fern müsse, wie das getraide wachse; bevorab, wenn vile trespe darunter ist. Ob aber der bauer die früchte an einen andern ort, als er bißher ge- tan hat, lifern müsse? Nach der praxi der civili- sten wird dises behaubtet; gleichwohl wird hirbei auf das herkommen, und die gewonheit rücksicht zugleich zu nemen seyn. Dise pächte, und zinssenob die pächte zu verjären sind? können vom bauer nicht verjäret werden; wenn sie vom pachtherrn schon lange zeit nicht gefodert wor- den sind, im falle der bauer sie nicht verwegert, und der verpachter, die rechtsbewärte zeit hindurch, sich dabei nicht beruhiget hat. Ausser dem könnenob sie erhöhet werden kön- nen? auch die pächte, nach der regel, erhöhet werden; dafern sie nicht beständige (§ 378 des Iten th.); sondern die pächte zeitige sind. Dise erhöhung kan nach der billigkeit, und dem verhältnisse der zeit geschehen, von Engelbrecht in obseru. 72, s. 398, s. 399, n. 4, und n. 6; jedoch sehen vile dißfalls auf das alte herkommen; mithin soll es bei dem alten bleiben. Nicht minder verstatten auch die civilisten: daß die gülten in gelt verwan- delt werden dürfen, sihe meine abh. de abusu re- rum merae facult. § 92 -- 94, s. 57 fg.
§ 428
Die beten, oder beden, sind in Ober-Hessenvon den unter- schidenen beten in Ober-Hes- sen etc. sehr unterschiden. Man hat die Blankensteiner, Dernbacher, wetterische, Bidencaper, Lorische, Weimarische, Ebsdorfer, Rodenboler, Allen- dorfer, Grünberger etc beten, Waldschmidt am a. o. Die leibhennen geben die leibeigene entwe- der in natur, oder bezalen sie, z. e. mit einem kopfstücke etc. Wenn ein bauer 10 jar lang ein hun gegeben hat, und er will hernach gelt dafür geben, u. v. v., fraget es sich, ob es der herr an- nemen müsse? die antwort ist: zwischen den civili-
sten
III.Teil. Z
von den paͤchten und zinſſen.
fern muͤſſe, wie das getraide wachſe; bevorab, wenn vile treſpe darunter iſt. Ob aber der bauer die fruͤchte an einen andern ort, als er bißher ge- tan hat, lifern muͤſſe? Nach der praxi der civili- ſten wird diſes behaubtet; gleichwohl wird hirbei auf das herkommen, und die gewonheit ruͤckſicht zugleich zu nemen ſeyn. Diſe paͤchte, und zinſſenob die paͤchte zu verjaͤren ſind? koͤnnen vom bauer nicht verjaͤret werden; wenn ſie vom pachtherrn ſchon lange zeit nicht gefodert wor- den ſind, im falle der bauer ſie nicht verwegert, und der verpachter, die rechtsbewaͤrte zeit hindurch, ſich dabei nicht beruhiget hat. Auſſer dem koͤnnenob ſie erhoͤhet werden koͤn- nen? auch die paͤchte, nach der regel, erhoͤhet werden; dafern ſie nicht beſtaͤndige (§ 378 des Iten th.); ſondern die paͤchte zeitige ſind. Diſe erhoͤhung kan nach der billigkeit, und dem verhaͤltniſſe der zeit geſchehen, von Engelbrecht in obſeru. 72, ſ. 398, ſ. 399, n. 4, und n. 6; jedoch ſehen vile dißfalls auf das alte herkommen; mithin ſoll es bei dem alten bleiben. Nicht minder verſtatten auch die civiliſten: daß die guͤlten in gelt verwan- delt werden duͤrfen, ſihe meine abh. de abuſu re- rum merae facult. § 92 — 94, ſ. 57 fg.
§ 428
Die beten, oder beden, ſind in Ober-Heſſenvon den unter- ſchidenen beten in Ober-Heſ- ſen ꝛc. ſehr unterſchiden. Man hat die Blankenſteiner, Dernbacher, wetteriſche, Bidencaper, Loriſche, Weimariſche, Ebsdorfer, Rodenboler, Allen- dorfer, Gruͤnberger ꝛc beten, Waldſchmidt am a. o. Die leibhennen geben die leibeigene entwe- der in natur, oder bezalen ſie, z. e. mit einem kopfſtuͤcke ꝛc. Wenn ein bauer 10 jar lang ein hun gegeben hat, und er will hernach gelt dafuͤr geben, u. v. v., fraget es ſich, ob es der herr an- nemen muͤſſe? die antwort iſt: zwiſchen den civili-
ſten
III.Teil. Z
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von den paͤchten und zinſſen.
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die fruͤchte an einen andern ort, als er bißher ge-
tan hat, lifern muͤſſe? Nach der praxi der civili-
ſten wird diſes behaubtet; gleichwohl wird hirbei
auf das herkommen, und die gewonheit ruͤckſicht
zugleich zu nemen ſeyn. Diſe paͤchte, und zinſſen
koͤnnen vom bauer nicht verjaͤret werden; wenn ſie
vom pachtherrn ſchon lange zeit nicht gefodert wor-
den ſind, im falle der bauer ſie nicht verwegert,
und der verpachter, die rechtsbewaͤrte zeit hindurch,
ſich dabei nicht beruhiget hat. Auſſer dem koͤnnen
auch die paͤchte, nach der regel, erhoͤhet werden;
dafern ſie nicht beſtaͤndige (§ 378 des Iten th.);
ſondern die paͤchte zeitige ſind. Diſe erhoͤhung
kan nach der billigkeit, und dem verhaͤltniſſe der
zeit geſchehen, von Engelbrecht in obſeru. 72,
ſ. 398, ſ. 399, n. 4, und n. 6; jedoch ſehen vile
dißfalls auf das alte herkommen; mithin ſoll es
bei dem alten bleiben. Nicht minder verſtatten
auch die civiliſten: daß die guͤlten in gelt verwan-
delt werden duͤrfen, ſihe meine abh. de abuſu re-
rum merae facult. § 92 — 94, ſ. 57 fg.
ob die paͤchte zu
verjaͤren ſind?
ob ſie erhoͤhet
werden koͤn-
nen?
§ 428
Die beten, oder beden, ſind in Ober-Heſſen
ſehr unterſchiden. Man hat die Blankenſteiner,
Dernbacher, wetteriſche, Bidencaper, Loriſche,
Weimariſche, Ebsdorfer, Rodenboler, Allen-
dorfer, Gruͤnberger ꝛc beten, Waldſchmidt am
a. o. Die leibhennen geben die leibeigene entwe-
der in natur, oder bezalen ſie, z. e. mit einem
kopfſtuͤcke ꝛc. Wenn ein bauer 10 jar lang ein
hun gegeben hat, und er will hernach gelt dafuͤr
geben, u. v. v., fraget es ſich, ob es der herr an-
nemen muͤſſe? die antwort iſt: zwiſchen den civili-
ſten
von den unter-
ſchidenen beten
in Ober-Heſ-
ſen ꝛc.
III. Teil. Z
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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