Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CX haubtstück,
bestärket, von Ludolf am a. o. P. II, cap. 2 § 5 n.
42 s. 106, § 3 n. 5, § 16 n. 2 s. 106 s. 115 s.
118, Struve in iurisprud. her. th. III cap. 3, sect.
1, § 25, 26 s. 230 fg., Freiherr von Cramer in
nebenstunden 48ten th. s. 115 fgg. Nachdem allso
die töchter des hohen, und nidern adels einen braut-
schaz mitbrachten; so entstund ein gemenge zwi-
schen dem teutschen, und römischen rechte. Denn
man nam die brautgift der tochter, und die wider-
lage des ehemannes, und bildete darauf ein do-
talitium.

§ 815
vom sächsischen
l[eibgedin]ge,
und dessen
summen.

Jn Sachsen hat man ein neues leibgeding vor
einigen hundert jaren gezeuget, welches man da-
selbst, als einen leibrenten-kauf angesehen, und mit
dem namen des leibgedinges beleget hat, kraft des-
sen die mitgift im gute bleibet, die frau dargegen
dasselbe leibgeding mit verlust ires brautschazes,
und gedoppelte, oder gar virfache zinßen über-
kömmt. Die leipziger und jenaische facultaeten
rechneten solches nach 10 vom hundert. Dahin-
gegen sezete die juristen-facultaet zu Frankfurt an
der oder dasselbe auf 20 vom hunderte jedes jares.
Woraus die verwirrung wegen der procenten ent-
standen ist. Man bleibet aber in Sachsen, und
andern orten bei den 10 vom hunderte, meine abh.
de iuribus quibusd. viduar. etc s. 20 fg. Jnzwi-
schen ist die vermeidung der lehre vom sächsischen
leibgedinge im Reiche höchst nötig, wie in meinen
neuen kleinen schriften des 2ten stückes abh. X fgg.
s 313 fgg. gezeiget worden ist. Jn Nider-Sach-
sen hat man die verbesserung der brautgift einge-
füret, daß nämlich nach getrenneter ehe, der witbe
aus des ehemannes gütern noch etwas zugeworfen
werde. Die Sachsen merketen aus dem Panor-

mit

CX haubtſtuͤck,
beſtaͤrket, von Ludolf am a. o. P. II, cap. 2 § 5 n.
42 ſ. 106, § 3 n. 5, § 16 n. 2 ſ. 106 ſ. 115 ſ.
118, Struve in iurisprud. her. th. III cap. 3, ſect.
1, § 25, 26 ſ. 230 fg., Freiherr von Cramer in
nebenſtunden 48ten th. ſ. 115 fgg. Nachdem allſo
die toͤchter des hohen, und nidern adels einen braut-
ſchaz mitbrachten; ſo entſtund ein gemenge zwi-
ſchen dem teutſchen, und roͤmiſchen rechte. Denn
man nam die brautgift der tochter, und die wider-
lage des ehemannes, und bildete darauf ein do-
talitium.

§ 815
vom ſaͤchſiſchen
l[eibgedin]ge,
und deſſen
ſummen.

Jn Sachſen hat man ein neues leibgeding vor
einigen hundert jaren gezeuget, welches man da-
ſelbſt, als einen leibrenten-kauf angeſehen, und mit
dem namen des leibgedinges beleget hat, kraft deſ-
ſen die mitgift im gute bleibet, die frau dargegen
daſſelbe leibgeding mit verluſt ires brautſchazes,
und gedoppelte, oder gar virfache zinßen uͤber-
koͤmmt. Die leipziger und jenaiſche facultaeten
rechneten ſolches nach 10 vom hundert. Dahin-
gegen ſezete die juriſten-facultaet zu Frankfurt an
der oder daſſelbe auf 20 vom hunderte jedes jares.
Woraus die verwirrung wegen der procenten ent-
ſtanden iſt. Man bleibet aber in Sachſen, und
andern orten bei den 10 vom hunderte, meine abh.
de iuribus quibusd. viduar. etc ſ. 20 fg. Jnzwi-
ſchen iſt die vermeidung der lehre vom ſaͤchſiſchen
leibgedinge im Reiche hoͤchſt noͤtig, wie in meinen
neuen kleinen ſchriften des 2ten ſtuͤckes abh. X fgg.
ſ 313 fgg. gezeiget worden iſt. Jn Nider-Sach-
ſen hat man die verbeſſerung der brautgift einge-
fuͤret, daß naͤmlich nach getrenneter ehe, der witbe
aus des ehemannes guͤtern noch etwas zugeworfen
werde. Die Sachſen merketen aus dem Panor-

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0516" n="492"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;rket, <hi rendition="#fr">von Ludolf</hi> am a. o. <hi rendition="#aq">P. II, cap.</hi> 2 § 5 n.<lb/>
42 &#x017F;. 106, § 3 n. 5, § 16 n. 2 &#x017F;. 106 &#x017F;. 115 &#x017F;.<lb/>
118, <hi rendition="#fr">Struve</hi> in <hi rendition="#aq">iurisprud. her.</hi> th. <hi rendition="#aq">III</hi> cap. 3, <hi rendition="#aq">&#x017F;ect.</hi><lb/>
1, § 25, 26 &#x017F;. 230 fg., Freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> in<lb/>
neben&#x017F;tunden 48ten th. &#x017F;. 115 fgg. Nachdem all&#x017F;o<lb/>
die to&#x0364;chter des hohen, und nidern adels einen braut-<lb/>
&#x017F;chaz mitbrachten; &#x017F;o ent&#x017F;tund ein gemenge zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem teut&#x017F;chen, und ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechte. Denn<lb/>
man nam die brautgift der tochter, und die wider-<lb/>
lage des ehemannes, und bildete darauf ein do-<lb/>
talitium.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 815</head><lb/>
          <note place="left">vom &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
l<supplied>eibgedin</supplied>ge,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ummen.</note>
          <p>Jn Sach&#x017F;en hat man ein neues leibgeding vor<lb/>
einigen hundert jaren gezeuget, welches man da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, als einen leibrenten-kauf ange&#x017F;ehen, und mit<lb/>
dem namen des leibgedinges beleget hat, kraft de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en die mitgift im gute bleibet, die frau dargegen<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe leibgeding mit verlu&#x017F;t ires braut&#x017F;chazes,<lb/>
und gedoppelte, oder gar virfache zinßen u&#x0364;ber-<lb/>
ko&#x0364;mmt. Die leipziger und jenai&#x017F;che facultaeten<lb/>
rechneten &#x017F;olches nach 10 vom hundert. Dahin-<lb/>
gegen &#x017F;ezete die juri&#x017F;ten-facultaet zu Frankfurt an<lb/>
der oder da&#x017F;&#x017F;elbe auf 20 vom hunderte jedes jares.<lb/>
Woraus die verwirrung wegen der procenten ent-<lb/>
&#x017F;tanden i&#x017F;t. Man bleibet aber in Sach&#x017F;en, und<lb/>
andern orten bei den 10 vom hunderte, meine abh.<lb/><hi rendition="#aq">de iuribus quibusd. viduar. etc</hi> &#x017F;. 20 fg. Jnzwi-<lb/>
&#x017F;chen i&#x017F;t die vermeidung der lehre vom &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
leibgedinge im Reiche ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;tig, wie in meinen<lb/>
neuen kleinen &#x017F;chriften des 2ten &#x017F;tu&#x0364;ckes abh. <hi rendition="#aq">X</hi> fgg.<lb/>
&#x017F; 313 fgg. gezeiget worden i&#x017F;t. Jn Nider-Sach-<lb/>
&#x017F;en hat man die verbe&#x017F;&#x017F;erung der brautgift einge-<lb/>
fu&#x0364;ret, daß na&#x0364;mlich nach getrenneter ehe, der witbe<lb/>
aus des ehemannes gu&#x0364;tern noch etwas zugeworfen<lb/>
werde. Die Sach&#x017F;en merketen aus dem Panor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0516] CX haubtſtuͤck, beſtaͤrket, von Ludolf am a. o. P. II, cap. 2 § 5 n. 42 ſ. 106, § 3 n. 5, § 16 n. 2 ſ. 106 ſ. 115 ſ. 118, Struve in iurisprud. her. th. III cap. 3, ſect. 1, § 25, 26 ſ. 230 fg., Freiherr von Cramer in nebenſtunden 48ten th. ſ. 115 fgg. Nachdem allſo die toͤchter des hohen, und nidern adels einen braut- ſchaz mitbrachten; ſo entſtund ein gemenge zwi- ſchen dem teutſchen, und roͤmiſchen rechte. Denn man nam die brautgift der tochter, und die wider- lage des ehemannes, und bildete darauf ein do- talitium. § 815 Jn Sachſen hat man ein neues leibgeding vor einigen hundert jaren gezeuget, welches man da- ſelbſt, als einen leibrenten-kauf angeſehen, und mit dem namen des leibgedinges beleget hat, kraft deſ- ſen die mitgift im gute bleibet, die frau dargegen daſſelbe leibgeding mit verluſt ires brautſchazes, und gedoppelte, oder gar virfache zinßen uͤber- koͤmmt. Die leipziger und jenaiſche facultaeten rechneten ſolches nach 10 vom hundert. Dahin- gegen ſezete die juriſten-facultaet zu Frankfurt an der oder daſſelbe auf 20 vom hunderte jedes jares. Woraus die verwirrung wegen der procenten ent- ſtanden iſt. Man bleibet aber in Sachſen, und andern orten bei den 10 vom hunderte, meine abh. de iuribus quibusd. viduar. etc ſ. 20 fg. Jnzwi- ſchen iſt die vermeidung der lehre vom ſaͤchſiſchen leibgedinge im Reiche hoͤchſt noͤtig, wie in meinen neuen kleinen ſchriften des 2ten ſtuͤckes abh. X fgg. ſ 313 fgg. gezeiget worden iſt. Jn Nider-Sach- ſen hat man die verbeſſerung der brautgift einge- fuͤret, daß naͤmlich nach getrenneter ehe, der witbe aus des ehemannes guͤtern noch etwas zugeworfen werde. Die Sachſen merketen aus dem Panor- mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/516
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/516>, abgerufen am 24.11.2024.