zes, oder widems gegen-vermächtniß die weiber nicht schüzen, noch einigen vorgang vor den gläu- bigern inen geben.
§ 735
von der errun- genschuft.
Die errungenschaft wird auch die erkoberung genennet als in den Nassau-Cazenelnbogischen, Solmischen etc. landesrechten. Die Holländer sa- gen: verkoureren, Haltaus sp. 397; man spricht auch, erobern was nämlich eheleute durch ire mü- he, und fleiß wärender ehe gewinnen, und für sich bringen, Haltaus sp. 403. Erringen bedeutet allso: dato labore, data opera adquirere. Daher nennet man errungene güter: propria industria, la- boribus, et feruenti diligentia adquisita bona,Drey- haupt in der beschreibung der stadt Halle, T. I, s. 85. Was allso eheleute wärender ehe wirklich er- werben, mithin nicht geerbet, noch geschenket be- kommen noch durch ein vermächtniß erhalten, noch was beiden eheleuten vereret wird, noch was den ehegatten bei einem vergleiche zusamt gelassen, oder gegeben worden ist, Heeser am a. o. P. II, loco XVIII, n. 3 fgg., s. 834 fgg. Daran nimmt ein ieder ehegatt, nach der regel, teil; er müsste dann auf denselben verzicht leisten, oder durch die gesäze davon ausgeschlossen werden, oder sich dessen ver- lustig machen, (§ 741 des 1ten th.). Jn Hessen machen die eivilisten einen unterschid, wo nämlich die ehefrau nicht mitarbeitet, als adeliche, professo- ren, pfarrer etc. witben, meine obseru. de iur. quib. viduarum mulier. equestr. s. 82 fg. Dise bekom- men allso nichts; falls inen dißfalls durch den ehe- lich oder sonst, solche nicht verschaffet worden ist. Wendet man nun dargegen ein: sie müßten doch die haushaltung. und küche besorgen, welches ja auch eine sache wäre, die viles zur errungenschaft
bei-
CII h. von der gemeinſchaft
zes, oder widems gegen-vermaͤchtniß die weiber nicht ſchuͤzen, noch einigen vorgang vor den glaͤu- bigern inen geben.
§ 735
von der errun- genſchuft.
Die errungenſchaft wird auch die erkoberung genennet als in den Naſſau-Cazenelnbogiſchen, Solmiſchen ꝛc. landesrechten. Die Hollaͤnder ſa- gen: verkoureren, Haltaus ſp. 397; man ſpricht auch, erobern was naͤmlich eheleute durch ire muͤ- he, und fleiß waͤrender ehe gewinnen, und fuͤr ſich bringen, Haltaus ſp. 403. Erringen bedeutet allſo: dato labore, data opera adquirere. Daher nennet man errungene guͤter: propria induſtria, la- boribus, et feruenti diligentia adquiſita bona,Drey- haupt in der beſchreibung der ſtadt Halle, T. I, ſ. 85. Was allſo eheleute waͤrender ehe wirklich er- werben, mithin nicht geerbet, noch geſchenket be- kommen noch durch ein vermaͤchtniß erhalten, noch was beiden eheleuten vereret wird, noch was den ehegatten bei einem vergleiche zuſamt gelaſſen, oder gegeben worden iſt, Heeſer am a. o. P. II, loco XVIII, n. 3 fgg., ſ. 834 fgg. Daran nimmt ein ieder ehegatt, nach der regel, teil; er muͤſſte dann auf denſelben verzicht leiſten, oder durch die geſaͤze davon ausgeſchloſſen werden, oder ſich deſſen ver- luſtig machen, (§ 741 des 1ten th.). Jn Heſſen machen die eiviliſten einen unterſchid, wo naͤmlich die ehefrau nicht mitarbeitet, als adeliche, profeſſo- ren, pfarrer ꝛc. witben, meine obſeru. de iur. quib. viduarum mulier. equeſtr. ſ. 82 fg. Diſe bekom- men allſo nichts; falls inen dißfalls durch den ehe- lich oder ſonſt, ſolche nicht verſchaffet worden iſt. Wendet man nun dargegen ein: ſie muͤßten doch die haushaltung. und kuͤche beſorgen, welches ja auch eine ſache waͤre, die viles zur errungenſchaft
bei-
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CII h. von der gemeinſchaft
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nicht ſchuͤzen, noch einigen vorgang vor den glaͤu-
bigern inen geben.
§ 735
Die errungenſchaft wird auch die erkoberung
genennet als in den Naſſau-Cazenelnbogiſchen,
Solmiſchen ꝛc. landesrechten. Die Hollaͤnder ſa-
gen: verkoureren, Haltaus ſp. 397; man ſpricht
auch, erobern was naͤmlich eheleute durch ire muͤ-
he, und fleiß waͤrender ehe gewinnen, und fuͤr ſich
bringen, Haltaus ſp. 403. Erringen bedeutet
allſo: dato labore, data opera adquirere. Daher
nennet man errungene guͤter: propria induſtria, la-
boribus, et feruenti diligentia adquiſita bona, Drey-
haupt in der beſchreibung der ſtadt Halle, T. I, ſ.
85. Was allſo eheleute waͤrender ehe wirklich er-
werben, mithin nicht geerbet, noch geſchenket be-
kommen noch durch ein vermaͤchtniß erhalten, noch
was beiden eheleuten vereret wird, noch was den
ehegatten bei einem vergleiche zuſamt gelaſſen, oder
gegeben worden iſt, Heeſer am a. o. P. II, loco
XVIII, n. 3 fgg., ſ. 834 fgg. Daran nimmt ein
ieder ehegatt, nach der regel, teil; er muͤſſte dann
auf denſelben verzicht leiſten, oder durch die geſaͤze
davon ausgeſchloſſen werden, oder ſich deſſen ver-
luſtig machen, (§ 741 des 1ten th.). Jn Heſſen
machen die eiviliſten einen unterſchid, wo naͤmlich
die ehefrau nicht mitarbeitet, als adeliche, profeſſo-
ren, pfarrer ꝛc. witben, meine obſeru. de iur. quib.
viduarum mulier. equeſtr. ſ. 82 fg. Diſe bekom-
men allſo nichts; falls inen dißfalls durch den ehe-
lich oder ſonſt, ſolche nicht verſchaffet worden iſt.
Wendet man nun dargegen ein: ſie muͤßten doch
die haushaltung. und kuͤche beſorgen, welches ja
auch eine ſache waͤre, die viles zur errungenſchaft
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/464>, abgerufen am 22.11.2024.
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