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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der morgengabe.
forderung kan man keine dingliche klage erheben;
im falle die rechtmässige verpfändung ermangelt.
Wozu noch kömmt: daß die morgengabe ein ge-
schenk sei, welches die grundlage der sächsischen,
und anderer rechtsgelehrten ist (§ 803 des Iten th.),
warum sie bei entstandenem concurse über des ehe-
mannes vermögen die morgengabe allen andern
gläubigern nachzusezen pflegen, Carpzov P. I,
const. 28, def.
94, Joh. Stück cons. VII, n. 111
fg., s. 400, von Pufendorf obs. 119, s. 330,
vol. III, von Engelbrecht obs. 94, s. 529. Dar-
gegen tut nichts: daß die frau aus der versproche-
nen morgengabe ein recht erlange, auch sie darüber
gebaren könne; besonders, wo keine allgemeine
gemeinschaft zwischen den eheleuten ist; sonst blei-
bet sie in diser zugleich; oder wenn sie an des ehe-
mannes erben wider zurückfallen soll (§ 729, § 816),
Boehmer T. II, P. I, cons. 549, n. 14, 15, Pi-
storius
P. I, qu. XXXI, n. 10 fgg., Gundling
am a. o. cap. 4; in betracht ein jeder gläubiger
über seine ausstehenden schulden schalten kan.
Wenn er aber keine hypothek sich dabei hat bestel-
len lassen; so kan er auch unter den pfandgläubi-
gern nicht erscheinen. Der morgengabe halber
wird auch kein interesse verstattet, Boehmer am
a. o. n. 21, s. 795, noch ist sie aus dem lehne
zu vergüten, Wildvogel im cons. 162, n. 20,
Schoepff cons. 84, n. 35, s. 770, vol. VIIII.
Ein anderes aber ist es: wenn über des eheman-
nes vermögen kein concurs eröfnet worden ist; in
disem falle bleibet der witbe ihr der versprochenen
morgengabe halber habendes recht in seiner giltig-
keit, und ihr ehemann darf ihr solches, nach der
regel, nicht wider vereiteln, Gundling de em-
tione vxorum, dote et morgengaba,
Halle 1722,
Leipz. 1744, 4t, cap. 4, s. 120 fg., von Pufen-

dorf
H h 4

von der morgengabe.
forderung kan man keine dingliche klage erheben;
im falle die rechtmaͤſſige verpfaͤndung ermangelt.
Wozu noch koͤmmt: daß die morgengabe ein ge-
ſchenk ſei, welches die grundlage der ſaͤchſiſchen,
und anderer rechtsgelehrten iſt (§ 803 des Iten th.),
warum ſie bei entſtandenem concurſe uͤber des ehe-
mannes vermoͤgen die morgengabe allen andern
glaͤubigern nachzuſezen pflegen, Carpzov P. I,
conſt. 28, def.
94, Joh. Stuͤck conſ. VII, n. 111
fg., ſ. 400, von Pufendorf obſ. 119, ſ. 330,
vol. III, von Engelbrecht obſ. 94, ſ. 529. Dar-
gegen tut nichts: daß die frau aus der verſproche-
nen morgengabe ein recht erlange, auch ſie daruͤber
gebaren koͤnne; beſonders, wo keine allgemeine
gemeinſchaft zwiſchen den eheleuten iſt; ſonſt blei-
bet ſie in diſer zugleich; oder wenn ſie an des ehe-
mannes erben wider zuruͤckfallen ſoll (§ 729, § 816),
Boehmer T. II, P. I, conſ. 549, n. 14, 15, Pi-
ſtorius
P. I, qu. XXXI, n. 10 fgg., Gundling
am a. o. cap. 4; in betracht ein jeder glaͤubiger
uͤber ſeine ausſtehenden ſchulden ſchalten kan.
Wenn er aber keine hypothek ſich dabei hat beſtel-
len laſſen; ſo kan er auch unter den pfandglaͤubi-
gern nicht erſcheinen. Der morgengabe halber
wird auch kein intereſſe verſtattet, Boehmer am
a. o. n. 21, ſ. 795, noch iſt ſie aus dem lehne
zu verguͤten, Wildvogel im conſ. 162, n. 20,
Schoepff conſ. 84, n. 35, ſ. 770, vol. VIIII.
Ein anderes aber iſt es: wenn uͤber des eheman-
nes vermoͤgen kein concurs eroͤfnet worden iſt; in
diſem falle bleibet der witbe ihr der verſprochenen
morgengabe halber habendes recht in ſeiner giltig-
keit, und ihr ehemann darf ihr ſolches, nach der
regel, nicht wider vereiteln, Gundling de em-
tione vxorum, dote et morgengaba,
Halle 1722,
Leipz. 1744, 4t, cap. 4, ſ. 120 fg., von Pufen-

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[487/0511] von der morgengabe. forderung kan man keine dingliche klage erheben; im falle die rechtmaͤſſige verpfaͤndung ermangelt. Wozu noch koͤmmt: daß die morgengabe ein ge- ſchenk ſei, welches die grundlage der ſaͤchſiſchen, und anderer rechtsgelehrten iſt (§ 803 des Iten th.), warum ſie bei entſtandenem concurſe uͤber des ehe- mannes vermoͤgen die morgengabe allen andern glaͤubigern nachzuſezen pflegen, Carpzov P. I, conſt. 28, def. 94, Joh. Stuͤck conſ. VII, n. 111 fg., ſ. 400, von Pufendorf obſ. 119, ſ. 330, vol. III, von Engelbrecht obſ. 94, ſ. 529. Dar- gegen tut nichts: daß die frau aus der verſproche- nen morgengabe ein recht erlange, auch ſie daruͤber gebaren koͤnne; beſonders, wo keine allgemeine gemeinſchaft zwiſchen den eheleuten iſt; ſonſt blei- bet ſie in diſer zugleich; oder wenn ſie an des ehe- mannes erben wider zuruͤckfallen ſoll (§ 729, § 816), Boehmer T. II, P. I, conſ. 549, n. 14, 15, Pi- ſtorius P. I, qu. XXXI, n. 10 fgg., Gundling am a. o. cap. 4; in betracht ein jeder glaͤubiger uͤber ſeine ausſtehenden ſchulden ſchalten kan. Wenn er aber keine hypothek ſich dabei hat beſtel- len laſſen; ſo kan er auch unter den pfandglaͤubi- gern nicht erſcheinen. Der morgengabe halber wird auch kein intereſſe verſtattet, Boehmer am a. o. n. 21, ſ. 795, noch iſt ſie aus dem lehne zu verguͤten, Wildvogel im conſ. 162, n. 20, Schoepff conſ. 84, n. 35, ſ. 770, vol. VIIII. Ein anderes aber iſt es: wenn uͤber des eheman- nes vermoͤgen kein concurs eroͤfnet worden iſt; in diſem falle bleibet der witbe ihr der verſprochenen morgengabe halber habendes recht in ſeiner giltig- keit, und ihr ehemann darf ihr ſolches, nach der regel, nicht wider vereiteln, Gundling de em- tione vxorum, dote et morgengaba, Halle 1722, Leipz. 1744, 4t, cap. 4, ſ. 120 fg., von Pufen- dorf H h 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/511>, abgerufen am 22.11.2024.