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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CX haubtstück,
der frau witbe entrichtet. Nachdem aber auch
dise seine frau mutter die hütte der sterblichkeit end-
lich abgeleget hatte, und zwar mit hinterlassung ei-
ner mütterlichen gebarung unter iren kindern, und
enkeln, worin wegen der paraphernalien verordnet
war, wie sie es hirmit bei deren verteilung gehalten
haben wollte; so begereten ire gräfliche kinder, und
enkel die verteilung des heirats-gutes, und übriger
mütterlichen, auch großmütterlichen verlassenschaft.
Der älteste graf wendete aber ein: welchergestalt
die brautgift vermittels des von der frau mutter ge-
nossenen leibgedinges verzeret wäre; mithin er nichts
heraus zu geben pflichtig wäre. Disemnach war
die frage: ob die nachgeborene gräfliche kinder und
enkel, vermöge der eheberedung, die ehegelter, samt
dem übrigen nachlasse, zur verteilung, mit rechte,
verlangen könnten? welches dann auch zu bejahen
war. Denn dahir schläget das sprüchwort: leib-
gut schwindet haubtgut, nicht an; sondern derje-
nige, welcher ausser Sachsens sich darauf berufet,
muß solches erweisen, Strubens nebenstunden th.
V, s. 288, Schoepff decis. 177, Lauterbach
cons. 163 vol. 2.

§ 817
von dem wit-
tume one ein-
gebrachte ehe-
gelter, und der
bedeutung di-
ses wortes.

Der witbe des hohen, und nidern adels gebüret
von rechtswegen ein wittum; ob sie schon keinen
brautschaz zugebracht hat (§ 813); iedoch hing es
vom manne, oder von seinen aeltern, auch desselben
libe, und geneigtheit gegen seine frau ab, ob er ihr
vil, oder wenig zu irem lebens-unterhalte geben,
auch aussezen wollte; es können auch die gesäze
denselben bestimmen, wie unter andern, die unter-
gerichtsordnung der hintern grafschaft Sponheim
art. 103, auch die zweibrückische untergerichts-
ordnung art. 104 s. 161, bestärken; nicht minder

der

CX haubtſtuͤck,
der frau witbe entrichtet. Nachdem aber auch
diſe ſeine frau mutter die huͤtte der ſterblichkeit end-
lich abgeleget hatte, und zwar mit hinterlaſſung ei-
ner muͤtterlichen gebarung unter iren kindern, und
enkeln, worin wegen der paraphernalien verordnet
war, wie ſie es hirmit bei deren verteilung gehalten
haben wollte; ſo begereten ire graͤfliche kinder, und
enkel die verteilung des heirats-gutes, und uͤbriger
muͤtterlichen, auch großmuͤtterlichen verlaſſenſchaft.
Der aͤlteſte graf wendete aber ein: welchergeſtalt
die brautgift vermittels des von der frau mutter ge-
noſſenen leibgedinges verzeret waͤre; mithin er nichts
heraus zu geben pflichtig waͤre. Diſemnach war
die frage: ob die nachgeborene graͤfliche kinder und
enkel, vermoͤge der eheberedung, die ehegelter, ſamt
dem uͤbrigen nachlaſſe, zur verteilung, mit rechte,
verlangen koͤnnten? welches dann auch zu bejahen
war. Denn dahir ſchlaͤget das ſpruͤchwort: leib-
gut ſchwindet haubtgut, nicht an; ſondern derje-
nige, welcher auſſer Sachſens ſich darauf berufet,
muß ſolches erweiſen, Strubens nebenſtunden th.
V, ſ. 288, Schoepff deciſ. 177, Lauterbach
conſ. 163 vol. 2.

§ 817
von dem wit-
tume one ein-
gebrachte ehe-
gelter, und der
bedeutung di-
ſes wortes.

Der witbe des hohen, und nidern adels gebuͤret
von rechtswegen ein wittum; ob ſie ſchon keinen
brautſchaz zugebracht hat (§ 813); iedoch hing es
vom manne, oder von ſeinen aeltern, auch deſſelben
libe, und geneigtheit gegen ſeine frau ab, ob er ihr
vil, oder wenig zu irem lebens-unterhalte geben,
auch ausſezen wollte; es koͤnnen auch die geſaͤze
denſelben beſtimmen, wie unter andern, die unter-
gerichtsordnung der hintern grafſchaft Sponheim
art. 103, auch die zweibruͤckiſche untergerichts-
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[496/0520] CX haubtſtuͤck, der frau witbe entrichtet. Nachdem aber auch diſe ſeine frau mutter die huͤtte der ſterblichkeit end- lich abgeleget hatte, und zwar mit hinterlaſſung ei- ner muͤtterlichen gebarung unter iren kindern, und enkeln, worin wegen der paraphernalien verordnet war, wie ſie es hirmit bei deren verteilung gehalten haben wollte; ſo begereten ire graͤfliche kinder, und enkel die verteilung des heirats-gutes, und uͤbriger muͤtterlichen, auch großmuͤtterlichen verlaſſenſchaft. Der aͤlteſte graf wendete aber ein: welchergeſtalt die brautgift vermittels des von der frau mutter ge- noſſenen leibgedinges verzeret waͤre; mithin er nichts heraus zu geben pflichtig waͤre. Diſemnach war die frage: ob die nachgeborene graͤfliche kinder und enkel, vermoͤge der eheberedung, die ehegelter, ſamt dem uͤbrigen nachlaſſe, zur verteilung, mit rechte, verlangen koͤnnten? welches dann auch zu bejahen war. Denn dahir ſchlaͤget das ſpruͤchwort: leib- gut ſchwindet haubtgut, nicht an; ſondern derje- nige, welcher auſſer Sachſens ſich darauf berufet, muß ſolches erweiſen, Strubens nebenſtunden th. V, ſ. 288, Schoepff deciſ. 177, Lauterbach conſ. 163 vol. 2. § 817 Der witbe des hohen, und nidern adels gebuͤret von rechtswegen ein wittum; ob ſie ſchon keinen brautſchaz zugebracht hat (§ 813); iedoch hing es vom manne, oder von ſeinen aeltern, auch deſſelben libe, und geneigtheit gegen ſeine frau ab, ob er ihr vil, oder wenig zu irem lebens-unterhalte geben, auch ausſezen wollte; es koͤnnen auch die geſaͤze denſelben beſtimmen, wie unter andern, die unter- gerichtsordnung der hintern grafſchaft Sponheim art. 103, auch die zweibruͤckiſche untergerichts- ordnung art. 104 ſ. 161, beſtaͤrken; nicht minder der

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/520>, abgerufen am 22.11.2024.