Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXVI haubtstück,
von den haus-
genossen.
serliche münzen. Wer mit andern gelte angezogen
kam, mußte zum wechsler, oder münzer gehen,
und denselben auf wechsel geben. Daher waren
die wechseler in den städten, Hofmann in der
teutschen Reichspraxis IIten bandes LXXIIten
haubtst. § 1655, s. 418, s. 419, und die daselbst
angezogene gesäze, auch schriftsteller. Weil nun
die münzer nicht in zünften stunden, nennete man
sie hausgenossen (§ 307, § 2801, des Iten th.).
Ein münzer war allso derjenige, welcher die er-
laubniß zu münzen vom Kaiser etc hatte. Das
wort: hausgenossen hat noch merere bedeutung,
von der Lahr am a. o. s. 45.

§ 208
vom bürger-
rechte.

Der bürger ist eine person, welche als ein mit-
glid der stadt daselbst gewisse rechte, und freihei-
ten hat. Der inbegriff der vorzüglichen rechte
wird das bürgerrecht benimet. Dises wird in
das völlige, oder grosse, und nicht völlige, oder
das kleine eingeteilet. Dijenige, welche das
grosse bürgerrecht haben, sind aller bürgerlichen
eren, und rechte fähig; das kleine aber bewirket
nur gewisse rechte. Allso haben die hof- und ambt-
sizende bürger nur das kleine, und stehen nicht un-
ter dem stadtrahte; sondern entweder unter dem
hofgerichte (marschall-ambte), oder unter dem
ambte. Ein voller bürger muß dem stadtrahte
einen eid schwören, daß er demselben gehorsam lei-
sten wolle; er muß auf der bürger glockenschlag
erscheinen, und wenn feuer ausbricht, zum lö-
schen sich stellen, welches auch öfters dem bürger-
eide einverleibet wird. Jn den landstädten wird
auch der bürgereid dahin gerichtet: daß der bür-
ger dem landesherrn hold, treu, auch untertänig
seyn, und der stadt bestes jederzeit suchen wolle.

Das

XXXVI haubtſtuͤck,
von den haus-
genoſſen.
ſerliche muͤnzen. Wer mit andern gelte angezogen
kam, mußte zum wechsler, oder muͤnzer gehen,
und denſelben auf wechſel geben. Daher waren
die wechſeler in den ſtaͤdten, Hofmann in der
teutſchen Reichspraxis IIten bandes LXXIIten
haubtſt. § 1655, ſ. 418, ſ. 419, und die daſelbſt
angezogene geſaͤze, auch ſchriftſteller. Weil nun
die muͤnzer nicht in zuͤnften ſtunden, nennete man
ſie hausgenoſſen (§ 307, § 2801, des Iten th.).
Ein muͤnzer war allſo derjenige, welcher die er-
laubniß zu muͤnzen vom Kaiſer ꝛc hatte. Das
wort: hausgenoſſen hat noch merere bedeutung,
von der Lahr am a. o. ſ. 45.

§ 208
vom buͤrger-
rechte.

Der buͤrger iſt eine perſon, welche als ein mit-
glid der ſtadt daſelbſt gewiſſe rechte, und freihei-
ten hat. Der inbegriff der vorzuͤglichen rechte
wird das buͤrgerrecht benimet. Diſes wird in
das voͤllige, oder groſſe, und nicht voͤllige, oder
das kleine eingeteilet. Dijenige, welche das
groſſe buͤrgerrecht haben, ſind aller buͤrgerlichen
eren, und rechte faͤhig; das kleine aber bewirket
nur gewiſſe rechte. Allſo haben die hof- und ambt-
ſizende buͤrger nur das kleine, und ſtehen nicht un-
ter dem ſtadtrahte; ſondern entweder unter dem
hofgerichte (marſchall-ambte), oder unter dem
ambte. Ein voller buͤrger muß dem ſtadtrahte
einen eid ſchwoͤren, daß er demſelben gehorſam lei-
ſten wolle; er muß auf der buͤrger glockenſchlag
erſcheinen, und wenn feuer ausbricht, zum loͤ-
ſchen ſich ſtellen, welches auch oͤfters dem buͤrger-
eide einverleibet wird. Jn den landſtaͤdten wird
auch der buͤrgereid dahin gerichtet: daß der buͤr-
ger dem landesherrn hold, treu, auch untertaͤnig
ſeyn, und der ſtadt beſtes jederzeit ſuchen wolle.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXVI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><note place="left">von den haus-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en.</note>&#x017F;erliche mu&#x0364;nzen. Wer mit andern gelte angezogen<lb/>
kam, mußte zum wechsler, oder mu&#x0364;nzer gehen,<lb/>
und den&#x017F;elben auf wech&#x017F;el geben. Daher waren<lb/>
die wech&#x017F;eler in den &#x017F;ta&#x0364;dten, <hi rendition="#fr">Hofmann</hi> in der<lb/>
teut&#x017F;chen Reichspraxis <hi rendition="#aq">II</hi>ten bandes <hi rendition="#aq">LXXII</hi>ten<lb/>
haubt&#x017F;t. § 1655, &#x017F;. 418, &#x017F;. 419, und die da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
angezogene ge&#x017F;a&#x0364;ze, auch &#x017F;chrift&#x017F;teller. Weil nun<lb/>
die mu&#x0364;nzer nicht in zu&#x0364;nften &#x017F;tunden, nennete man<lb/>
&#x017F;ie hausgeno&#x017F;&#x017F;en (§ 307, § 2801, des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.).<lb/>
Ein mu&#x0364;nzer war all&#x017F;o derjenige, welcher die er-<lb/>
laubniß zu mu&#x0364;nzen vom Kai&#x017F;er &#xA75B;c hatte. Das<lb/>
wort: hausgeno&#x017F;&#x017F;en hat noch merere bedeutung,<lb/><hi rendition="#fr">von der Lahr</hi> am a. o. &#x017F;. 45.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 208</head><lb/>
          <note place="left">vom bu&#x0364;rger-<lb/>
rechte.</note>
          <p>Der bu&#x0364;rger i&#x017F;t eine per&#x017F;on, welche als ein mit-<lb/>
glid der &#x017F;tadt da&#x017F;elb&#x017F;t gewi&#x017F;&#x017F;e rechte, und freihei-<lb/>
ten hat. Der inbegriff der vorzu&#x0364;glichen rechte<lb/>
wird das <hi rendition="#fr">bu&#x0364;rgerrecht</hi> benimet. Di&#x017F;es wird in<lb/>
das vo&#x0364;llige, oder gro&#x017F;&#x017F;e, und nicht vo&#x0364;llige, oder<lb/>
das kleine eingeteilet. Dijenige, welche das<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e bu&#x0364;rgerrecht haben, &#x017F;ind aller bu&#x0364;rgerlichen<lb/>
eren, und rechte fa&#x0364;hig; das kleine aber bewirket<lb/>
nur gewi&#x017F;&#x017F;e rechte. All&#x017F;o haben die hof- und ambt-<lb/>
&#x017F;izende bu&#x0364;rger nur das kleine, und &#x017F;tehen nicht un-<lb/>
ter dem &#x017F;tadtrahte; &#x017F;ondern entweder unter dem<lb/>
hofgerichte (mar&#x017F;chall-ambte), oder unter dem<lb/>
ambte. Ein voller bu&#x0364;rger muß dem &#x017F;tadtrahte<lb/>
einen eid &#x017F;chwo&#x0364;ren, daß er dem&#x017F;elben gehor&#x017F;am lei-<lb/>
&#x017F;ten wolle; er muß auf der bu&#x0364;rger glocken&#x017F;chlag<lb/>
er&#x017F;cheinen, und wenn feuer ausbricht, zum lo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;ich &#x017F;tellen, welches auch o&#x0364;fters dem bu&#x0364;rger-<lb/>
eide einverleibet wird. Jn den land&#x017F;ta&#x0364;dten wird<lb/>
auch der bu&#x0364;rgereid dahin gerichtet: daß der bu&#x0364;r-<lb/>
ger dem landesherrn hold, treu, auch unterta&#x0364;nig<lb/>
&#x017F;eyn, und der &#x017F;tadt be&#x017F;tes jederzeit &#x017F;uchen wolle.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0252] XXXVI haubtſtuͤck, ſerliche muͤnzen. Wer mit andern gelte angezogen kam, mußte zum wechsler, oder muͤnzer gehen, und denſelben auf wechſel geben. Daher waren die wechſeler in den ſtaͤdten, Hofmann in der teutſchen Reichspraxis IIten bandes LXXIIten haubtſt. § 1655, ſ. 418, ſ. 419, und die daſelbſt angezogene geſaͤze, auch ſchriftſteller. Weil nun die muͤnzer nicht in zuͤnften ſtunden, nennete man ſie hausgenoſſen (§ 307, § 2801, des Iten th.). Ein muͤnzer war allſo derjenige, welcher die er- laubniß zu muͤnzen vom Kaiſer ꝛc hatte. Das wort: hausgenoſſen hat noch merere bedeutung, von der Lahr am a. o. ſ. 45. von den haus- genoſſen. § 208 Der buͤrger iſt eine perſon, welche als ein mit- glid der ſtadt daſelbſt gewiſſe rechte, und freihei- ten hat. Der inbegriff der vorzuͤglichen rechte wird das buͤrgerrecht benimet. Diſes wird in das voͤllige, oder groſſe, und nicht voͤllige, oder das kleine eingeteilet. Dijenige, welche das groſſe buͤrgerrecht haben, ſind aller buͤrgerlichen eren, und rechte faͤhig; das kleine aber bewirket nur gewiſſe rechte. Allſo haben die hof- und ambt- ſizende buͤrger nur das kleine, und ſtehen nicht un- ter dem ſtadtrahte; ſondern entweder unter dem hofgerichte (marſchall-ambte), oder unter dem ambte. Ein voller buͤrger muß dem ſtadtrahte einen eid ſchwoͤren, daß er demſelben gehorſam lei- ſten wolle; er muß auf der buͤrger glockenſchlag erſcheinen, und wenn feuer ausbricht, zum loͤ- ſchen ſich ſtellen, welches auch oͤfters dem buͤrger- eide einverleibet wird. Jn den landſtaͤdten wird auch der buͤrgereid dahin gerichtet: daß der buͤr- ger dem landesherrn hold, treu, auch untertaͤnig ſeyn, und der ſtadt beſtes jederzeit ſuchen wolle. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/252
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/252>, abgerufen am 23.11.2024.