Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XXI haubtst. vom gastrechte.
befurchte: der arretirete möchte durchgehen; so
band man ihn; derowegen heisset bestricken so vil:
als arrestiren. Sonst kömmt auch die redensart:
verstricken die güter, welches unten (§ 3102) be-
merket ist.

Ein und zwanzigstes haubtstück
vom gastrechte.

§ 124

Die land- und hofgerichte, auch in den städten,ob das gastrecht
aus der gunst
gegen die
fremden her-
zuleiten ist?

und auf dem lande wurden die gerichte vor-
mals, und noch an verschidenen orten, nur zu be-
stimmeten zeiten feierlich, und ordentlich, oder öf-
fentlich gehalten, z. e. etwa quartals-weise, oder des
jares 2, 3 mal. Dergleichen zu gewisser zeit zu
haltende gericht heisset hir, und da auch wohl ein
ungebot; in betracht ihm der landesbrauch, oder
das gesäz, und die verordnung seine zeit bestim-
met. Wer aber ausser diser zeit das recht haben
wollte, der mußte ein gericht kaufen; dises hiß ein
gekauftes gericht, wenn hirauf der richter, nach
dem gesuche des implorantens, eine zusammenkunft
veranlassete. Man hörete die parteien, und schaf-
fete demjenigen fremden recht, welcher auf die or-
dentlichen gerichtssizungen nicht warten konnte.
Disen vorgang nennete man gastrecht (§ 6000 fgg.
des IIten th), wegen des fremden, welchen selbiges
betraf. Dises ist noch z. e. bei dem stadtrahte zu
Wezlar üblich, daß, wenn ich ausser der zeit eine
gerichtssizung verlange, ich solche um 4 kopfstücke
erhalte. Es finden sich auch beispile der gebete-
nen gastgerichte, z. e. zu Giesen, des herrn Burg-
grafens von Kirchberg, und des von Rotenhof.
Hiraus ist allso das gastrecht herzuleiten, und nicht

aus
III. Teil. K

XXI haubtſt. vom gaſtrechte.
befurchte: der arretirete moͤchte durchgehen; ſo
band man ihn; derowegen heiſſet beſtricken ſo vil:
als arreſtiren. Sonſt koͤmmt auch die redensart:
verſtricken die guͤter, welches unten (§ 3102) be-
merket iſt.

Ein und zwanzigſtes haubtſtuͤck
vom gaſtrechte.

§ 124

Die land- und hofgerichte, auch in den ſtaͤdten,ob das gaſtrecht
aus der gunſt
gegen die
fremden her-
zuleiten iſt?

und auf dem lande wurden die gerichte vor-
mals, und noch an verſchidenen orten, nur zu be-
ſtimmeten zeiten feierlich, und ordentlich, oder oͤf-
fentlich gehalten, z. e. etwa quartals-weiſe, oder des
jares 2, 3 mal. Dergleichen zu gewiſſer zeit zu
haltende gericht heiſſet hir, und da auch wohl ein
ungebot; in betracht ihm der landesbrauch, oder
das geſaͤz, und die verordnung ſeine zeit beſtim-
met. Wer aber auſſer diſer zeit das recht haben
wollte, der mußte ein gericht kaufen; diſes hiß ein
gekauftes gericht, wenn hirauf der richter, nach
dem geſuche des implorantens, eine zuſammenkunft
veranlaſſete. Man hoͤrete die parteien, und ſchaf-
fete demjenigen fremden recht, welcher auf die or-
dentlichen gerichtsſizungen nicht warten konnte.
Diſen vorgang nennete man gaſtrecht (§ 6000 fgg.
des IIten th), wegen des fremden, welchen ſelbiges
betraf. Diſes iſt noch z. e. bei dem ſtadtrahte zu
Wezlar uͤblich, daß, wenn ich auſſer der zeit eine
gerichtsſizung verlange, ich ſolche um 4 kopfſtuͤcke
erhalte. Es finden ſich auch beiſpile der gebete-
nen gaſtgerichte, z. e. zu Gieſen, des herrn Burg-
grafens von Kirchberg, und des von Rotenhof.
Hiraus iſt allſo das gaſtrecht herzuleiten, und nicht

aus
III. Teil. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXI</hi> haubt&#x017F;t. vom ga&#x017F;trechte.</hi></fw><lb/>
befurchte: der arretirete mo&#x0364;chte durchgehen; &#x017F;o<lb/>
band man ihn; derowegen hei&#x017F;&#x017F;et be&#x017F;tricken &#x017F;o vil:<lb/>
als arre&#x017F;tiren. Son&#x017F;t ko&#x0364;mmt auch die redensart:<lb/><hi rendition="#fr">ver&#x017F;tricken die gu&#x0364;ter,</hi> welches unten (§ 3102) be-<lb/>
merket i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Ein und zwanzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
vom ga&#x017F;trechte.</hi><lb/>
§ 124</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie land- und hofgerichte, auch in den &#x017F;ta&#x0364;dten,<note place="right">ob das ga&#x017F;trecht<lb/>
aus der gun&#x017F;t<lb/>
gegen die<lb/>
fremden her-<lb/>
zuleiten i&#x017F;t?</note><lb/>
und auf dem lande wurden die gerichte vor-<lb/>
mals, und noch an ver&#x017F;chidenen orten, nur zu be-<lb/>
&#x017F;timmeten zeiten feierlich, und ordentlich, oder o&#x0364;f-<lb/>
fentlich gehalten, z. e. etwa quartals-wei&#x017F;e, oder des<lb/>
jares 2, 3 mal. Dergleichen zu gewi&#x017F;&#x017F;er zeit zu<lb/>
haltende gericht hei&#x017F;&#x017F;et hir, und da auch wohl ein<lb/>
ungebot; in betracht ihm der landesbrauch, oder<lb/>
das ge&#x017F;a&#x0364;z, und die verordnung &#x017F;eine zeit be&#x017F;tim-<lb/>
met. Wer aber au&#x017F;&#x017F;er di&#x017F;er zeit das recht haben<lb/>
wollte, der mußte ein gericht kaufen; di&#x017F;es hiß ein<lb/>
gekauftes gericht, wenn hirauf der richter, nach<lb/>
dem ge&#x017F;uche des implorantens, eine zu&#x017F;ammenkunft<lb/>
veranla&#x017F;&#x017F;ete. Man ho&#x0364;rete die parteien, und &#x017F;chaf-<lb/>
fete demjenigen fremden recht, welcher auf die or-<lb/>
dentlichen gerichts&#x017F;izungen nicht warten konnte.<lb/>
Di&#x017F;en vorgang nennete man ga&#x017F;trecht (§ 6000 fgg.<lb/>
des <hi rendition="#aq">II</hi>ten th), wegen des fremden, welchen &#x017F;elbiges<lb/>
betraf. Di&#x017F;es i&#x017F;t noch z. e. bei dem &#x017F;tadtrahte zu<lb/>
Wezlar u&#x0364;blich, daß, wenn ich au&#x017F;&#x017F;er der zeit eine<lb/>
gerichts&#x017F;izung verlange, ich &#x017F;olche um 4 kopf&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
erhalte. Es finden &#x017F;ich auch bei&#x017F;pile der gebete-<lb/>
nen ga&#x017F;tgerichte, z. e. zu Gie&#x017F;en, des herrn Burg-<lb/>
grafens von Kirchberg, und des von Rotenhof.<lb/>
Hiraus i&#x017F;t all&#x017F;o das ga&#x017F;trecht herzuleiten, und nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Teil.</hi> K</fw><fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0169] XXI haubtſt. vom gaſtrechte. befurchte: der arretirete moͤchte durchgehen; ſo band man ihn; derowegen heiſſet beſtricken ſo vil: als arreſtiren. Sonſt koͤmmt auch die redensart: verſtricken die guͤter, welches unten (§ 3102) be- merket iſt. Ein und zwanzigſtes haubtſtuͤck vom gaſtrechte. § 124 Die land- und hofgerichte, auch in den ſtaͤdten, und auf dem lande wurden die gerichte vor- mals, und noch an verſchidenen orten, nur zu be- ſtimmeten zeiten feierlich, und ordentlich, oder oͤf- fentlich gehalten, z. e. etwa quartals-weiſe, oder des jares 2, 3 mal. Dergleichen zu gewiſſer zeit zu haltende gericht heiſſet hir, und da auch wohl ein ungebot; in betracht ihm der landesbrauch, oder das geſaͤz, und die verordnung ſeine zeit beſtim- met. Wer aber auſſer diſer zeit das recht haben wollte, der mußte ein gericht kaufen; diſes hiß ein gekauftes gericht, wenn hirauf der richter, nach dem geſuche des implorantens, eine zuſammenkunft veranlaſſete. Man hoͤrete die parteien, und ſchaf- fete demjenigen fremden recht, welcher auf die or- dentlichen gerichtsſizungen nicht warten konnte. Diſen vorgang nennete man gaſtrecht (§ 6000 fgg. des IIten th), wegen des fremden, welchen ſelbiges betraf. Diſes iſt noch z. e. bei dem ſtadtrahte zu Wezlar uͤblich, daß, wenn ich auſſer der zeit eine gerichtsſizung verlange, ich ſolche um 4 kopfſtuͤcke erhalte. Es finden ſich auch beiſpile der gebete- nen gaſtgerichte, z. e. zu Gieſen, des herrn Burg- grafens von Kirchberg, und des von Rotenhof. Hiraus iſt allſo das gaſtrecht herzuleiten, und nicht aus ob das gaſtrecht aus der gunſt gegen die fremden her- zuleiten iſt? III. Teil. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/169
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/169>, abgerufen am 24.11.2024.