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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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Zweiter nachtrag
von einigen hessischen redensarten, sprüch-

wörtern und ausdrücken, auch versuche eines
hessischen wörterbuches.
§ I.

Die Ober hessische sprache ist unterschiden; iedoch sind
drey Haubtaussprachen fürnämlich zu merken:

I.) Die Niderhessische, II.) des Oberfürstenthumes,
III.) was an die Wetterau grenzet.

Von der Niderhessischen sprache zeuget folgende strophe:

Tä Hessen kenger tummelt uch,
Lot alles ungerwägen,
Mä geht so hi nom ahlen gebruch,
Ein guten frinne entgegen,
waaß honn mä wohl fer en bessern Frind,
der zu uns stinge zerkehre,
als der sich an dem ärgsten findt,
fer uns, saaste zerwehre,
E es unse grose Frederich
Sins glichen kenner fenget.

Aus dem gedichte auf die Ankunft Königs Friderich aus
Schweden in Hessen.

Jme die Zitt do mä das Korn schnidet, im johr, da mä
schriewet
En tusen, sewen hungert un trissig.

§ II.

Jn der Stadt Marburg unterscheiden sich 1) die Wet-
tergässer, und 2) die Vorstädter in Weitenhaußen, nebst
3) den aus der Vorstadt Kätzerbach.

Z. e. Do furen die sturrente
off schlurre, en hadde roure
ferrern of die hoite.

das wort geben spricht der bürger göbbe aus. Sebe
fer ä Kapstück well ich uch göbbe.

§ III.
T t t t 5




Zweiter nachtrag
von einigen heſſiſchen redensarten, ſpruͤch-

woͤrtern und ausdruͤcken, auch verſuche eines
heſſiſchen woͤrterbuches.
§ I.

Die Ober heſſiſche ſprache iſt unterſchiden; iedoch ſind
drey Haubtausſprachen fuͤrnaͤmlich zu merken:

I.) Die Niderheſſiſche, II.) des Oberfuͤrſtenthumes,
III.) was an die Wetterau grenzet.

Von der Niderheſſiſchen ſprache zeuget folgende ſtrophe:

Taͤ Heſſen kenger tummelt uch,
Lot alles ungerwaͤgen,
Maͤ geht ſo hi nom ahlen gebruch,
Ein guten frinne entgegen,
waaß honn maͤ wohl fer en beſſern Frind,
der zu uns ſtinge zerkehre,
als der ſich an dem aͤrgſten findt,
fer uns, ſaaſte zerwehre,
E es unſe groſe Frederich
Sins glichen kenner fenget.

Aus dem gedichte auf die Ankunft Koͤnigs Friderich aus
Schweden in Heſſen.

Jme die Zitt do maͤ das Korn ſchnidet, im johr, da maͤ
ſchriewet
En tuſen, ſewen hungert un triſſig.

§ II.

Jn der Stadt Marburg unterſcheiden ſich 1) die Wet-
tergaͤſſer, und 2) die Vorſtaͤdter in Weitenhaußen, nebſt
3) den aus der Vorſtadt Kaͤtzerbach.

Z. e. Do furen die ſturrente
off ſchlurre, en hadde roure
ferrern of die hoite.

das wort geben ſpricht der buͤrger goͤbbe aus. Sebe
fer aͤ Kapſtuͤck well ich uch goͤbbe.

§ III.
T t t t 5
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[1401/1425] Zweiter nachtrag von einigen heſſiſchen redensarten, ſpruͤch- woͤrtern und ausdruͤcken, auch verſuche eines heſſiſchen woͤrterbuches. § I. Die Ober heſſiſche ſprache iſt unterſchiden; iedoch ſind drey Haubtausſprachen fuͤrnaͤmlich zu merken: I.) Die Niderheſſiſche, II.) des Oberfuͤrſtenthumes, III.) was an die Wetterau grenzet. Von der Niderheſſiſchen ſprache zeuget folgende ſtrophe: Taͤ Heſſen kenger tummelt uch, Lot alles ungerwaͤgen, Maͤ geht ſo hi nom ahlen gebruch, Ein guten frinne entgegen, waaß honn maͤ wohl fer en beſſern Frind, der zu uns ſtinge zerkehre, als der ſich an dem aͤrgſten findt, fer uns, ſaaſte zerwehre, E es unſe groſe Frederich Sins glichen kenner fenget. Aus dem gedichte auf die Ankunft Koͤnigs Friderich aus Schweden in Heſſen. Jme die Zitt do maͤ das Korn ſchnidet, im johr, da maͤ ſchriewet En tuſen, ſewen hungert un triſſig. § II. Jn der Stadt Marburg unterſcheiden ſich 1) die Wet- tergaͤſſer, und 2) die Vorſtaͤdter in Weitenhaußen, nebſt 3) den aus der Vorſtadt Kaͤtzerbach. Z. e. Do furen die ſturrente off ſchlurre, en hadde roure ferrern of die hoite. das wort geben ſpricht der buͤrger goͤbbe aus. Sebe fer aͤ Kapſtuͤck well ich uch goͤbbe. § III. T t t t 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1425>, abgerufen am 24.11.2024.