amoenit. th. VII, s. 2054 fgg., § V,Schwarz in der pommerischen etc lehnhistori s. 195 (+), s. 261 fg. (+), sie hatten auch die besorgnis der kai- serlichen zölle, und anderer einkünfte. Die städte stunden aber entweder unter den Königen, welche civitates liberae regiae, d. i. freie städte hissen; oder sie befanden sich unter den bischöffen, auch herzo- gen, welche praefectoriae genennet wurden. Dise herzoge waren darin nicht als kaiserliche befelsha- ber, oder beambte anzusehen. Jn denen städten, welche wie andere Reichslande den herzogen, für- sten, und herren zu lehn gereichet, oder sonst über- geben wurden, erhilten selbige, nächst den kaiserli- chen einkünften, auch die gerichtbarkeiten zu besor- gen, und zu verwalten. Dise sezeten dahin, nach dem beispile der kaiser, auf gleiche weise, wie in den königlichen städten, ire beambten, ammanne, vögte, schuldheissen (praefectos villae, villicos rc), und ordneten daselbst die gerichte an. Der vor- sizende des gerichtes hiß vogt, wie noch zu Wezlar dergleichen ist. Die teutfche städte hatten, vermö- ge des stadtrechtes, keine gerichtbarkeit. Diser vogt hatte seine beisizer, welche vom heutigen ni- dern adel waren, welche schöffen hissen, Struben am a. o. th. I, s. 403 s. 415, nebst den rachen- burgern, samt seinem vicarien, und hülfsvollziher; besonders wegen der geltstrafe, und anderer fode- rungen, welchen man schuldheischer nennete; wor- aus das heutige wort: schuldheiß entstanden ist. Zu Wezlar ist der Reichs-schuldheiß: Kur-Trier, als propst des stiftes in Wezlar. Der vogt übete die peinliche gerichtbarkeit aus, und sah auf die polizei. Die nidere polizei gehöret für den bürger- meister, und raht. Ehedem hiß der bürgermeister: protoconsul; hernach proconsul, bis der magister civium, oder bürgermeister aufkam. An einigen
orten
von den ſtaͤdten, und buͤrgern.
amoenit. th. VII, ſ. 2054 fgg., § V,Schwarz in der pommeriſchen ꝛc lehnhiſtori ſ. 195 (†), ſ. 261 fg. (†), ſie hatten auch die beſorgnis der kai- ſerlichen zoͤlle, und anderer einkuͤnfte. Die ſtaͤdte ſtunden aber entweder unter den Koͤnigen, welche civitates liberae regiae, d. i. freie ſtaͤdte hiſſen; oder ſie befanden ſich unter den biſchoͤffen, auch herzo- gen, welche praefectoriae genennet wurden. Diſe herzoge waren darin nicht als kaiſerliche befelsha- ber, oder beambte anzuſehen. Jn denen ſtaͤdten, welche wie andere Reichslande den herzogen, fuͤr- ſten, und herren zu lehn gereichet, oder ſonſt uͤber- geben wurden, erhilten ſelbige, naͤchſt den kaiſerli- chen einkuͤnften, auch die gerichtbarkeiten zu beſor- gen, und zu verwalten. Diſe ſezeten dahin, nach dem beiſpile der kaiſer, auf gleiche weiſe, wie in den koͤniglichen ſtaͤdten, ire beambten, ammanne, voͤgte, ſchuldheiſſen (praefectos villae, villicos ꝛc), und ordneten daſelbſt die gerichte an. Der vor- ſizende des gerichtes hiß vogt, wie noch zu Wezlar dergleichen iſt. Die teutfche ſtaͤdte hatten, vermoͤ- ge des ſtadtrechtes, keine gerichtbarkeit. Diſer vogt hatte ſeine beiſizer, welche vom heutigen ni- dern adel waren, welche ſchoͤffen hiſſen, Struben am a. o. th. I, ſ. 403 ſ. 415, nebſt den rachen- burgern, ſamt ſeinem vicarien, und huͤlfsvollziher; beſonders wegen der geltſtrafe, und anderer fode- rungen, welchen man ſchuldheiſcher nennete; wor- aus das heutige wort: ſchuldheiß entſtanden iſt. Zu Wezlar iſt der Reichs-ſchuldheiß: Kur-Trier, als propſt des ſtiftes in Wezlar. Der vogt uͤbete die peinliche gerichtbarkeit aus, und ſah auf die polizei. Die nidere polizei gehoͤret fuͤr den buͤrger- meiſter, und raht. Ehedem hiß der buͤrgermeiſter: protoconſul; hernach proconſul, bis der magiſter civium, oder buͤrgermeiſter aufkam. An einigen
orten
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amoenit. th. VII, ſ. 2054 fgg., § V, Schwarz
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261 fg. (†), ſie hatten auch die beſorgnis der kai-
ſerlichen zoͤlle, und anderer einkuͤnfte. Die ſtaͤdte
ſtunden aber entweder unter den Koͤnigen, welche
civitates liberae regiae, d. i. freie ſtaͤdte hiſſen; oder
ſie befanden ſich unter den biſchoͤffen, auch herzo-
gen, welche praefectoriae genennet wurden. Diſe
herzoge waren darin nicht als kaiſerliche befelsha-
ber, oder beambte anzuſehen. Jn denen ſtaͤdten,
welche wie andere Reichslande den herzogen, fuͤr-
ſten, und herren zu lehn gereichet, oder ſonſt uͤber-
geben wurden, erhilten ſelbige, naͤchſt den kaiſerli-
chen einkuͤnften, auch die gerichtbarkeiten zu beſor-
gen, und zu verwalten. Diſe ſezeten dahin, nach
dem beiſpile der kaiſer, auf gleiche weiſe, wie in
den koͤniglichen ſtaͤdten, ire beambten, ammanne,
voͤgte, ſchuldheiſſen (praefectos villae, villicos ꝛc),
und ordneten daſelbſt die gerichte an. Der vor-
ſizende des gerichtes hiß vogt, wie noch zu Wezlar
dergleichen iſt. Die teutfche ſtaͤdte hatten, vermoͤ-
ge des ſtadtrechtes, keine gerichtbarkeit. Diſer
vogt hatte ſeine beiſizer, welche vom heutigen ni-
dern adel waren, welche ſchoͤffen hiſſen, Struben
am a. o. th. I, ſ. 403 ſ. 415, nebſt den rachen-
burgern, ſamt ſeinem vicarien, und huͤlfsvollziher;
beſonders wegen der geltſtrafe, und anderer fode-
rungen, welchen man ſchuldheiſcher nennete; wor-
aus das heutige wort: ſchuldheiß entſtanden iſt.
Zu Wezlar iſt der Reichs-ſchuldheiß: Kur-Trier,
als propſt des ſtiftes in Wezlar. Der vogt uͤbete
die peinliche gerichtbarkeit aus, und ſah auf die
polizei. Die nidere polizei gehoͤret fuͤr den buͤrger-
meiſter, und raht. Ehedem hiß der buͤrgermeiſter:
protoconſul; hernach proconſul, bis der magiſter
civium, oder buͤrgermeiſter aufkam. An einigen
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/243>, abgerufen am 24.11.2024.
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