oder XIIIIter band. Jm übrigen ist das mortua- rium nicht allezeit ein zeichen der leibeigenschaft in den städten gewesen. Die bauern bestrebeten sich allso vilfältig: in die städte zu kommen; gleichwie sie noch heute zu tage, wenn sie vermögen haben, öfters ire söne in die städte zu bringen, oder ire töchter darein zu verheiraten sich bemühen. Ver- schidene städte haben aber nachher keine leibeigene zu bürgern haben wollen (§ 208 des 1ten teiles). Die städte mussten nun auch narung haben, und etwas verdinen; weil sie vom anfange, nach der regel. keinen acker-bau hatten, Köhler, am a. o. § 5, Struben in nebenst. th. V, s. 488 fg.; dafern inen nicht striche landes von den obern eingetan wurden. Derohalben wurden zu disem behufe die öffentliche zusammenkünfte darin gehalten, märkte angeleget, hochzeiten begangen, auch wenn die land- tage, oder gerichte unter freiem himmel gehalten worden waren; gingen dise personen sodann in die städte, und schmausseten darin.
§ 204
von den patri- [c]ien.
Jn die von den teutschen Königen erbaueten städte wurden so wohl grafen, vögte, und zur besa- zung freie krigesmänner gesezet, als auch sich ade- liche dahin freiwillig begeben und das bürgerrecht erlanget haben (§ 201). Hiraus sind die alte ein- richtungen, das wesen der von den Teutschen an- geordneten städte, die vögte, schuldheissen, grafen, der raht, die patricien, die gerichtsverfassung, und das polizeiwesen zu beurteilen. Die patricien hat man wohl auch in Teutschlande nach dem römi- schen brauche allso genennet; weil sie merenteils söne der rahtsherren (schöffen) waren; wiewohl man von rahtsherren ehedem in Teutschlande nichts gewußt hat. Dijenige von adel, welche sich in die
Reichs-
XXXVI haubtſtuͤck,
oder XIIIIter band. Jm uͤbrigen iſt das mortua- rium nicht allezeit ein zeichen der leibeigenſchaft in den ſtaͤdten geweſen. Die bauern beſtrebeten ſich allſo vilfaͤltig: in die ſtaͤdte zu kommen; gleichwie ſie noch heute zu tage, wenn ſie vermoͤgen haben, oͤfters ire ſoͤne in die ſtaͤdte zu bringen, oder ire toͤchter darein zu verheiraten ſich bemuͤhen. Ver- ſchidene ſtaͤdte haben aber nachher keine leibeigene zu buͤrgern haben wollen (§ 208 des 1ten teiles). Die ſtaͤdte muſſten nun auch narung haben, und etwas verdinen; weil ſie vom anfange, nach der regel. keinen acker-bau hatten, Koͤhler, am a. o. § 5, Struben in nebenſt. th. V, ſ. 488 fg.; dafern inen nicht ſtriche landes von den obern eingetan wurden. Derohalben wurden zu diſem behufe die oͤffentliche zuſammenkuͤnfte darin gehalten, maͤrkte angeleget, hochzeiten begangen, auch wenn die land- tage, oder gerichte unter freiem himmel gehalten worden waren; gingen diſe perſonen ſodann in die ſtaͤdte, und ſchmauſſeten darin.
§ 204
von den patri- [c]ien.
Jn die von den teutſchen Koͤnigen erbaueten ſtaͤdte wurden ſo wohl grafen, voͤgte, und zur beſa- zung freie krigesmaͤnner geſezet, als auch ſich ade- liche dahin freiwillig begeben und das buͤrgerrecht erlanget haben (§ 201). Hiraus ſind die alte ein- richtungen, das weſen der von den Teutſchen an- geordneten ſtaͤdte, die voͤgte, ſchuldheiſſen, grafen, der raht, die patricien, die gerichtsverfaſſung, und das polizeiweſen zu beurteilen. Die patricien hat man wohl auch in Teutſchlande nach dem roͤmi- ſchen brauche allſo genennet; weil ſie merenteils ſoͤne der rahtsherren (ſchoͤffen) waren; wiewohl man von rahtsherren ehedem in Teutſchlande nichts gewußt hat. Dijenige von adel, welche ſich in die
Reichs-
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XXXVI haubtſtuͤck,
oder XIIIIter band. Jm uͤbrigen iſt das mortua-
rium nicht allezeit ein zeichen der leibeigenſchaft in
den ſtaͤdten geweſen. Die bauern beſtrebeten ſich
allſo vilfaͤltig: in die ſtaͤdte zu kommen; gleichwie
ſie noch heute zu tage, wenn ſie vermoͤgen haben,
oͤfters ire ſoͤne in die ſtaͤdte zu bringen, oder ire
toͤchter darein zu verheiraten ſich bemuͤhen. Ver-
ſchidene ſtaͤdte haben aber nachher keine leibeigene
zu buͤrgern haben wollen (§ 208 des 1ten teiles).
Die ſtaͤdte muſſten nun auch narung haben, und
etwas verdinen; weil ſie vom anfange, nach der
regel. keinen acker-bau hatten, Koͤhler, am a. o.
§ 5, Struben in nebenſt. th. V, ſ. 488 fg.; dafern
inen nicht ſtriche landes von den obern eingetan
wurden. Derohalben wurden zu diſem behufe die
oͤffentliche zuſammenkuͤnfte darin gehalten, maͤrkte
angeleget, hochzeiten begangen, auch wenn die land-
tage, oder gerichte unter freiem himmel gehalten
worden waren; gingen diſe perſonen ſodann in die
ſtaͤdte, und ſchmauſſeten darin.
§ 204
Jn die von den teutſchen Koͤnigen erbaueten
ſtaͤdte wurden ſo wohl grafen, voͤgte, und zur beſa-
zung freie krigesmaͤnner geſezet, als auch ſich ade-
liche dahin freiwillig begeben und das buͤrgerrecht
erlanget haben (§ 201). Hiraus ſind die alte ein-
richtungen, das weſen der von den Teutſchen an-
geordneten ſtaͤdte, die voͤgte, ſchuldheiſſen, grafen,
der raht, die patricien, die gerichtsverfaſſung, und
das polizeiweſen zu beurteilen. Die patricien hat
man wohl auch in Teutſchlande nach dem roͤmi-
ſchen brauche allſo genennet; weil ſie merenteils
ſoͤne der rahtsherren (ſchoͤffen) waren; wiewohl
man von rahtsherren ehedem in Teutſchlande nichts
gewußt hat. Dijenige von adel, welche ſich in die
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/240>, abgerufen am 25.11.2024.
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