- gerechtigkeit beruͤmen moͤgen, und darnach die al- te daſſelbige eigentum nicht, dann in faͤllen der hoͤchſten noht, veraͤuſſern, oder veraͤndern koͤnnen, oder moͤgen ꝛc, vermoͤge diſes zuwaͤlzungsrechtes; bevorab, wo daſſelbe auf alle guͤter gehet, und her- gebracht iſt (§ 837 des Iten th.), faͤllet die eigen- ſchaft des vermoͤgens des ſich wider verheiratenden ehegattens den kindern, erſter ehe, zu; mithin kan derſelbe daruͤber nicht mehr gebaren. Z. e. ich heirate, und erzeuge mit meiner frau kinder. Diſe ſtirbet, und ich heirate zum zweitenmale. Durch diſe heirat verlire ich das eigentum der unbewegli- chen guͤter, und was dafuͤr in den ſtadt oder land- rechten erklaͤret iſt, und faͤllet auf die kinder erſter ehe; folglich bekommen die kinder der andern ehe nichts von mir, als was ich, und meine frau in der andern ehe etwa erwerben; jedoch bleibe ich nuͤßbraucher; habe aber uͤber die guͤter keine geba- rung. Die kinder der erſten ehe heiſſen daher de- volutar-erben; weil auf ſie das eigentum von den guͤtern erſter ehe erwachſen iſt. Diſes gehet aber nur an denenjenigen orten, und in denen landen bei privat-perſonen an, wo ſotanes recht herge- bracht iſt. Allgemein iſt es keinesweges in ganz Teutſchlande. Jmmittels iſt bekannt: welcherge- ſtalt der koͤnig Ludewig XIIII in Frankreich aus diſem rechte anſpruch auf die Niderlande vormals gemachet habe; als welcher eine prinzeſſin aus Spanien hatte. Der koͤnig in Spanien ſchritte zur andern ehe, und zeugete einen prinzen Carl. Diſer ſuccedirete in Spanien. Der koͤnig in
Frank-
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oder verfangenſchafts-rechte.
verfangen ſeyn ſollen (jus devolutionis), allſo: daß
das leztlebende in denen guͤtern, welche von ihm
darkommen, habe, und erhalte (dominium limi-
tatum), das iſt: ein ſolches eigentum, daran ſich
die kinder, und enkel noch keiner verfallenen erb-
gerechtigkeit beruͤmen moͤgen, und darnach die al-
te daſſelbige eigentum nicht, dann in faͤllen der
hoͤchſten noht, veraͤuſſern, oder veraͤndern koͤnnen,
oder moͤgen ꝛc, vermoͤge diſes zuwaͤlzungsrechtes;
bevorab, wo daſſelbe auf alle guͤter gehet, und her-
gebracht iſt (§ 837 des Iten th.), faͤllet die eigen-
ſchaft des vermoͤgens des ſich wider verheiratenden
ehegattens den kindern, erſter ehe, zu; mithin kan
derſelbe daruͤber nicht mehr gebaren. Z. e. ich
heirate, und erzeuge mit meiner frau kinder. Diſe
ſtirbet, und ich heirate zum zweitenmale. Durch
diſe heirat verlire ich das eigentum der unbewegli-
chen guͤter, und was dafuͤr in den ſtadt oder land-
rechten erklaͤret iſt, und faͤllet auf die kinder erſter
ehe; folglich bekommen die kinder der andern ehe
nichts von mir, als was ich, und meine frau in
der andern ehe etwa erwerben; jedoch bleibe ich
nuͤßbraucher; habe aber uͤber die guͤter keine geba-
rung. Die kinder der erſten ehe heiſſen daher de-
volutar-erben; weil auf ſie das eigentum von den
guͤtern erſter ehe erwachſen iſt. Diſes gehet aber
nur an denenjenigen orten, und in denen landen
bei privat-perſonen an, wo ſotanes recht herge-
bracht iſt. Allgemein iſt es keinesweges in ganz
Teutſchlande. Jmmittels iſt bekannt: welcherge-
ſtalt der koͤnig Ludewig XIIII in Frankreich aus
diſem rechte anſpruch auf die Niderlande vormals
gemachet habe; als welcher eine prinzeſſin aus
Spanien hatte. Der koͤnig in Spanien ſchritte
zur andern ehe, und zeugete einen prinzen Carl.
Diſer ſuccedirete in Spanien. Der koͤnig in
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/533>, abgerufen am 22.11.2024.
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