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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CVI h. von dem heiratsgute
13te jarhundert, und nachher geschahe; so hat
auch dise sache eine veränderung erlitten; immas-
sen die römisch-gesinnete die teutsche brautgift als
ein römisches gegen-vermächtniß, auf seiten des
ehemannes, und was die braut mit einbrachte,
zumal, da man bei reichen töchtern öfters ein an-
senliches erhilt, oder zum wenigsten biß auf die er-
zilung des ersten kindes, oder auf eine gewisse zeit
des fortwärenden ehestandes aussezete, als den
brautschaz betrachtete, Christian Gottfr. Hof-
manns
diff. I. R. et G. in donatione propter nup-
tias,
Frf. 1727, Leipz. 1736; Joh. Gottl. Hei-
necc
de vxore per propter nuptias don. de alimen-
tis secura tantum,
Halle 1740. Erwänetes ge-
gen-vermächtniß hat verschidene namen erhalten,
als die gegensteuer, wittum, gegenwidme, wi-
derlage, wormsische stadtreformat. vom jare 1561,
th. V, b. V, tit. 1, § 3, 136, meine neuen klei-
nen schriften, im 4ten stücke 1761, 8v, s. 46,
s. 47, § zum virten etc, kerung, zugelt etc. Die
widerlage kan sowohl in baaren gelte, als auch
in unbeweglichen gütern bestehen, besage meiner
neuen kleinen schriften im 4ten stücke, am a. o;
sie muß aber der brautgift eben nicht gleich seyn,
Boehmer T. II, P. I, cons. 549, n. 8. Die
ehefrau hat hiran kein stillschweigendes unterpfand,
Tob. Jac. Reinhart de vxore in donat. pr. n.
neque dominium neque hypothecam habente
Erf.
1729, Heinecc am a. o. falls es ihr ausdrücklich
die besondere landesgesäze nicht beilegen, wie in
Kur-Sachsen, Carpzov in iurispr. for. P. II,
const. 16, def.
1, Lüneb. Pol. O. cap. 24, von
Pufendorf obs. 39, § 27, s. 138, th. II, Holl-
stein. L. G. O. th. 4, tit. 5, § 9; das kur-pfäl-
zische landrecht tit. 24, s. 350. Jnzwischen nimmt
der teutsche gerichtsbrauch dise widerlage als eine

unter-

CVI h. von dem heiratsgute
13te jarhundert, und nachher geſchahe; ſo hat
auch diſe ſache eine veraͤnderung erlitten; immaſ-
ſen die roͤmiſch-geſinnete die teutſche brautgift als
ein roͤmiſches gegen-vermaͤchtniß, auf ſeiten des
ehemannes, und was die braut mit einbrachte,
zumal, da man bei reichen toͤchtern oͤfters ein an-
ſenliches erhilt, oder zum wenigſten biß auf die er-
zilung des erſten kindes, oder auf eine gewiſſe zeit
des fortwaͤrenden eheſtandes auſſezete, als den
brautſchaz betrachtete, Chriſtian Gottfr. Hof-
manns
diff. I. R. et G. in donatione propter nup-
tias,
Frf. 1727, Leipz. 1736; Joh. Gottl. Hei-
necc
de vxore per propter nuptias don. de alimen-
tis ſecura tantum,
Halle 1740. Erwaͤnetes ge-
gen-vermaͤchtniß hat verſchidene namen erhalten,
als die gegenſteuer, wittum, gegenwidme, wi-
derlage, wormſiſche ſtadtreformat. vom jare 1561,
th. V, b. V, tit. 1, § 3, 136, meine neuen klei-
nen ſchriften, im 4ten ſtuͤcke 1761, 8v, ſ. 46,
ſ. 47, § zum virten ꝛc, kerung, zugelt ꝛc. Die
widerlage kan ſowohl in baaren gelte, als auch
in unbeweglichen guͤtern beſtehen, beſage meiner
neuen kleinen ſchriften im 4ten ſtuͤcke, am a. o;
ſie muß aber der brautgift eben nicht gleich ſeyn,
Boehmer T. II, P. I, conſ. 549, n. 8. Die
ehefrau hat hiran kein ſtillſchweigendes unterpfand,
Tob. Jac. Reinhart de vxore in donat. pr. n.
neque dominium neque hypothecam habente
Erf.
1729, Heinecc am a. o. falls es ihr ausdruͤcklich
die beſondere landesgeſaͤze nicht beilegen, wie in
Kur-Sachſen, Carpzov in iurispr. for. P. II,
conſt. 16, def.
1, Luͤneb. Pol. O. cap. 24, von
Pufendorf obſ. 39, § 27, ſ. 138, th. II, Holl-
ſtein. L. G. O. th. 4, tit. 5, § 9; das kur-pfaͤl-
ziſche landrecht tit. 24, ſ. 350. Jnzwiſchen nimmt
der teutſche gerichtsbrauch diſe widerlage als eine

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[478/0502] CVI h. von dem heiratsgute 13te jarhundert, und nachher geſchahe; ſo hat auch diſe ſache eine veraͤnderung erlitten; immaſ- ſen die roͤmiſch-geſinnete die teutſche brautgift als ein roͤmiſches gegen-vermaͤchtniß, auf ſeiten des ehemannes, und was die braut mit einbrachte, zumal, da man bei reichen toͤchtern oͤfters ein an- ſenliches erhilt, oder zum wenigſten biß auf die er- zilung des erſten kindes, oder auf eine gewiſſe zeit des fortwaͤrenden eheſtandes auſſezete, als den brautſchaz betrachtete, Chriſtian Gottfr. Hof- manns diff. I. R. et G. in donatione propter nup- tias, Frf. 1727, Leipz. 1736; Joh. Gottl. Hei- necc de vxore per propter nuptias don. de alimen- tis ſecura tantum, Halle 1740. Erwaͤnetes ge- gen-vermaͤchtniß hat verſchidene namen erhalten, als die gegenſteuer, wittum, gegenwidme, wi- derlage, wormſiſche ſtadtreformat. vom jare 1561, th. V, b. V, tit. 1, § 3, 136, meine neuen klei- nen ſchriften, im 4ten ſtuͤcke 1761, 8v, ſ. 46, ſ. 47, § zum virten ꝛc, kerung, zugelt ꝛc. Die widerlage kan ſowohl in baaren gelte, als auch in unbeweglichen guͤtern beſtehen, beſage meiner neuen kleinen ſchriften im 4ten ſtuͤcke, am a. o; ſie muß aber der brautgift eben nicht gleich ſeyn, Boehmer T. II, P. I, conſ. 549, n. 8. Die ehefrau hat hiran kein ſtillſchweigendes unterpfand, Tob. Jac. Reinhart de vxore in donat. pr. n. neque dominium neque hypothecam habente Erf. 1729, Heinecc am a. o. falls es ihr ausdruͤcklich die beſondere landesgeſaͤze nicht beilegen, wie in Kur-Sachſen, Carpzov in iurispr. for. P. II, conſt. 16, def. 1, Luͤneb. Pol. O. cap. 24, von Pufendorf obſ. 39, § 27, ſ. 138, th. II, Holl- ſtein. L. G. O. th. 4, tit. 5, § 9; das kur-pfaͤl- ziſche landrecht tit. 24, ſ. 350. Jnzwiſchen nimmt der teutſche gerichtsbrauch diſe widerlage als eine unter-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/502>, abgerufen am 22.11.2024.