gewust hätten. Was aber im anschlage der gü- ter nicht enthalten ist, das gehet zwischen dem ge- schwister in gleiche erbverteilung; welches auch ge- schihet: wenn schulden vorhanden sind, und das- jenige kind, welchen die güter um einen gewissen preiß angeschlagen worden, solche bezalen soll; gleichwohl die schulden sich so hoch nicht belauf- fen; sondern noch etwas übrig bleibet; in disem falle gehet das sämtliche geschwister in gleiche teile. Der überlebende ehegatt hat ebenfalls das anschla- gungsrecht, one auf die güter zu sehen, ob sie väter- lich, oder mütterlich sind. Denn die güter sollen nicht geteilet werden; darnebst gilt es demselben um ein kind, womit es umzugehen sich getrauet, und gute wartung zu erhalten verhoffet. Dero- wegen hat das überlebende die wal unter seinen kindern. Wo aber, wie z. e. in Westphalen etc, das jüngste kind das recht hat, im hause zu blei- ben, da kan der überlebende ehegatt, oder beide, nicht wälen; sondern müssen dem jüngsten das haus lassen; diweil nun der anschlag auf die wal des vaters, oder der mutter ankommt; so bedarf er keiner bevormundung.
§ 759
Der anschlag der güter geschihet von den ael-wie der an- schlag der gü- ter in den ehe- lichen geschi- het? tern an eines irer kinder auf mancherlei weise, und zwar bei verschidenen gelegenheiten; vilfältig bei verheiratungen irer kinder, in den ehelichen (§ 756); es wird auch öfters dabei des schiffes, und geschir- res erwänung getan (1337 des 1ten th.). Dises bestärket noch unter andern, folgendes beispil, da im jar 1759 der Friderich Preiß, zu Ebsdorf, un- fern Marburg, seinem sone: Johann Daniel Preis- sen, als bräutigame, im ehebrife die güter anschlu- ge, und dabei feste sezete: des bräutigams vater
nimmt
uͤbergeben, u. anſchl. der grundſt.
gewuſt haͤtten. Was aber im anſchlage der guͤ- ter nicht enthalten iſt, das gehet zwiſchen dem ge- ſchwiſter in gleiche erbverteilung; welches auch ge- ſchihet: wenn ſchulden vorhanden ſind, und das- jenige kind, welchen die guͤter um einen gewiſſen preiß angeſchlagen worden, ſolche bezalen ſoll; gleichwohl die ſchulden ſich ſo hoch nicht belauf- fen; ſondern noch etwas uͤbrig bleibet; in diſem falle gehet das ſaͤmtliche geſchwiſter in gleiche teile. Der uͤberlebende ehegatt hat ebenfalls das anſchla- gungsrecht, one auf die guͤter zu ſehen, ob ſie vaͤter- lich, oder muͤtterlich ſind. Denn die guͤter ſollen nicht geteilet werden; darnebſt gilt es demſelben um ein kind, womit es umzugehen ſich getrauet, und gute wartung zu erhalten verhoffet. Dero- wegen hat das uͤberlebende die wal unter ſeinen kindern. Wo aber, wie z. e. in Weſtphalen ꝛc, das juͤngſte kind das recht hat, im hauſe zu blei- ben, da kan der uͤberlebende ehegatt, oder beide, nicht waͤlen; ſondern muͤſſen dem juͤngſten das haus laſſen; diweil nun der anſchlag auf die wal des vaters, oder der mutter ankommt; ſo bedarf er keiner bevormundung.
§ 759
Der anſchlag der guͤter geſchihet von den ael-wie der an- ſchlag der guͤ- ter in den ehe- lichen geſchi- het? tern an eines irer kinder auf mancherlei weiſe, und zwar bei verſchidenen gelegenheiten; vilfaͤltig bei verheiratungen irer kinder, in den ehelichen (§ 756); es wird auch oͤfters dabei des ſchiffes, und geſchir- res erwaͤnung getan (1337 des 1ten th.). Diſes beſtaͤrket noch unter andern, folgendes beiſpil, da im jar 1759 der Friderich Preiß, zu Ebsdorf, un- fern Marburg, ſeinem ſone: Johann Daniel Preiſ- ſen, als braͤutigame, im ehebrife die guͤter anſchlu- ge, und dabei feſte ſezete: des braͤutigams vater
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uͤbergeben, u. anſchl. der grundſt.
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ſchwiſter in gleiche erbverteilung; welches auch ge-
ſchihet: wenn ſchulden vorhanden ſind, und das-
jenige kind, welchen die guͤter um einen gewiſſen
preiß angeſchlagen worden, ſolche bezalen ſoll;
gleichwohl die ſchulden ſich ſo hoch nicht belauf-
fen; ſondern noch etwas uͤbrig bleibet; in diſem
falle gehet das ſaͤmtliche geſchwiſter in gleiche teile.
Der uͤberlebende ehegatt hat ebenfalls das anſchla-
gungsrecht, one auf die guͤter zu ſehen, ob ſie vaͤter-
lich, oder muͤtterlich ſind. Denn die guͤter ſollen
nicht geteilet werden; darnebſt gilt es demſelben
um ein kind, womit es umzugehen ſich getrauet,
und gute wartung zu erhalten verhoffet. Dero-
wegen hat das uͤberlebende die wal unter ſeinen
kindern. Wo aber, wie z. e. in Weſtphalen ꝛc,
das juͤngſte kind das recht hat, im hauſe zu blei-
ben, da kan der uͤberlebende ehegatt, oder beide,
nicht waͤlen; ſondern muͤſſen dem juͤngſten das
haus laſſen; diweil nun der anſchlag auf die wal
des vaters, oder der mutter ankommt; ſo bedarf er
keiner bevormundung.
§ 759
Der anſchlag der guͤter geſchihet von den ael-
tern an eines irer kinder auf mancherlei weiſe, und
zwar bei verſchidenen gelegenheiten; vilfaͤltig bei
verheiratungen irer kinder, in den ehelichen (§ 756);
es wird auch oͤfters dabei des ſchiffes, und geſchir-
res erwaͤnung getan (1337 des 1ten th.). Diſes
beſtaͤrket noch unter andern, folgendes beiſpil, da
im jar 1759 der Friderich Preiß, zu Ebsdorf, un-
fern Marburg, ſeinem ſone: Johann Daniel Preiſ-
ſen, als braͤutigame, im ehebrife die guͤter anſchlu-
ge, und dabei feſte ſezete: des braͤutigams vater
nimmt
wie der an-
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ter in den ehe-
lichen geſchi-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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