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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch LXXIX haubtstück,
ein lediger korb in den mund gegeben, oder ein
zedel auf die brust gehäftet, mit der aufschrift:
mutwilliger bankerottirer; 4) auch müssen sie an
einigen orten zur schande einen gelben hut tragen;
5) sie gehören in den schuldthurm; 6) man ver-
folget selbige mit steckbrifen. Von Marburg
war einer vor etwa 10jaren entwichen. Ein
gläubiger entdeckete ihn zu Wirzburg. Entstand
die frage: ob man ihn durch erfoderungsschrei-
ben, nach Marburg auslifern lassen solle? Die
regirung überlegete die unkosten, welche auf 500
fl. sich belifen. Man dachte an die regel: du
sollst kein lebendiges gelt nach dem toden gelte
werfen. Nicht zu gedenken der schwirigkeit: durch
so viler herren lande einen verschwender süren zu
lassen, und was dises für einen aufenthalt verur-
sachet; daher blibe die sache ersizen. Freilich wird
sonst die auswärtige obrigkeit ersuchet: ihn zur
haft zu bringen; 7) wird er in dreier herren lande
öffentlich vorgeladen, bei strafe der erlosigkeit; 8)
wird er beim aussenbleiben für einen bankerotti-
rer, mithin für erloß, geachtet; 9) aller ämbter,
und erenstellen, auch rechtswoltaten, verlustig er-
kläret; 10) darf er nicht durch einen bevollmäch-
tigten sich stellen; sondern er muß allemal in per-
son erscheinen, wobei er das gemeine sichere geleit
hat. Jst er allso durch verschulden verarmet, wird
er durchs urtel erlos erkannt, aller aembter un-
fähig geachtet; ihm kein erliches begräbniß ver-
stattet; ist ihm die börse verboten; darf er keinen
mäkler abgeben etc. Ein betrüglicher bankerottirer
wird an den pranger gestellet, muß er fürs künf-
tige einen gelben hut tragen; wird er auf befinden
zum vestungsbau, bei wasser, und brod, verdam-
met. Hat er bei seiner flucht gelter mitgenommen,
die sich auf 100 rthl. belaufen, und dise ihm nicht

erlassen

III buch LXXIX haubtſtuͤck,
ein lediger korb in den mund gegeben, oder ein
zedel auf die bruſt gehaͤftet, mit der aufſchrift:
mutwilliger bankerottirer; 4) auch muͤſſen ſie an
einigen orten zur ſchande einen gelben hut tragen;
5) ſie gehoͤren in den ſchuldthurm; 6) man ver-
folget ſelbige mit ſteckbrifen. Von Marburg
war einer vor etwa 10jaren entwichen. Ein
glaͤubiger entdeckete ihn zu Wirzburg. Entſtand
die frage: ob man ihn durch erfoderungsſchrei-
ben, nach Marburg auslifern laſſen ſolle? Die
regirung uͤberlegete die unkoſten, welche auf 500
fl. ſich belifen. Man dachte an die regel: du
ſollſt kein lebendiges gelt nach dem toden gelte
werfen. Nicht zu gedenken der ſchwirigkeit: durch
ſo viler herren lande einen verſchwender ſuͤren zu
laſſen, und was diſes fuͤr einen aufenthalt verur-
ſachet; daher blibe die ſache erſizen. Freilich wird
ſonſt die auswaͤrtige obrigkeit erſuchet: ihn zur
haft zu bringen; 7) wird er in dreier herren lande
oͤffentlich vorgeladen, bei ſtrafe der erloſigkeit; 8)
wird er beim auſſenbleiben fuͤr einen bankerotti-
rer, mithin fuͤr erloß, geachtet; 9) aller aͤmbter,
und erenſtellen, auch rechtswoltaten, verluſtig er-
klaͤret; 10) darf er nicht durch einen bevollmaͤch-
tigten ſich ſtellen; ſondern er muß allemal in per-
ſon erſcheinen, wobei er das gemeine ſichere geleit
hat. Jſt er allſo durch verſchulden verarmet, wird
er durchs urtel erlos erkannt, aller aembter un-
faͤhig geachtet; ihm kein erliches begraͤbniß ver-
ſtattet; iſt ihm die boͤrſe verboten; darf er keinen
maͤkler abgeben ꝛc. Ein betruͤglicher bankerottirer
wird an den pranger geſtellet, muß er fuͤrs kuͤnf-
tige einen gelben hut tragen; wird er auf befinden
zum veſtungsbau, bei waſſer, und brod, verdam-
met. Hat er bei ſeiner flucht gelter mitgenommen,
die ſich auf 100 rthl. belaufen, und diſe ihm nicht

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[1330/1354] III buch LXXIX haubtſtuͤck, ein lediger korb in den mund gegeben, oder ein zedel auf die bruſt gehaͤftet, mit der aufſchrift: mutwilliger bankerottirer; 4) auch muͤſſen ſie an einigen orten zur ſchande einen gelben hut tragen; 5) ſie gehoͤren in den ſchuldthurm; 6) man ver- folget ſelbige mit ſteckbrifen. Von Marburg war einer vor etwa 10jaren entwichen. Ein glaͤubiger entdeckete ihn zu Wirzburg. Entſtand die frage: ob man ihn durch erfoderungsſchrei- ben, nach Marburg auslifern laſſen ſolle? Die regirung uͤberlegete die unkoſten, welche auf 500 fl. ſich belifen. Man dachte an die regel: du ſollſt kein lebendiges gelt nach dem toden gelte werfen. Nicht zu gedenken der ſchwirigkeit: durch ſo viler herren lande einen verſchwender ſuͤren zu laſſen, und was diſes fuͤr einen aufenthalt verur- ſachet; daher blibe die ſache erſizen. Freilich wird ſonſt die auswaͤrtige obrigkeit erſuchet: ihn zur haft zu bringen; 7) wird er in dreier herren lande oͤffentlich vorgeladen, bei ſtrafe der erloſigkeit; 8) wird er beim auſſenbleiben fuͤr einen bankerotti- rer, mithin fuͤr erloß, geachtet; 9) aller aͤmbter, und erenſtellen, auch rechtswoltaten, verluſtig er- klaͤret; 10) darf er nicht durch einen bevollmaͤch- tigten ſich ſtellen; ſondern er muß allemal in per- ſon erſcheinen, wobei er das gemeine ſichere geleit hat. Jſt er allſo durch verſchulden verarmet, wird er durchs urtel erlos erkannt, aller aembter un- faͤhig geachtet; ihm kein erliches begraͤbniß ver- ſtattet; iſt ihm die boͤrſe verboten; darf er keinen maͤkler abgeben ꝛc. Ein betruͤglicher bankerottirer wird an den pranger geſtellet, muß er fuͤrs kuͤnf- tige einen gelben hut tragen; wird er auf befinden zum veſtungsbau, bei waſſer, und brod, verdam- met. Hat er bei ſeiner flucht gelter mitgenommen, die ſich auf 100 rthl. belaufen, und diſe ihm nicht erlaſſen

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1354>, abgerufen am 24.11.2024.