weder insonderheit guten fug, und macht haben, und inen in allen und jeden irem stand, namen, herkommen, auch ferner begnadigung und befrei- ung ganz und gar unnachteilig, und unschädlich seyn, und bleiben.
Gebiten darauf etc. etc.
Bei disem adelichen wapen bemerket man eine besondere abweichung gegen die adelsbrise der vo- rigen zeiten. Noch unter Kaiser Carl dem VI wurden die adelsbrife allso ausgefertiget: oben stand allein der Reichsadler; darunter kamen Mainz; etwas darunter Trier, und Cöln. Von disen fingen die weltliche Kurfürsten in zwoen rei- hen an:
Trier Cöln
Boehmen Baiern, und so fort an.
Dahir stehet unter dem Reichsadler Kur- Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen über auf der andern seite Cöln; etwas unter Trier: Boehmen, und etwas unter Cöln, Baiern, und so die übrige kurfürstliche wapen, in einem ketten- zuge nider, und aufgezogen; mithin ist dijenige ordnung bei den Kurfürsten allso dahir nicht beob- achtet, wie man sie sonst antrifft: in Moseri- schenelementis iuris publici germ. Goett. 1760, 8v, f. 137, s. 138, § 112, auch in deren 4ten ausgabe 1766, 8v, s. 158, § 104. Wozu sol- len aber dise kurfürstliche wapen dahir dinen? Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget werden, sie gleichsam stillschweigende willebrife der Kurfürsten bedeuten sollen. Jn einem adels- brife des Kaiser Leopolds vom jare 1699 für einen von Hessig findet man dergleichen beigefügete kur-
fürst-
XXXII haubtſtuͤck,
weder inſonderheit guten fug, und macht haben, und inen in allen und jeden irem ſtand, namen, herkommen, auch ferner begnadigung und befrei- ung ganz und gar unnachteilig, und unſchaͤdlich ſeyn, und bleiben.
Gebiten darauf ꝛc. ꝛc.
Bei diſem adelichen wapen bemerket man eine beſondere abweichung gegen die adelsbriſe der vo- rigen zeiten. Noch unter Kaiſer Carl dem VI wurden die adelsbrife allſo ausgefertiget: oben ſtand allein der Reichsadler; darunter kamen Mainz; etwas darunter Trier, und Coͤln. Von diſen fingen die weltliche Kurfuͤrſten in zwoen rei- hen an:
Trier Coͤln
Boehmen Baiern, und ſo fort an.
Dahir ſtehet unter dem Reichsadler Kur- Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen uͤber auf der andern ſeite Coͤln; etwas unter Trier: Boehmen, und etwas unter Coͤln, Baiern, und ſo die uͤbrige kurfuͤrſtliche wapen, in einem ketten- zuge nider, und aufgezogen; mithin iſt dijenige ordnung bei den Kurfuͤrſten allſo dahir nicht beob- achtet, wie man ſie ſonſt antrifft: in Moſeri- ſchenelementis iuris publici germ. Goett. 1760, 8v, f. 137, ſ. 138, § 112, auch in deren 4ten ausgabe 1766, 8v, ſ. 158, § 104. Wozu ſol- len aber diſe kurfuͤrſtliche wapen dahir dinen? Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget werden, ſie gleichſam ſtillſchweigende willebrife der Kurfuͤrſten bedeuten ſollen. Jn einem adels- brife des Kaiſer Leopolds vom jare 1699 fuͤr einen von Heſſig findet man dergleichen beigefuͤgete kur-
fuͤrſt-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0224"n="200"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXXII</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/>
weder inſonderheit guten fug, und macht haben,<lb/>
und inen in allen und jeden irem ſtand, namen,<lb/>
herkommen, auch ferner begnadigung und befrei-<lb/>
ung ganz und gar unnachteilig, und unſchaͤdlich<lb/>ſeyn, und bleiben.</p><lb/><p><hirendition="#et">Gebiten darauf ꝛc. ꝛc.</hi></p><lb/><p>Bei diſem adelichen wapen bemerket man eine<lb/>
beſondere abweichung gegen die adelsbriſe der vo-<lb/>
rigen zeiten. Noch unter Kaiſer Carl dem <hirendition="#aq">VI</hi><lb/>
wurden die adelsbrife allſo ausgefertiget: oben<lb/>ſtand allein der Reichsadler; darunter kamen<lb/>
Mainz; etwas darunter Trier, und Coͤln. Von<lb/>
diſen fingen die weltliche Kurfuͤrſten in zwoen rei-<lb/>
hen an:</p><lb/><list><item>Trier <hirendition="#et">Coͤln</hi></item><lb/><item>Boehmen <hirendition="#et">Baiern, und ſo fort an.</hi></item></list><lb/><p>Dahir ſtehet unter dem Reichsadler Kur-<lb/>
Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen<lb/>
uͤber auf der andern ſeite Coͤln; etwas unter Trier:<lb/>
Boehmen, und etwas unter Coͤln, Baiern, und<lb/>ſo die uͤbrige kurfuͤrſtliche wapen, in einem ketten-<lb/>
zuge nider, und aufgezogen; mithin iſt dijenige<lb/>
ordnung bei den Kurfuͤrſten allſo dahir nicht beob-<lb/>
achtet, wie man ſie ſonſt antrifft: in <hirendition="#fr">Moſeri-<lb/>ſchen</hi><hirendition="#aq">elementis iuris publici germ.</hi> Goett. 1760,<lb/>
8v, f. 137, ſ. 138, § 112, auch in deren 4ten<lb/>
ausgabe 1766, 8v, ſ. 158, § 104. Wozu ſol-<lb/>
len aber diſe kurfuͤrſtliche wapen dahir dinen?<lb/>
Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der<lb/>
Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget<lb/>
werden, ſie gleichſam ſtillſchweigende willebrife<lb/>
der Kurfuͤrſten bedeuten ſollen. Jn einem adels-<lb/>
brife des Kaiſer Leopolds vom jare 1699 fuͤr einen<lb/>
von Heſſig findet man dergleichen beigefuͤgete kur-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fuͤrſt-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[200/0224]
XXXII haubtſtuͤck,
weder inſonderheit guten fug, und macht haben,
und inen in allen und jeden irem ſtand, namen,
herkommen, auch ferner begnadigung und befrei-
ung ganz und gar unnachteilig, und unſchaͤdlich
ſeyn, und bleiben.
Gebiten darauf ꝛc. ꝛc.
Bei diſem adelichen wapen bemerket man eine
beſondere abweichung gegen die adelsbriſe der vo-
rigen zeiten. Noch unter Kaiſer Carl dem VI
wurden die adelsbrife allſo ausgefertiget: oben
ſtand allein der Reichsadler; darunter kamen
Mainz; etwas darunter Trier, und Coͤln. Von
diſen fingen die weltliche Kurfuͤrſten in zwoen rei-
hen an:
Trier Coͤln
Boehmen Baiern, und ſo fort an.
Dahir ſtehet unter dem Reichsadler Kur-
Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen
uͤber auf der andern ſeite Coͤln; etwas unter Trier:
Boehmen, und etwas unter Coͤln, Baiern, und
ſo die uͤbrige kurfuͤrſtliche wapen, in einem ketten-
zuge nider, und aufgezogen; mithin iſt dijenige
ordnung bei den Kurfuͤrſten allſo dahir nicht beob-
achtet, wie man ſie ſonſt antrifft: in Moſeri-
ſchen elementis iuris publici germ. Goett. 1760,
8v, f. 137, ſ. 138, § 112, auch in deren 4ten
ausgabe 1766, 8v, ſ. 158, § 104. Wozu ſol-
len aber diſe kurfuͤrſtliche wapen dahir dinen?
Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der
Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget
werden, ſie gleichſam ſtillſchweigende willebrife
der Kurfuͤrſten bedeuten ſollen. Jn einem adels-
brife des Kaiſer Leopolds vom jare 1699 fuͤr einen
von Heſſig findet man dergleichen beigefuͤgete kur-
fuͤrſt-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/224>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.