Allso sind diese gerichte alle neue, d. i. welche nach der form eines judicii praetorii vilfältig eingerich- tet worden sind.
§ 5
Die Teutsche hatten anfänglich ihre sitten,wenn bei den Teutschen die gesäze kund ge- machet worden sind. bräuche, und gewonheiten (§ 4), welche im fünf- ten jarhunderte, nach Christi geburt, bei ihnen aufgezeichnet, und durch gesäze bestimmet zu wer- den anfingen. Die geistliche mussten die gesäze aufsezen, Joh. Carl Heinr. Dreyerde variis cod. iur. Germ. denom. § XI s. 42 fg. Kiel, 1751, 4; besonders aber wurden im fünften jarhunderte die Franken berühmt. Sie macheten ihre gesäze kund. Zuerst erschine das Salische gesäz. Der lex salica (leges salicae) ist einer der ältesten in Teutschlande. Dise werden auch leges regiae, hofgesäze, königliche gesäze genennet, vom worte: sal, d. i. hof etc. Sie gingen nur die Franken an; mithin sind es fränkische gesäze; gleichwohl ent- halten sie allgemeine teutsche gewonheiten, welche zum teile noch heute zu tage iren nuz haben. Sie sind nachher von verschidenen Königen ver- meret worden. Nachher folgete das Ripuarische gesäz, welches Thiederich, ein son des Clodovä- us, ausgehen ließ. Dises gesäz ging nur dieje- nigen völker an, welche zwischen der Schelde, Maas, und dem Rheine um Cöln herum wone- ten. Die Alamannische und Baierische gesäze wurden gegen das ende des fünften jarhunderts zusammen getragen, und durch die fränkischen Kö- nige vermeret. Die Burgundische wurden ge- gen das jar 500 bekannt. Die Gothische, Ost- und Westgothische, auch Longobardische gesäze kamen darzu. Das 8te jarhundert reichet uns die capitularia von mancherlei gattungen, nämlich
allge-
des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
Allſo ſind dieſe gerichte alle neue, d. i. welche nach der form eines judicii praetorii vilfaͤltig eingerich- tet worden ſind.
§ 5
Die Teutſche hatten anfaͤnglich ihre ſitten,wenn bei den Teutſchen die geſaͤze kund ge- machet worden ſind. braͤuche, und gewonheiten (§ 4), welche im fuͤnf- ten jarhunderte, nach Chriſti geburt, bei ihnen aufgezeichnet, und durch geſaͤze beſtimmet zu wer- den anfingen. Die geiſtliche muſſten die geſaͤze aufſezen, Joh. Carl Heinr. Dreyerde variis cod. iur. Germ. denom. § XI ſ. 42 fg. Kiel, 1751, 4; beſonders aber wurden im fuͤnften jarhunderte die Franken beruͤhmt. Sie macheten ihre geſaͤze kund. Zuerſt erſchine das Saliſche geſaͤz. Der lex ſalica (leges ſalicae) iſt einer der aͤlteſten in Teutſchlande. Diſe werden auch leges regiae, hofgeſaͤze, koͤnigliche geſaͤze genennet, vom worte: ſal, d. i. hof ꝛc. Sie gingen nur die Franken an; mithin ſind es fraͤnkiſche geſaͤze; gleichwohl ent- halten ſie allgemeine teutſche gewonheiten, welche zum teile noch heute zu tage iren nuz haben. Sie ſind nachher von verſchidenen Koͤnigen ver- meret worden. Nachher folgete das Ripuariſche geſaͤz, welches Thiederich, ein ſon des Clodovaͤ- us, ausgehen ließ. Diſes geſaͤz ging nur dieje- nigen voͤlker an, welche zwiſchen der Schelde, Maas, und dem Rheine um Coͤln herum wone- ten. Die Alamanniſche und Baieriſche geſaͤze wurden gegen das ende des fuͤnften jarhunderts zuſammen getragen, und durch die fraͤnkiſchen Koͤ- nige vermeret. Die Burgundiſche wurden ge- gen das jar 500 bekannt. Die Gothiſche, Oſt- und Weſtgothiſche, auch Longobardiſche geſaͤze kamen darzu. Das 8te jarhundert reichet uns die capitularia von mancherlei gattungen, naͤmlich
allge-
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des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
Allſo ſind dieſe gerichte alle neue, d. i. welche nach
der form eines judicii praetorii vilfaͤltig eingerich-
tet worden ſind.
§ 5
Die Teutſche hatten anfaͤnglich ihre ſitten,
braͤuche, und gewonheiten (§ 4), welche im fuͤnf-
ten jarhunderte, nach Chriſti geburt, bei ihnen
aufgezeichnet, und durch geſaͤze beſtimmet zu wer-
den anfingen. Die geiſtliche muſſten die geſaͤze
aufſezen, Joh. Carl Heinr. Dreyer de variis cod.
iur. Germ. denom. § XI ſ. 42 fg. Kiel, 1751, 4;
beſonders aber wurden im fuͤnften jarhunderte
die Franken beruͤhmt. Sie macheten ihre geſaͤze
kund. Zuerſt erſchine das Saliſche geſaͤz. Der
lex ſalica (leges ſalicae) iſt einer der aͤlteſten in
Teutſchlande. Diſe werden auch leges regiae,
hofgeſaͤze, koͤnigliche geſaͤze genennet, vom worte:
ſal, d. i. hof ꝛc. Sie gingen nur die Franken an;
mithin ſind es fraͤnkiſche geſaͤze; gleichwohl ent-
halten ſie allgemeine teutſche gewonheiten, welche
zum teile noch heute zu tage iren nuz haben.
Sie ſind nachher von verſchidenen Koͤnigen ver-
meret worden. Nachher folgete das Ripuariſche
geſaͤz, welches Thiederich, ein ſon des Clodovaͤ-
us, ausgehen ließ. Diſes geſaͤz ging nur dieje-
nigen voͤlker an, welche zwiſchen der Schelde,
Maas, und dem Rheine um Coͤln herum wone-
ten. Die Alamanniſche und Baieriſche geſaͤze
wurden gegen das ende des fuͤnften jarhunderts
zuſammen getragen, und durch die fraͤnkiſchen Koͤ-
nige vermeret. Die Burgundiſche wurden ge-
gen das jar 500 bekannt. Die Gothiſche, Oſt-
und Weſtgothiſche, auch Longobardiſche geſaͤze
kamen darzu. Das 8te jarhundert reichet uns
die capitularia von mancherlei gattungen, naͤmlich
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wenn bei den
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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