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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LV haubtstück,
lande ein freies, oder nach heutiger art, ein adeli-
ches gut besaß, und keine leibeigenen dabei hatte; so
kaufete er sich dergleichen, und mägde darzu. Denn,
wenn der leibeigene zum patrimonio gehörete; so
konnte er verkaufet, auch vertauschet, verpfändet
werden, sihe den documentirten bericht von der
uralten, und bis izt fortwärenden leibeigenschaft
und der daraus flüssenden ungemessenen dinstbar-
keit der bauern so wohl überhaupt, als auch inson-
derheit der Saynischen etc im grunde Seelbach,
Neuwied 1754, fol., s. 8 fg; mithin konnte der
leibherr mit inen machen, was er wollte; nur das
leben durfte er inen nicht nemen; wenn er aber sol-
ches tat; so hatte er eine strafe zu erlegen, mußte
auch wohl kirchenbusse tun. Heute zu tage ist hir-
in ein anders hergebracht. Die Teutsche nenne-
ten ire leibeigenen nicht knechte; sondern eigen-arme,
Haltaus sp. 59 fg. sp. 60 sp. 283, 284, arme leute,
weil sie für sich nichts besassen, fromme gottes-
leute, voitlüte, Datt de pace publ. lib. I cap. 14,
n. 10, Kuchenbecker annal Hass. coll. VIIII s. 65,
eigene, leibeigene, eigenbehörige dinstmanne, von
der Lahr
am a. o. s. 17 s. 18; gotteslehne, in der
Pfalz: wildfänge etc; heppe leute in der graffchaft
Wied, haubtleute, Haltaus sp. 831, 832; sie hat-
ten allso verschidene benennungen im dorf- und
landrechte; womit sie auch zufriden waren. Den
armen leuten wurden die arm-gefreiete, oder los-
gelassene entgegengesezet, Wehner s. 27. Sie
hissen auch bauern, weil sie irer herren felder, und
güter bauen mußten. Merere bauern werden auch
gebauern, nachbauern, oder zusammen gezogen:
nachbaren, benimet. Daher kömmt bauergilte,
zinß, bauerlehn, bauerding, eigen gericht, Haltaus
sp. 284, bauer-meze (maas zum getreide), bauer-
miete, dinst, heppe-dinst in der grafschaft Wied etc,

zum

LV haubtſtuͤck,
lande ein freies, oder nach heutiger art, ein adeli-
ches gut beſaß, und keine leibeigenen dabei hatte; ſo
kaufete er ſich dergleichen, und maͤgde darzu. Denn,
wenn der leibeigene zum patrimonio gehoͤrete; ſo
konnte er verkaufet, auch vertauſchet, verpfaͤndet
werden, ſihe den documentirten bericht von der
uralten, und bis izt fortwaͤrenden leibeigenſchaft
und der daraus fluͤſſenden ungemeſſenen dinſtbar-
keit der bauern ſo wohl uͤberhaupt, als auch inſon-
derheit der Sayniſchen ꝛc im grunde Seelbach,
Neuwied 1754, fol., ſ. 8 fg; mithin konnte der
leibherr mit inen machen, was er wollte; nur das
leben durfte er inen nicht nemen; wenn er aber ſol-
ches tat; ſo hatte er eine ſtrafe zu erlegen, mußte
auch wohl kirchenbuſſe tun. Heute zu tage iſt hir-
in ein anders hergebracht. Die Teutſche nenne-
ten ire leibeigenen nicht knechte; ſondern eigen-arme,
Haltaus ſp. 59 fg. ſp. 60 ſp. 283, 284, arme leute,
weil ſie fuͤr ſich nichts beſaſſen, fromme gottes-
leute, voitluͤte, Datt de pace publ. lib. I cap. 14,
n. 10, Kuchenbecker annal Haſſ. coll. VIIII ſ. 65,
eigene, leibeigene, eigenbehoͤrige dinſtmanne, von
der Lahr
am a. o. ſ. 17 ſ. 18; gotteslehne, in der
Pfalz: wildfaͤnge ꝛc; heppe leute in der graffchaft
Wied, haubtleute, Haltaus ſp. 831, 832; ſie hat-
ten allſo verſchidene benennungen im dorf- und
landrechte; womit ſie auch zufriden waren. Den
armen leuten wurden die arm-gefreiete, oder los-
gelaſſene entgegengeſezet, Wehner ſ. 27. Sie
hiſſen auch bauern, weil ſie irer herren felder, und
guͤter bauen mußten. Merere bauern werden auch
gebauern, nachbauern, oder zuſammen gezogen:
nachbaren, benimet. Daher koͤmmt bauergilte,
zinß, bauerlehn, bauerding, eigen gericht, Haltaus
ſp. 284, bauer-meze (maas zum getreide), bauer-
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[304/0328] LV haubtſtuͤck, lande ein freies, oder nach heutiger art, ein adeli- ches gut beſaß, und keine leibeigenen dabei hatte; ſo kaufete er ſich dergleichen, und maͤgde darzu. Denn, wenn der leibeigene zum patrimonio gehoͤrete; ſo konnte er verkaufet, auch vertauſchet, verpfaͤndet werden, ſihe den documentirten bericht von der uralten, und bis izt fortwaͤrenden leibeigenſchaft und der daraus fluͤſſenden ungemeſſenen dinſtbar- keit der bauern ſo wohl uͤberhaupt, als auch inſon- derheit der Sayniſchen ꝛc im grunde Seelbach, Neuwied 1754, fol., ſ. 8 fg; mithin konnte der leibherr mit inen machen, was er wollte; nur das leben durfte er inen nicht nemen; wenn er aber ſol- ches tat; ſo hatte er eine ſtrafe zu erlegen, mußte auch wohl kirchenbuſſe tun. Heute zu tage iſt hir- in ein anders hergebracht. Die Teutſche nenne- ten ire leibeigenen nicht knechte; ſondern eigen-arme, Haltaus ſp. 59 fg. ſp. 60 ſp. 283, 284, arme leute, weil ſie fuͤr ſich nichts beſaſſen, fromme gottes- leute, voitluͤte, Datt de pace publ. lib. I cap. 14, n. 10, Kuchenbecker annal Haſſ. coll. VIIII ſ. 65, eigene, leibeigene, eigenbehoͤrige dinſtmanne, von der Lahr am a. o. ſ. 17 ſ. 18; gotteslehne, in der Pfalz: wildfaͤnge ꝛc; heppe leute in der graffchaft Wied, haubtleute, Haltaus ſp. 831, 832; ſie hat- ten allſo verſchidene benennungen im dorf- und landrechte; womit ſie auch zufriden waren. Den armen leuten wurden die arm-gefreiete, oder los- gelaſſene entgegengeſezet, Wehner ſ. 27. Sie hiſſen auch bauern, weil ſie irer herren felder, und guͤter bauen mußten. Merere bauern werden auch gebauern, nachbauern, oder zuſammen gezogen: nachbaren, benimet. Daher koͤmmt bauergilte, zinß, bauerlehn, bauerding, eigen gericht, Haltaus ſp. 284, bauer-meze (maas zum getreide), bauer- miete, dinſt, heppe-dinſt in der grafſchaft Wied ꝛc, zum

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/328>, abgerufen am 22.11.2024.