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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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IV buch, I haubtstück,
Dises wort bedeutet in Baiern der gerichtsbote.
Man hat das gerichtsbuch. Dises begreifet so
vil: als tabulas et regesta judicii; sonst das proto-
col. Nächst dem findet sich das sogenannte ge-
richts-kreuz.
Dises heisset: eine säule mit einem
kreuze, welche andeutet: wie weit das gericht ge-
het. Ferner ist nicht unbekannt: die gerichtsför-
derung, oder landsmannshülfe.
Wenn auf
befel des richters andere einwoner ihm beistand lei-
sten müssen, z. e. wegen der hülfe, daß sich einer
zur wehre stellet. Jn Hessen nennet man es die
landsmannshülfe, davon die acten zeugen, in sa-
chen Schenks zu Schweinsberg wider die dasigen
bürger. Zu diser tritt die gerichtsfolge, im falle
alle gerichtspflichtige, bei strafe, erscheinen müssen.
Man nennet es auch das gerichtssuchen. Der ge-
richtsgang
heisset so vil: als die proceßordnung,
wie auch die actio Es heisset auch rechtsbank.
Man hat die gerichtsgefälle, was in die gerichte
bezalet werden muß. Nicht minder saget man:
gerichtsgewalt (iurisdictio). Jmgleichen kömmt
der gerichtshafer hir und da für. Wenn der
vogt in das kloster, oder stift kam, mußte für sei-
ne pferde hafer gelifert werden. Die gerichts-
hand
zeiget das obrigkeitliche ambt an. An die
gerichtshand angeloben, ist so vil als: gerichtlich ver-
sprechen. Die gerichtshäufung bedeutet so vil:
als die hägung des gerichtes; davon sihe die
neuen kleinen schriften hägung wegen des gerich-
tes zu Lich, wie auch die anweisung für die beamb-
ten. Gerichtshos, d. i. der ort, wo gericht ge-
halten wird. Die gerichtskraft war sonst auch
bekannt, indem der richter vorher sein zu fällendes
urteil beschwor. Hirvon ist zu unterscheiden: die
gerichtslägerung. Dise heisset so vil, als justi-
tium. Der gerichtskauf bedeutet morem et ordi-

nem

IV buch, I haubtſtuͤck,
Diſes wort bedeutet in Baiern der gerichtsbote.
Man hat das gerichtsbuch. Diſes begreifet ſo
vil: als tabulas et regeſta judicii; ſonſt das proto-
col. Naͤchſt dem findet ſich das ſogenannte ge-
richts-kreuz.
Diſes heiſſet: eine ſaͤule mit einem
kreuze, welche andeutet: wie weit das gericht ge-
het. Ferner iſt nicht unbekannt: die gerichtsfoͤr-
derung, oder landsmannshuͤlfe.
Wenn auf
befel des richters andere einwoner ihm beiſtand lei-
ſten muͤſſen, z. e. wegen der huͤlfe, daß ſich einer
zur wehre ſtellet. Jn Heſſen nennet man es die
landsmannshuͤlfe, davon die acten zeugen, in ſa-
chen Schenks zu Schweinsberg wider die daſigen
buͤrger. Zu diſer tritt die gerichtsfolge, im falle
alle gerichtspflichtige, bei ſtrafe, erſcheinen muͤſſen.
Man nennet es auch das gerichtsſuchen. Der ge-
richtsgang
heiſſet ſo vil: als die proceßordnung,
wie auch die actio Es heiſſet auch rechtsbank.
Man hat die gerichtsgefaͤlle, was in die gerichte
bezalet werden muß. Nicht minder ſaget man:
gerichtsgewalt (iurisdictio). Jmgleichen koͤmmt
der gerichtshafer hir und da fuͤr. Wenn der
vogt in das kloſter, oder ſtift kam, mußte fuͤr ſei-
ne pferde hafer gelifert werden. Die gerichts-
hand
zeiget das obrigkeitliche ambt an. An die
gerichtshand angeloben, iſt ſo vil als: gerichtlich ver-
ſprechen. Die gerichtshaͤufung bedeutet ſo vil:
als die haͤgung des gerichtes; davon ſihe die
neuen kleinen ſchriften haͤgung wegen des gerich-
tes zu Lich, wie auch die anweiſung fuͤr die beamb-
ten. Gerichtshoſ, d. i. der ort, wo gericht ge-
halten wird. Die gerichtskraft war ſonſt auch
bekannt, indem der richter vorher ſein zu faͤllendes
urteil beſchwor. Hirvon iſt zu unterſcheiden: die
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tium. Der gerichtskauf bedeutet morem et ordi-

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[1342/1366] IV buch, I haubtſtuͤck, Diſes wort bedeutet in Baiern der gerichtsbote. Man hat das gerichtsbuch. Diſes begreifet ſo vil: als tabulas et regeſta judicii; ſonſt das proto- col. Naͤchſt dem findet ſich das ſogenannte ge- richts-kreuz. Diſes heiſſet: eine ſaͤule mit einem kreuze, welche andeutet: wie weit das gericht ge- het. Ferner iſt nicht unbekannt: die gerichtsfoͤr- derung, oder landsmannshuͤlfe. Wenn auf befel des richters andere einwoner ihm beiſtand lei- ſten muͤſſen, z. e. wegen der huͤlfe, daß ſich einer zur wehre ſtellet. Jn Heſſen nennet man es die landsmannshuͤlfe, davon die acten zeugen, in ſa- chen Schenks zu Schweinsberg wider die daſigen buͤrger. Zu diſer tritt die gerichtsfolge, im falle alle gerichtspflichtige, bei ſtrafe, erſcheinen muͤſſen. Man nennet es auch das gerichtsſuchen. Der ge- richtsgang heiſſet ſo vil: als die proceßordnung, wie auch die actio Es heiſſet auch rechtsbank. Man hat die gerichtsgefaͤlle, was in die gerichte bezalet werden muß. Nicht minder ſaget man: gerichtsgewalt (iurisdictio). Jmgleichen koͤmmt der gerichtshafer hir und da fuͤr. Wenn der vogt in das kloſter, oder ſtift kam, mußte fuͤr ſei- ne pferde hafer gelifert werden. Die gerichts- hand zeiget das obrigkeitliche ambt an. An die gerichtshand angeloben, iſt ſo vil als: gerichtlich ver- ſprechen. Die gerichtshaͤufung bedeutet ſo vil: als die haͤgung des gerichtes; davon ſihe die neuen kleinen ſchriften haͤgung wegen des gerich- tes zu Lich, wie auch die anweiſung fuͤr die beamb- ten. Gerichtshoſ, d. i. der ort, wo gericht ge- halten wird. Die gerichtskraft war ſonſt auch bekannt, indem der richter vorher ſein zu faͤllendes urteil beſchwor. Hirvon iſt zu unterſcheiden: die gerichtslaͤgerung. Diſe heiſſet ſo vil, als juſti- tium. Der gerichtskauf bedeutet morem et ordi- nem

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1366>, abgerufen am 25.11.2024.